Maskenbildner/-in Die Verwandlungskünstler
Maskenbildner schaffen Phantasiefiguren, schminken Narben und Verletzungen, verwandeln junge Menschen in Greise, frisieren die Darsteller und knüpfen Bärte und Perücken. In ihrem Beruf ist neben Kreativität auch Geschick und Geduld gefragt.
Am Mainfrankentheater Würzburg feiert in wenigen Tagen die Tragödie "Orestie" Premiere. Die Maskenbildner arbeiten mit Hochdruck: sie frisieren Perücken, knüpfen Bärte und fertigen aufwändige Masken aus Silikon. "Es ist toll, dass ich bei dieser Produktion dabei sein darf", sagt Nicole Madeleyn. "Wir arbeiten hier mit den unterschiedlichsten Materialien, dabei kann ich unheimlich viel lernen." Die Auszubildende formt Ohren aus Plastilin. Vorsichtig zeichnet sie mit einem Werkzeug die Gehörgänge nach. "Sobald das Ohr getrocknet ist, mache ich einen Abdruck aus Gips, die Negativform. Die gieße ich mit Schaumstoff aus und fertig ist das Ohr, das ich dann noch bemale."
40 Stunden für eine Perücke
Viel Geduld benötigt die 22-Jährige beim Perückenknüpfen. Strähne für Strähne - alles Echthaar - arbeitet sie in den Tüll ein. Rund 40 Stunden dauert es, bis die Perücke fertig ist. "Neben der Schminkarbeit, die durchaus mal stressig sein kann, ist das eine nette Abwechslung", meint Nicole. "Wenn ich knüpfe, schalte ich ab und kann mich entspannen." Längst gewöhnt hat sie sich an die unregelmäßigen Arbeitszeiten. "Wenn keine Vorstellung läuft, arbeiten wir von 9 bis 17 Uhr in der Werkstatt. Meistens aber sind die Tage zweigeteilt: Von 9 bis 13 Uhr stehen oder sitzen wir in der Werkstatt und um 17 Uhr beginnt der Abenddienst, der ungefähr bis 23 Uhr dauert." Kurz nach 17 Uhr kommt Nicole in die Maske und bereitet die Schminkutensilien vor. Auf dem Programm steht Mozarts "Zauberflöte". Die Auszubildende verwandelt eine der Schauspielerinnen in eine Schlange. Maskenbildner dürfen keine Scheu haben, Menschen zu berühren und sollten Vertrauen ausstrahlen.
"Die Arbeitszeiten sind auf jeden Fall eine Umstellung gewesen. Davor habe ich beim Frisör gearbeitet, da war der Tagesablauf klar geregelt. Hier am Theater komme ich manchmal erst um 12 Uhr nachts nach Hause, aber das gehört dazu und macht mir nichts aus."
Nicole Madeleyn, Auszubildende (22 Jahre)
Täuschend echte Effekte
Während Nicole die theoretischen Grundlagen im Blockunterricht an der Berufsschule in Baden-Baden lernt, wechseln sich bei Annica Maier Theorie und Praxis mehrmals die Woche ab. Die 21-Jährige macht ihre Ausbildung an der "Maskenbildner-Akademie Romy Hutsch" in München. Heute ist Chefmaskenbildner Albin Löw gekommen und zeigt den Schülerinnen, wie sie eine Schussverletzung schminken. "Für diese "Special Effects" ist der Anatomieunterricht Gold wert", erklärt Löw. Denn alles muss echt wirken, die Kamera würde jede Unachtsamkeit, jeden Fehler aufdecken. "Am Theater ist das anders: Da wird auf Entfernung geschminkt und damit gröber, plakativer."
"Vorbild für die Verletzungen sind echte Operationen und Wunden, denn wir wollen alles so real wie möglich darstellen. Man sollte als Maskenbildnerin also Blut sehen können. Das ist eine Überwindung, aber man lernt es mit der Zeit."
Annica Maier, Auszubildende (21 Jahre)
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Maskenbildner/-in
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Wer Maskenbildner/-in werden möchte, kann sich zwischen einer (meist kostenpflichtigen) Ausbildung an einer Maskenbildnerschule und einer dualen Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule entscheiden. Alle bayerischen Auszubildenden haben mehrmals im Jahr Blockunterricht an der Berufsschule in Baden-Baden.
- Zugang: Grundsätzlich wird keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben, die Schulpflicht muss jedoch erfüllt sein. Die Betriebe stellen überwiegend Bewerber mit Hochschulreife ein. Für die Ausbildung ist ein Mindestalter von 16 Jahren vorgeschrieben. Eine abgeschlossene Friseurausbildung ist von Vorteil, aber nicht zwingend notwendig.
- Eignung: In diesem Beruf ist neben Kreativität und Teamarbeit vor allem handwerkliches Geschick gefragt: Perücken müssen angefertigt, Masken modelliert und die Darsteller geschminkt und frisiert werden. Maskenbildner/ -innen müssen sehr sorgfältig arbeiten, Geduld haben und Sinn für Ästhetik besitzen. Da sie ständig mit anderen Menschen zu tun haben, sollten sie freundlich sein und sich gut ausdrücken können.
- Wichtige Schulfächer: Wer in den Fächern Kunst, Werken/Technik und Chemie fit ist, bringt gute Voraussetzungen mit für eine erfolgreiche Ausbildung zum/zur Maskenbildner/-in.
- Perspektiven: Nach Abschluss ihrer Ausbildung arbeiten viele Maskenbildner/ -innen freiberuflich. Dafür müssen sie zeitlich flexibel und mobil sein. Oft spezialisieren sie sich, zum Beispiel auf "Special Effects" oder Airbrush-Schminken.
- Ausbildungsalternativen: Kosmetiker/Kosmetikerin, Friseur/Friseurin
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Verdienstmöglichkeiten
Angehende Maskenbildner/-innen, die sich für die duale Ausbildung entschieden haben, verdienen zwischen 500 und 700 Euro brutto im Monat.
Gefahr
Maskenbildner/-innen kommen ständig mit Haaren, Puder, Cremes und Lösungsmitteln in Berührung. Diese können die Haut und die Atemwege reizen.
Info
Maskenbildner beim Film oder Fernsehen arbeiten nicht nur im Studio, sondern auch im Freien - egal, bei welchem Wetter. Vor Drehbeginn schminken und frisieren sie die Schauspieler. Während des Drehs müssen sie ständig am Set sein, um zwischen den Szenen Frisur und Make-up aufzufrischen. Gerade im Winter eine Herausforderung. Egal, ob sie in der Filmbranche oder am Theater beschäftigt sind: Maskenbildner/-innen haben sehr unregelmäßige Arbeitszeiten. Für Produktionen oder Vorstellungen müssen sie oft bis in den Abend hinein und auch am Wochenende arbeiten - oft unter Zeitdruck.