Naturwerksteinmechaniker/-in (MBT) Den Stein ins Rollen bringen
Naturwerksteinmechaniker fertigen aus Steinrohblöcken Arbeitsplatten, Bodenplatten, Steinfassaden. Aber auch Grabsteine und Denkmäler. Sie setzen dabei sowohl computergesteuerte Maschinen und Anlagen ein, also klassische Werkzeuge.
Egzon Rraqi macht eine Ausbildung zum Naturwerksteinmechaniker. Egzon lernt, Platten, Fliesen und Steinblöcke anzufertigen. Er hat mächtig Spaß an der abwechslungsreichen Arbeit. Die Ausbildung zum Naturwerksteinmechaniker dauert drei Jahre und wird von Industriebetrieben angeboten. Anders als die Steinmetze in den Handwerksbetrieben arbeiten Naturwerksteinmechaniker überwiegend in Fabriken und oft im Schichtdienst.
Die Auszubildenden können zwischen drei Fachrichtungen wählen: Maschinenbearbeitungstechnik, Schleiftechnik und Steinmetztechnik. In der Praxis sind die Übergänge dabei fließend. Meist entscheiden sich die Lehrlinge für die Fachrichtung Maschinenbearbeitungstechnik. Dabei lernen sie, maschinell Steine zu bearbeiten. Die Maschinen und Anlagen sind oft sehr groß und meistens sehr laut! Naturwerksteinmechaniker bearbeiten auch Kunststeine - etwa aus Beton, Zement und Gips.
Auch Lehrling Alexander Ernst hat sich den Ausbildungsberuf entschieden. Er ist 18 Jahre alt und steht kurz vor der Gesellenprüfung. Obwohl auch er die Fachrichtung Maschinenbearbeitung gewählt hat, muss er dennoch die Grundlagen klassischer Steinmetztechniken beherrschen. Alexander braucht dazu Fingerspitzengefühl und ein gutes Auge. Das Arbeiten mit den schweren Steinen geht in die Knochen - trotz des Maschineneinsatzes. Dennoch bereut Alexander seine Berufswahl nicht. Immer neue Maschinen und Anlagen erleichtern die Arbeit. Dennoch: Der Job in der Naturwerksteinindustrie ist kein Zuckerschlecken.
"Schulnoten sind sekundär in diesem Beruf, weil es eine sehr praxisbezogene Arbeit ist. Die Arbeit wird geübt, trainiert, gelernt über drei Jahre. Und die Berufsschule ist auch wichtig, ist auch anspruchsvoll, aber sie ist zu schaffen. Wir verlangen im Prinzip von jedem Auszubildenden, dass er quasi an jeder Maschine arbeiten kann. Natürlich wird er dann hinterher, nach der Lehre, wenn er übernommen wird, eine Maschine hauptamtlich, oder sagen wir einmal zu 90 Prozent, bedienen und in dem Bereich tätig sein. Aber es kann schon sein, dass wir auch Leute umsetzen müssen. Je nach Bedarf, je nach Auftragslage. Und deswegen wollen wir immer, dass die Jugendlichen alles können, nicht nur einen Teilbereich."
Johann Stiegler, Unternehmer
Die Ausbildung in den Betrieben wird durch Unterricht in der Berufsschule ergänzt. Länderübergreifend bieten nur die Berufsschulen Mayen in Rheinland-Pfalz und Eichstätt in Bayern die entsprechenden Fachklassen an. Für die Azubis heißt das: mehrwöchiger Blockunterricht und Übernachten im Wohnheim. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz unterscheiden sich regional sehr. In Gebieten, die traditionell Natursteine aufbereiten, herrscht seit Jahren ein reger Bedarf an Auszubildenden. Im Großraum Eichstätt/Weißenburg/Solnhofen etwa. Rund 35 Natursteinbetriebe mit mehr als 1.600 Beschäftigten machen die Region zu einem Zentrum der Natursteinindustrie. Naturwerksteinmechaniker sind auch in verwandten Branchen gesucht: In Betonwerken, im Natursteingroßhandel und bei Steinmetzbetrieben. Nicht zuletzt, weil sie gewohnt sind, im Team zu arbeiten.
Zwei Drittel der Azubis bringen einen Hauptschulabschluss mit, ein Drittel die mittlerer Reife. Lehrlinge, die sicher mit Computern umgehen können, tun sich leichter, wenn sie CNC-Maschinen bedienen sollen. Diese computergesteuerten Anlagen gehören in der Branche längst zum Standard. Der Computer berechnet, wie die Steinplatten mit möglichst wenig Verlust zugeschnitten werden.
Die Arbeit der Naturwerksteinmechaniker ist so vielfältig wie die Produktpalette aus Stein. Übrigens: Die Experten bezeichnen alle bearbeiteten Steine als Werksteine, seien es nun Bodenplatten, Treppenstufen oder Arbeitsplatten. Werkstein - daher hat der Beruf seinen Namen. Handwerksbetriebe dürfen noch keine Naturwerksteinmechaniker ausbilden. Aber fertig ausgebildete Gesellen aus der Industrie sind bei ihnen durchaus gesucht. Der Grund: Auch in klassischen Steinmetzbetrieben setzen die Unternehmer verstärkt große Anlagen und Maschinen zur Steinbearbeitung ein.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Naturwerksteinmechaniker/-in - Maschinenbearbeitungstechnik
- Ausbildungsdauer: Drei Jahre.
- Ausbildungsform: Die Ausbildung ist bundesweit geregelt und wird in Industriebetrieben angeboten.
- Prüfung: Die Abschlussprüfung besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil. Die praktische Prüfung dauert bis zu sieben Stunden. Dabei muss der Prüfling beispielsweise ein Werkstück unter Einsatz programmierbarer Steinbearbeitungsmaschinen herstellen.
- Ausbildungsorte: Naturwerksteinmechaniker/-innen der Fachrichtung Maschinenbearbeitungstechnik werden im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule ausgebildet. Überwiegend absolvieren Auszubildende ihre Ausbildung in Naturwerksteinbetrieben oder Steinmetzereien. Meist sind sie tätig in Werkstätten und -hallen, zum Teil auch auf Baustellen im Freien. Die Berufsschule wird im Blockunterricht für Fachklassen angeboten. Entsprechende Berufsschulen gibt es nur in Mayen (Rheinland-Pfalz) oder Eichstätt.
- Zugang: Grundsätzlich ist keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben. Die Betriebe stellen aber überwiegend Bewerber mit Hauptschulabschluss oder der mittleren Reife ein.
- Eignung: Naturwerksteinmechaniker/-innen müssen körperlich fit sein, sollten ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzen und Spaß daran haben, mit Steinen zu arbeiten.
- Perspektiven: Beschäftigung finden Naturwerksteinmechaniker/-innen in Betrieben der Natursteinindustrie, im Natursteingroßhandel, aber auch in Steinmetzbetrieben. Das Stellenangebot ist regional sehr unterschiedlich.
- Alternativen:
- Natursteinmechaniker/-in (Schleiftechnik)
- Natursteinmechaniker/-in (Steinmetztechnik)
- Steinmetz/-in
- Bildhauer/-in
- Betonfertigteilbauer/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Gefahrenpotenzial
Naturwerksteinmechaniker/-innen transportieren oft große Platten und bewegen massive Steinquader. Je nach Größe kommen schnell mehrere hundert Kilo zusammen. Der Umgang mit den schweren Lasten und mit den mächtigen Maschinen erfordert volle Konzentration. Sicherheitsschuhe und Handschuhe sind Pflicht. Und Alkohol am Arbeitsplatz ist streng tabu.
Genauigkeit
Beim Einrichten der Anlagen geht es oft um Millimeter. Die Naturwerksteinmechaniker/-innen müssen sehr genau arbeiten. Steht der Stein schief oder nicht genau in Position, kann das dazu führen, dass der Stein versägt wird. Schlimmstenfalls wäre der Rohstein unbrauchbar. Das bedeutet rasch einen Verlust von einigen hundert Euro.
Teamarbeit
Naturwerksteinmechaniker/-innen müssen im Team arbeiten können. Oft sind die einzelnen Steine und Platten so schwer, dass sie nur von mehreren Menschen gemeinsam bewegt werden.