Produktionsmechaniker/-in Textil Der Herr der Fäden
Stoffe, Garne, Vlies und Strümpfe - all das gäbe es nicht ohne Produktionsmechaniker Textil. Mit geschickten Fingern richten sie Webmaschinen ein, warten Vliesstoffstraßen und reparieren unter Zeitdruck Strickmaschinen.
Wo man hinsieht: Fäden. Tausende bunte Fäden. Gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten - aber kein Problem für Sebastian Häßler. Der Produktionsmechaniker Textil hat gerade einen Kettbaum, eine Rolle mit unzähligen nebeneinanderliegenden Fäden, in eine Webmaschine eingelegt. Diese "Kette" ist die Grundlage des entstehenden Stoffes, Sebastian muss sie nun mit den Enden der davor verwendeten Kette verknoten - so kann die Maschine schnell und problemlos weiterlaufen. Mit geschickten Fingern bringt er Ordnung in den Fadensalat, die Knoten macht heute zum Glück eine Maschine. Und dann geht's los: Bis zu 400 Mal pro Minute schießt das Webblatt vor und zurück und webt den Schussfaden ein. Der Stoff entsteht. Sebastians Arbeitsplatz ist richtig laut: 60 Webmaschinen rattern gleichzeitig, bis zu 30 Kilometer Stoff produzieren sie pro Woche, in unzähligen Farben und Mustern. Gehörschutz ist Pflicht!
Azubi mit viel Verantwortung
Wie die meisten Produktionsmechaniker Textil in Deutschland hat auch Sebastian die Textilberufsschule im oberfränkischen Münchberg besucht. Hier sind die Azubis nach Fachrichtungen aufgeteilt: Es gibt Klassen für Webereitechnik, für Strickereitechnik und für Vliesstofftechnik. In der lernt Daniel Preuß. Obwohl er noch im dritten Lehrjahr ist, kümmert er sich in seinem Ausbildungsbetrieb schon selbständig um eine Produktionsstraße.
"Es ist viel Fummelarbeit, die Webmaschinen einzurichten. Aber nicht jeder Stoff ist gleich: Beim einen sind die Fäden dünner, beim anderen tut man sich leichter. Man hat viel Abwechslung - die Arbeit wird nie zu nervig."
Sebastian Häßler, 21, Webereitechnik
Vliesstoff entsteht aus weißen Kunstfasern, er ist hitzebeständig und wird für Isolationen verwendet. Daniel mischt verschiedene Faserstoffe, gibt die Produktionsdaten am Computer ein und startet die Maschine. Dann kontrolliert er aufmerksam, ob alles passt, ölt hier mal ein Teil, wechselt dort mal eine Kette. Außerdem nimmt er regelmäßig Proben vom entstehenden Vlies. Er misst Gewicht, Dicke und Dichte und vergleicht die Werte mit den Vorgaben. Er trägt viel Verantwortung!
Tüftler mit geschickten Fingern
Wenn andere Leute ins Bett gehen, macht sich Markus Scharf auf den Weg zur Arbeit: Nachtschicht. Die gehört für Produktionsmechaniker Textil dazu, die Maschinen laufen rund um die Uhr. So auch die Strickmaschinen, für die Markus zuständig ist. Auf ihnen entstehen aus feinstem Garn Kompressionsstrümpfe. Markus ist der Mann für alle Fälle: Immer, wenn eine Maschine fehlerhafte Strümpfe produziert, muss er ran. Mal ist eine von fast vierhundert Stricknadeln abgebrochen, mal gibt es Probleme mit dem Fadenlauf. Markus tauscht die defekten Teile aus. Er arbeitet unter Zeitdruck, aber immer sehr genau. Produktionsmechaniker Textil sind wahre Tüftler.
"Es gibt alltägliche Fehler - ich sehe den Strumpf und weiß, was an der Strickmaschine kaputt ist. Aber es gibt auch Fehler, bei denen ich eine Weile überlegen muss. Da stehe ich dann schon mal mehrere Stunden vor einer Maschine, bis ich das Problem erkannt habe."
Markus Scharf, Strickereitechnik
Gute Bewerber gesucht
Die Textilbranche in Deutschland ist in den letzten Jahren geschrumpft. Es gibt immer weniger Hersteller von klassischen Stoffen und Bekleidung, technische Textilien wie Vlies gewinnen aber an Bedeutung. Gute Produktionsmechaniker Textil sind nach wie vor gesucht!
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Produktionsmechaniker/ -in Textil
- Ausbildungsdauer: drei Jahre
- Ausbildungsform: duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule: Die meisten Betriebe schicken ihre Azubis zum Blockunterricht an die Textilberufsschule im oberfränkischen Münchberg - mehrere Wochen am Stück, Übernachtung im Internat inklusive. Für Schüler aus Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein gibt es das Berufliche Schulzentrum e.o.plauen in Plauen/Sachsen
- Prüfung: Industrie- und Handelskammer
- Ausbildungsorte: vor allem Hersteller von Textilien (z.B. Webereien, Strickereien, Vliesstoffindustrie) und Hersteller von Bekleidung (z.B. Strumpfwaren- oder Schalhersteller)
- Zugang: offiziell vorgeschrieben ist kein bestimmter Schulabschluss - die meisten Azubis haben den qualifizierenden Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife
- Eignung: Bewerber brauchen gute Kenntnisse in Mathematik und Physik; sie sollten sich mit Technik auskennen, geschickte Finger haben und auch unter Zeitdruck genau und sorgfältig arbeiten
- Perspektiven: Spezialisierung auf Maschinengruppen und Einsatzgebiete; Aufstieg im Unternehmen, z.B. zum Vorarbeiter oder Schichtführer; Weiterbildung zum Techniker in Textiltechnik; Prüfung zum Industriemeister in Textilwirtschaft; Bachelor-Studium in Textiltechnik
- Alternativen: im Bereich Textilveredelung: Produktveredler Textil; im Bereich Labor: Textillaborant; im Bereich Mechanik: Industriemechaniker, Feinwerkmechaniker; im Bereich Betriebs-/Produktionstechnik: u.a. Verpackungsmitteltechniker, Verfahrensmechaniker für Glastechnik, Buchbinder Fachrichtung Buchfertigung, Papiertechnologe; im Bereich Elektrogerätebau/Elektrotechnik: u.a. Systemelektroniker, Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik/für Geräte und Systeme/für Betriebstechnik
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Geld
Nicht alle Produktionsmechaniker Textil verdienen dasselbe. Von Branche zu Branche gibt es große Unterschiede beim Gehalt: Betriebe der klassischen Textilindustrie zahlen weniger als Firmen der Chemieindustrie, etwa Vliesstoffhersteller.
Genauigkeit
Produktionsmechaniker Textil haben es mit feinsten Materialien zu tun: Garne, Fasern, Fäden. Beim Einrichten und Warten der Maschinen brauchen sie geschickte Finger und müssen ganz genau arbeiten. Schon kleine Fehler können das entstehende Produkt unbrauchbar machen.
Kleidung
In den Produktionshallen stehen unzählige Maschinen. Die arbeiten alle gleichzeitig und machen einen Höllenlärm. In den meisten Betrieben der Textilindustrie ist deshalb Gehörschutz Pflicht!
Arbeitszeit
Die Maschinen laufen in vielen Betrieben rund um die Uhr. Auf Schichtarbeit muss man sich einstellen - auch am Wochenende.