Schornsteinfeger/-in Hoch hinaus im Dienst der Umwelt
Früher bestand die Hauptaufgabe der Schornsteinfeger darin, Kamine und Öfen zu reinigen. Inzwischen sind sie Experten auf den Gebieten Sicherheit, Umwelt und Energie. Sie reinigen und kontrollieren Anlagen, messen und dokumentieren Abgaswerte und beraten Kunden.
"Guten Morgen." Julian Jordan begrüßt die Mieterin mit einem freundlichen Lächeln und folgt ihr dann in den zweiten Stock des Hauses. Der junge Schornsteinfeger öffnet das Dachfenster und klettert hinaus. Auf den Ziegeln sind Tritte angebracht, mit deren Hilfe Julian vorsichtig nach oben steigt, bis er am Kamin angekommen ist. Jetzt kann er mit dem Reinigen anfangen. Für den 17-Jährigen hat gerade das zweite Lehrjahr begonnen. Schornsteine darf er bereits selbstständig kehren, wenn sein Kollege Andreas Reder in der Nähe ist. Er hat vor einigen Jahren seine Meisterprüfung abgelegt und leitet den Azubi an, wenn der Chef nicht selbst mit draußen ist. "Geh noch mal mit der Kehrleine rein", ruft Andreas Julian vom Garten aus zu. Dieser versenkt die 20 Meter lange Leine mit der Kugel am Ende ein weiteres Mal im Kamin.
Vorsichtig und schwindelfrei
Auf dem Dach sind Schornsteinfeger nicht mit Gurten oder anderen Hilfen gesichert. Sie müssen deshalb äußerst vorsichtig und auch schwindelfrei sein. Fertig. Julian steigt die Tritte hinab und klettert durchs Dachfenster wieder ins Haus. Nun geht es in den Keller. Hier kratzt er den Ruß, der sich im Kamin gelöst hat, in seinen Eimer und entsorgt den Inhalt in der Mülltonne.
Ofenbenutzung nur nach Freigabe
Eine Straße weiter wartet bereits Julians Chef Reinhold Noe. Der Bezirkskaminkehrermeister hat einen Termin bei einem Kunden, der einen neuen Kaminofen in seinem Haus aufgestellt hat. Bevor er ihn anschüren darf, muss der Ofen vom Schornsteinfeger abgenommen werden. Mit einem Maßstab prüft Julian den Abstand des Ofens zu brennbaren Bauteilen. Der wurde eingehalten. Die Immissionswerte sind nach Angaben des Herstellers auch in Ordnung. Mit Hilfe einer Kaminkamera prüft der Azubi das Innenleben des Schornsteins. Beschädigungen würde er dabei ebenso erkennen wie elektrische Leitungen, die durch den Kamin verlaufen. In diesem Fall ist alles okay. Reinhold Noe schreibt dem Kunden eine Bescheinigung aus, er darf seinen Holzofen nun in Betrieb nehmen.
"Wenn es in Strömen regnet, gehen wir nicht aufs Dach, das wäre zu gefährlich. Wind aber macht uns nichts aus; der muss schon sehr stark sein, dass wir unten bleiben."
Julian Jordan, Auszubildender (17 Jahre)
Grenzwerte für eine saubere Umwelt
Umweltschutz spielt eine wichtige Rolle in diesem Beruf. Schornsteinfeger müssen stets die aktuellen Gesetze, Verordnungen und Richtlinien kennen. Der Stoff ist umfangreich, was die Azubis vor allem in der Berufsschule merken. So gibt es beispielsweise die Bundesimmissionsschutzverordnung. Sie legt Grenzwerte fest, die die jeweiligen Anlagen nicht überschreiten dürfen. Sie zu überprüfen, gehört zu den Aufgaben des Schornsteinfegers.
Mit Schäl- und Schultereisen in die Räucherkammer
Patrick Siebentritt steht mit Bettina Wittmann im Heizungskeller eines Einfamilienhauses. Mit Hilfe eines Messgeräts bestimmen der Lehrling und die Schornsteinfegermeisterin unter anderem den Kohlenmonoxid-, Kohlendioxid- und Russ-Ausstoß sowie die Abgastemperatur der Anlage. Bettina trägt die Werte in ein Protokoll ein. Sie liegen allesamt unter der vorgeschriebenen Grenze. Der 18-Jährige ist im dritten Lehrjahr und macht seine Ausbildung in der Nähe von Gunzenhausen. Hier im Fränkischen Seenland gibt es noch viele private Räucherkammern, die einmal im Jahr gereinigt werden müssen. Mit Schäleisen und Schultereisen "bewaffnet" klingeln Patrick und Bettina an einem alten Bauernhaus. Die Räucherkammer steht auf dem Dachboden, die beiden müssen also vier teils steile Treppen hinaufsteigen. Patrick schwitzt jetzt schon, dabei liegt die Arbeit noch vor ihm. Gut eine halbe Stunde dauert es, bis er die etwa 1,5 Meter breite, zwei Meter hohe und 80 Zentimeter tiefe Kammer gesäubert hat. Der Geruch nach geräuchertem Schinken setzt sich in Patricks schwarzem Anzug fest, sein Gesicht ist über und über mit Ruß verschmiert. Dem 18-Jährigen macht das nichts aus, es gehört eben dazu in seinem Beruf.
"Es ist eine sehr dreckige Arbeit. Im Sommer hat's auf den Dachböden ungefähr 40 bis 50 Grad, es ist also richtig heiß. Wer diesen Job macht, muss also körperlich fit sein."
Patrick Siebentritt, Auszubildender (18 Jahre)
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Schornsteinfeger/-in
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule. In Bayern gibt es zwei Berufsschulen für Schornsteinfeger: In Mühlbach (Oberpfalz) werden die Azubis aus Franken und der Oberpfalz unterrichtet, München ist für die Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern sowie Schwaben zuständig. Der Unterricht erfolgt jeweils in Blockform.
- Zugang: Grundsätzlich wird keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend Bewerber mit Mittlerer Reife ein.
- Eignung: Schornsteinfeger kehren Kamine und beseitigen Ablagerungen. Dafür müssen sie handwerkliches Geschick mitbringen. Auch technisches Verständnis ist gefragt, zum Beispiel, wenn Anlagen überprüft oder Messungen durchgeführt werden sollen. Dabei gibt es eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen zu beachten. Schornsteinfeger müssen also sehr sorgfältig arbeiten.
- Wichtige Schulfächer: Wer in den Fächern Werken/Technik, Mathematik und Physik/Chemie fit ist, bringt gute Voraussetzungen mit für eine erfolgreiche Ausbildung zum/zur Schornsteinfeger/-in.
- Perspektiven: Nach bestandener Gesellenprüfung haben Schornsteinfeger vielfältige Karrieremöglichkeiten. Sie können zwischen verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten wählen, studieren oder die Meisterprüfung ablegen und sich dann mit einem eigenen Betrieb selbstständig machen.
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Verdienstmöglichkeiten
Angehende Schornsteinfeger verdienen zwischen 450 und 650 Euro brutto im Monat.
Kraft
Mit Kehrleine und anderen Werkzeugen "bewaffnet" gehen Schornsteinfeger von Haus zu Haus. Dabei legen sie täglich mehrere Kilometer zurück. Gerade ältere Gebäude haben keinen Aufzug, der Weg zum Dach oder in den Keller führt über unzählige Treppen. Ist der Kamin endlich erreicht, ist Muskelkraft beim Reinigen gefragt. Schornsteinfeger müssen also fit sein.
Info
Das Handwerk des Schornsteinfegers ist so umfangreich, dass die Ausbildungsbetriebe ihren Lehrlingen meist nicht alle Kenntnisse vermitteln können. Deshalb gibt es die überbetriebliche Ausbildung: Einmal im Jahr besuchen die Azubis für zwei bis drei Wochen das für sie zuständige Ausbildungszentrum. In den modernen Versuchsräumen schulen die Lehrlinge ihre praktischen Fähigkeiten. Wer diesen Beruf ergreifen möchte, darf keine Scheu haben, auf andere Menschen zuzugehen. Denn Schornsteinfeger haben ständig Kontakt mit Kunden, beraten sie beispielsweise beim Kauf eines neuen Ofens.