Fachkraft für Schutz und Sicherheit Unterwegs in Sachen Sicherheit
Ob an Flughäfen, am Empfang großer Unternehmen oder als Fahrer von Geld- und Werttransportern: Die Fachkräfte für Schutz und Sicherheit sorgen für Sicherheit, Ruhe und Ordnung.
Sina Fuchs ist es ein bisschen unheimlich. Sie hat heute zum ersten Mal nächtlichen Revierdienst. Zusammen mit ihrem erfahrenen Kollegen Ronny Lärtz fährt sie im Streifenwagen des privaten Sicherheitsdienstes durch die Nacht. Die 21-Jährige macht eine Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Das dritte und letzte Lehrjahr ist fast rum.
Mit Taschenlampe und Handy
2:17 Uhr: Erster Stopp bei einem Großhändler für Hochdruckreiniger. Für das Ladengeschäft und die Werkstatt haben die beiden Revierfahrer den Generalschlüssel dabei. Erst schalten sie von außen die Alarmanlage ab, dann gehen sie rein - mit Taschenlampe und Dienstmobiltelefon. Walkie-Talkies gibt es nur noch selten in der Branche. In der Halle ist alles ruhig. Keine besonderen Vorkommnisse. Bislang war Sina Fuchs immer tagsüber eingeteilt. Doch der Ausbildungsplan sieht vor, dass sie auch die dunklen Seiten kennenlernt: Nachtarbeit, Schichtdienst, Einsatz am Wochenende. Wenn ihre Freunde feiern, kann es sein, dass Sina arbeiten muss. Das gehört zum Job dazu.
Waffe nur für Verteidigung
Kurz nach drei: Ein Schluck Kaffee aus der Thermoskanne. Das muss als Pause reichen. Weiter geht's. Nächster Kontrollpunkt: ein Bürokomplex. Hier müssen Sina Fuchs und ihr Kollege nicht ins Gebäude. Sie kontrollieren die Eingangstüren, die Fenster und den Zaun am Parkplatz. Auch hier: alles ruhig. Eine Waffe haben die beiden Sicherheitsleute heute nicht dabei. Wenn es brenzlig wird, rufen sie einen bewaffneten Kollegen und auch die Polizei. Aber gefährliche Situationen sind die Ausnahme. Trotzdem gehört der Umgang mit Schusswaffen zu Sinas Ausbildung. Gestern erst stand sie im Schießstand. Nach dem ersten Schuss zitterten ihr leicht die Hände. Für sie sei es immer ein komisches Gefühl zu schießen, meint Sina. Sie hoffe, dass es nie dazu kommt, dass sie sich selbst oder einen Kollegen mit der Waffe verteidigen muss. Die Dienstwaffe dient ausschließlich der Selbstverteidigung. Rambos sind in der Sicherheitsbranche nicht willkommen. Wer hier seine Ausbildung absolviert, muss zuverlässig und besonnen sein. Vorstrafen können sich die Bewerber überhaupt nicht leisten.
"Die Ausbildung an der Waffe gehört dazu, klar. Aber ich hoffe, dass ich niemals in die Situation komme, wo ich mich oder einen meiner Kollegen verteidigen muss. Daran mag ich gar nicht denken."
Sina Fuchs (21), 3. Lehrjahr
Computer, Monitor und Kameras
Sina wollte erst zur Polizei. Aber sie scheiterte bei der Einstellungsuntersuchung. Für eine Polizistin ist sie zu klein. Im Nachhinein, sagt Sina, sei das ihr Glück gewesen. Als Fachkraft für Schutz und Sicherheit habe sie ihren Traumjob gefunden. Als liebsten arbeitet Sina in der Einsatzzentrale. Hier laufen alle Informationen zusammen. Die Computer sind mit den Alarmanlagen der zu bewachenden Unternehmen verbunden; auf den Monitoren flimmern die Bilder der Überwachungskameras aus der ganzen Region. Rote Punkte auf der virtuellen Landkarte zeigen an, wo sich Geld- und Werttransporter und die Revierfahrer gerade befinden. Hightech! Hier geht heute Nacht um vier Uhr 23 auch der Anruf von Sina ein. Sie meldet ihre Ankunft am nächsten Kontrollpunkt. Erst dann kontrollieren sie und der Kollege den Parkplatz eines Autohauses. Vor einigen Jahren sind hier immer mal wieder Fahrzeuge aufgebrochen worden. Damals wurden Airbags geklaut samt Lenkrädern. Seitdem die Sicherheitsfirma hier kontrolliert, bleiben die Diebe weg. Die Kontrollen finden unregelmäßig statt - mehrfach in der Nacht, immer zu anderen Uhrzeiten.
Punkt 5 Uhr: Sina und ihr Kollege stehen vor einem Ärztehaus. Im zweiten Stock brennt Licht. Und das Fenster ist gekippt. Sina und ihr Kollege klingeln. Alles in Ordnung. Die Arzthelferin macht Überstunden. Die Quartalsabrechnung muss in der Früh fertig sein. Kurz nach 6 Uhr: Es geht zurück in die Zentrale. Vorher muss Sina das Auto tanken, damit es für die nächste Schicht bereit ist. Ein bisschen Papierkram erledigt Sina noch, dann fährt sie heim nach Fürth. An Schlaf ist erst mal nicht zu denken. Die Nacht war zu aufregend, auch wenn nichts passiert ist.
Was darf eine Sicherheitskraft, was nicht
Noch ein halbes Jahr, dann legt Sina ihre Prüfung ab. Das ist dann schon die zweite. Die erste Prüfung stand bereits nach den ersten beiden Lehrjahren an. Sie müsse als Fachkraft für Schutz und Sicherheit viel Theorie pauken, meint Sina. Gerade der Bereich "Recht" sei eine harte Nuss, schmunzelt die fröhliche Fränkin. Darum geht's: Was darf eine Sicherheitskraft, was nicht. Sie hätten keine Polizeigewalt, erklärt Sina. Eine Woche steht jetzt der nächtliche Streifendienst auf dem Programm. Das bringt den Bio-Rhythmus ganz schön durcheinander. Am Nachmittag geht die 21-Jährige dann noch zum Sport. Der Besuch im Fitnessstudio ist teils privat, teils dienstlich. Schließlich müsse sie fit sein, meint Sina. Das sei eine der Voraussetzungen, um den Job gut machen zu können. Sina hat den Dienstplan schon gelesen und freut sich auf die nächste Woche. Dann darf sie im Wert- und Geldtransporter mitfahren. Das ist dann allerdings kein realer Einsatz, sondern dient der Ausbildung.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Fachkraft - Schutz und Sicherheit
- Ausbildungsdauer: Die Ausbildung dauert drei Jahre.
- Ausbildungsform: Die Ausbildung ist bundesweit geregelt und wird in Wach- und Sicherheitsbetrieben angeboten.
- Prüfung: Eine erste Prüfung muss nach dem zweiten Ausbildungsjahr abgelegt werden. Das Ergebnis geht mit 40 Prozent in die Endnote ein. Die Abschlussprüfung nach dem dritten Lehrjahr besteht aus drei Bereichen: "Wirtschafts- und Sozialkunde", "Konzepte für Schutz und Sicherheit" und "sicherheitsorientiertes Kundengespräch."
- Ausbildungsorte: Die Auszubildenden absolvieren ihre Ausbildung in Betrieben des Objekt-, Werte- und Personenschutzes sowie in Wach- und Sicherheitsabteilungen von Verkehrs- und Industrieunternehmen. Sie sind in großen Innenräumen, Veranstaltungsräumen und Hallen tätig, etwa in Fertigungsstätten, Messehallen oder auf Flughäfen. Bei Kontrollgängen halten sie sich auch in Außenanlagen oder auf dem Freigelände auf. Im Außendienst führen sie Sicherheitstransporte und Überwachungsfahrten in Fahrzeugen oder Kundenberatungen vor Ort durch.
- Zugang: Grundsätzlich ist keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung vorgeschrieben. In der Regel wird ein Mindestalter von 18 Jahren vorausgesetzt. Meist setzten die Betriebe einen Führerschein voraus. Einige Betriebe bevorzugen Bewerber, die bereits einen anderen Beruf erlernt haben.
- Eignung: Die Fachkraft "Schutz und Sicherheit" sollte sorgfältig arbeiten, eine gute Beobachtungsgabe haben und körperlich fit sein.
- Perspektiven: Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern ist in der Branche seit Jahren bundesweit hoch.
- Alternativen: Detektiv/-in, Werkfeuerwehrmann/-frau, Polizist/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Mobilität
Einen Führerschein setzen die meisten Betriebe bei ihren Auszubildenden voraus. Sie müssen Streifenwagen fahren können und pünktlich zum Dienst in den jeweiligen Einsatzorten erscheinen – auch wenn öffentliche Verkehrsmittel nicht fahren.
Gefahr
Fachkräfte für Schutz und Sicherheit müssen auf alles gefasst sein – auf gefährliche, unüberschaubare Situationen, oder sogar darauf, dass etwa ein ertappter Dieb eine Waffe zückt.
Arbeitszeit
Eine Fachkraft für Schutz und Sicherheit muss sich auf Schichtdienst und sehr lange Arbeitszeiten einstellen. Auch Einsätze am Wochenende und an Feiertagen sind üblich. Je nach Anforderung und Auftrag können die Zeiten auch häufig wechseln.