Sozialversicherungsfachangestellte Nicht nur im Krankheitsfall für Kunden da
Beiträge berechnen, Kunden beraten, Versicherungsfälle beurteilen, Leistungsansprüche klären - die Aufgaben von Sozialversicherungsfachangestellten sind abwechslungsreich und anspruchsvoll zugleich. Der tägliche Begleiter in diesem Beruf: das Sozialgesetzbuch.
Täglich flattern unzählige Unfallanzeigen ins elektronische Postfach der gesetzlichen Unfallversicherung VBG in Würzburg. Arbeitgeber schildern darin Unfälle, die sich ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit zugezogen haben. Doch ist dafür wirklich die gesetzliche Unfallversicherung zuständig? Das prüft unter anderem Lena Emmerling.
Was ist ein Arbeitsunfall, was nicht? Das regeln Gesetze eindeutig. Viele kennt Lena mittlerweile auswendig. Oft schlägt sie den Paragraphen trotzdem zur Sicherheit noch einmal nach. Hat sie den Unfallhergang und damit die Zuständigkeit geklärt, nimmt sie den Fall in die Datenbank auf. Anschließend steuert und überwacht sie das Heilverfahren. Außerdem ermittelt sie, ob dem Verletzten finanzielle Hilfe zusteht und wenn ja, in welcher Höhe. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, die Zahlung des Geldes zu veranlassen.
"Wir arbeiten sehr viel mit Gesetzen. Wo was steht und wie wir damit umgehen, das lernen wir in der Berufsschule und auf Lehrgängen. Es ist wichtig, dass wir die Texte zu verstehen - teilweise sind sie schon sehr kompliziert geschrieben."
Lena Emmerling, Sozialversicherungsfachangestellte (20 Jahre)
Diplomatie ist gefragt
Immer offen und freundlich auf die Kunden zugehen, das sollte für Sozialversicherungs-fachangestellte ebenso selbstverständlich sein wie ein gepflegtes Äußeres. In diesem Beruf muss man sich außerdem gut ausdrücken und gut mit Konflikten umgehen können. Denn hin und wieder meldet sich durchaus ein unzufriedener Kunde. Dann ist Diplomatie gefragt. Das weiß auch Julia Wohlfart. Die 19-Jährige lernt bei der AOK in Schweinfurt. Hierher kommen Versicherte mit den unterschiedlichsten Fragen. "Ich möchte gerne von meiner alten Krankenkasse zu Ihnen wechseln. Haben Sie spezielle Angebote? Wie sieht es mit den Zusatzversicherungen aus?" Geduldig geht Julia auf die Fragen des Kunden ein. Sie berechnet seinen Beitrag, stellt ihm das Prämienprogramm und die Bonustarife vor. Gesetzliche Krankenkassen werben ständig um neue Mitglieder. Wer sich für diesen Fachbereich entscheidet, sollte deshalb eine gute Portion verkäuferisches Geschick mitbringen. Schließlich stellt die Auszubildende dem Mann die Unterlagen zusammen. "Schauen Sie sich das zuhause in Ruhe an. Wenn Sie Fragen haben, können Sie jederzeit anrufen oder vorbeikommen."
"Es ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf mit vielen Weiterbildungsmöglichkeiten. Auf die Zukunft gedacht ist es auch ein sehr familienfreundlicher Beruf, wir haben viele Teilzeitkräfte hier."
Julia Wohlfart, 3. Lehrjahr (19 Jahre)
Einen Großteil ihrer Arbeitszeit verbringt Julia am Computer. Gemeinsam mit mehreren Kollegen arbeitet sie in einem Serviceteam. Für einen festgelegten Postleitzahlenbereich bearbeiten sie Anträge, kümmern sich um Kostenzuschüsse oder berechnen Beiträge.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Sozialversicherungsfachangestellte/-r
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung im Betrieb und an der Berufsschule, wo der Unterricht oft in Blockform stattfindet. Viele Unternehmen haben darüber hinaus interne Schulungszentren, in denen die Azubis zusätzlich fachspezifisch unterrichtet werden.
- Zugang: Grundsätzlich ist kein Schulabschluss vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend Bewerber mit Mittlerer Reife oder Hochschulreife ein.
- Eignung: Sozialversicherungsfachangestellte sollten sorgfältig und gern im Team arbeiten. Daneben ist eine schnelle Auffassungsgabe wichtig: Sie müssen Sachverhalte verstehen und gerne mit Gesetzen arbeiten. Diese in eine kundenorientierte Sprache zu "übersetzen", gehört zu ihren wichtigsten Aufgaben. Sozialversicherungsfachangestellte müssen auch verschwiegen sein, da sie Zugriff auf sensible Daten haben.
- Wichtige Schulfächer: Wer in den Fächern Deutsch und Mathematik fit ist, bringt gute Voraussetzungen für die Ausbildung mit. Außerdem von Vorteil: grundlegende EDV-Kenntnisse.
- Perspektiven: Für Sozialversicherungsfachangestellte gibt es viele Weiterbildungsangebote. So können sie zum Beispiel die Prüfung zum/zur Betriebswirt/-in ablegen und/oder im Unternehmen aufsteigen. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, zu studieren.
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Info
Bereits vor Beginn der Ausbildung müssen sich die Lehrlinge für eine von fünf Fachrichtungen entscheiden: allgemeine Krankenversicherung, gesetzliche Rentenversicherung, gesetzliche Unfallversicherung, landwirtschaftliche Sozialversicherung oder knappschaftliche Sozialversicherung (letztere gibt es in Bayern nicht).
Verdienstmöglichkeiten
Angehende Sozialversicherungsfachangestellte bekommen ein durchschnittliches Azubigehalt: im Monat verdienen sie brutto zwischen 700 und 1.000 Euro.
Kommunikation
Wer sich für diesen Beruf entscheidet, sollte sich gut ausdrücken können und gerne auf Menschen zugehen. Freundlichkeit spielt damit neben einem gepflegten Äußeren eine wichtige Rolle.