Steuerfachangestellte/-r Durchblick im Paragraphendschungel
Umsatzsteuervoranmeldung? Anlage Kind, N oder R? Erklärung zur Feststellung des verbleibenden Verlustvortrags? Fachbegriffe aus dem deutschen Steuerrecht, bei denen vielen schon vom Anschauen die Köpfe rauchen. Gut, dass es dafür Experten gibt.
Felicitas von Scherer arbeitet im ersten Lehrjahr als Steuerfachangestellte bei einer internationalen Kanzlei in Nürnberg. Als angehende Steuerfachangestellte ist sie die rechte Hand der Steuerberater. Ihr Arbeitsplatz: der Schreibtisch. Viel hat sie dabei am PC zu tun: Kaum ein Formular wird noch per Hand ausgefüllt. Dabei nutzt Felicitas spezielle Software, mit der sie sich schon gut auskennt. Korrektes Arbeiten muss sein, auch wenn es stressig wird und Fristen für die Steuererklärung einzuhalten sind. Schließlich geht es bei den Mandanten und ihren Steuererklärungen oft um viel Geld; da sind Zahlendreher nicht drin.
Kommunikativ und doch verschwiegen
Auch der Kontakt mit Mandanten gehört dazu - oft am Telefon, manchmal auch persönlich. Manche haben Fragen zur Firmenbilanz, andere wollen schnell ein paar Quittungen nachreichen. Felicitas klärt offene Fragen im Gespräch. Dabei muss sie jedoch stets verschwiegen sein - die persönlichen Informationen über die Kunden darf sie niemandem weitererzählen. Die Ausbildungsvergütung ist nicht einheitlich geregelt und je nach Region und Kanzlei unterschiedlich. Gute Mathekenntnisse sind wichtig, auch sollte man kommunikativ sein und keine Angst vor Paragraphen haben. Grundsätzlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Bewerber mit Abitur oder Fachhochschulreife, mit Abschluss einer höheren Handelsschule oder einer Wirtschaftsfachschule bringen aber gute Voraussetzungen mit. In einigen Bundesländern wie Rostock oder in Berlin gibt es auch die Möglichkeit, parallel Abitur und Ausbildung zu machen - das spart Zeit.
Karriere mit eigener Kanzlei
Die Berufsaussichten für Steuerfachangestellte sind gut bis sehr gut - und es gibt viele Möglichkeiten, auch ohne Studium Karriere zu machen, bis hin zum Steuerberater mit eigener Kanzlei. Nach bestandener Prüfung und drei Jahren Berufspraxis können junge Steuerfachangestellte die Prüfung zum Steuerfachwirt ablegen. Wer noch sieben Jahre weiterarbeitet und überdurchschnittliches Engagement zeigt, der wird zur Steuerberaterprüfung zugelassen. Die Prüfungen im Bereich "Steuern" gelten als als besonders schwierig - viele bereiten sich deshalb in speziellen Seminaren - die zum Beispiel von den Berufsverbänden angeboten werden - auf den Abschluss vor. Wer mag, kann aber auch ein Studium dranhängen oder sich zum Beispiel zum Bilanzbuchhalter fortbilden. Steuerfachangestellte wählen insgesamt einen krisensicheren Job mit guten Zukunftsaussichten.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Steuerfachangestellte/-r
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre, bei Eignung und entsprechender Vorbildung - verkürzbar auf 2,5 Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung in Kanzleien/Buchprüfungsgesellschaften etc. und in der Berufsschule.
- Zugang: Grundsätzlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. Bewerber mit Abitur oder Fachhochschulreife, mit Abschluss einer höheren Handelsschule oder einer Wirtschaftsfachschule bringen gute Voraussetzungen mit und werden bevorzugt eingestellt.
- Prüfung: Die Steuerberaterkammern
- Ausbildungsorte: Kanzleien von Steuerberatern, Steuerbevollmächtigten, Wirtschaftsprüfern und vereidigten Buchprüfern.
- Eignung: Bewerber sollten Interesse an Zahlen und wirtschaftlichen Zusammenhängen haben und sich gerne mit Gesetzes- und Fachtexten beschäftigen. Man sollte gern mit Menschen umgehen und korrekt und zuverlässig arbeiten.
- Perspektiven: Gut bis sehr gut. Steuerfachangestellte haben einen sicheren Arbeitsplatz mit guten Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Eine Karriere bis zum Steuerberater mit eigener Kanzlei ist problemlos auch ohne Studium möglich.
- Alternativen: Steuerfachwirt/-in, Bilanzbuchhalter/-in, Steuerberater/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Fehler dürfen sich Steuerfachangestellte nicht erlauben. Sie müssen immer konzentriert und korrekt arbeiten, alle Summen bei Buchhaltung und bei Steuererklärung müssen bis auf den letzten Cent stimmen. Ein Zahlendreher könnte den Mandanten bares Geld kosten.
Team
Vieles dürfen die Azubis eigenständig bearbeiten. Viel ist aber auch Teamarbeit: Dabei stimmen sich Steuerberater, Steuerfachangestellte, Rechtsanwälte und Azubis in der Kanzlei ab.
Mathematik
Die Welt der Zahlen sollte man in dem Job schon mögen. Wer in Mathe und Rechnungswesen gute Schulnoten mitbringt, tut sich leichter in der Ausbildung.