Stuckateur/-in Verputzer und Restaurator
Es gibt sie noch vereinzelt, die Stuckateure, die in Kirchen und Schlössern die Werke an den Decken und Wänden restaurieren. Meist sind sie heute allerdings auf Baustellen unterwegs, dämmen und verputzen großflächig Innen- und Außenwände.
Vor vielen Jahren konnten sich reiche Bauherren gar nicht satt sehen an prunkvoll verzierten Wänden und Decken in ihren Innen-Räumen. Kunstwerke aus Gips, geschaffen von Stuckateuren. Diese Mode hat ist heute mehr so gefragt, doch manche lieben diesen Schmuck immer noch. Der Stuckateur-Geselle Anton Gerstenkorn und der Auszubildende Daniel Schor haben einen neuen Auftrag: in einem alten Bauernhof sollen sie an einer Decke kaputten Stuck ausbessern. Es fehlen ein paar Stücke von dieser Leiste.
Aus Pulver wird Stuck
Bevor es auf die Baustelle geht, müssen sie aber erst in ihrem Betrieb einige Vorarbeiten erledigen. Um mit Gips arbeiten zu können, vermischen sie den pulvrigen Mineralstoff mit Wasser. Und die so entstandene Masse können sie jetzt in jede gewünschte Form bringen. Schon vorher haben sie von einem Stück der nicht mehr vollständigen Stuck-Leiste an der Decke eine Holz-Aluminium-Konstruktion angefertigt, den so genannten "Schlitten" Er bildet das Profil der Leiste negativ ab. Mit dieser Schablone fahren sie immer wieder über den ausgelegten Gips, bis er allmählich die gewünschte Form erhält: die neue Stuck-Leiste für die Decke. Nach dieser Arbeit muss der Gips einige Tage trocknen und hart werden.
Sinn für schöne Formen
Auf der Baustelle in dem alten Haus mit den etwas schiefen Wänden und Decken nutzt Anton einen flexiblen Winkelmesser, um dann auf einer so genannten Gehrungslade die im Betrieb angefertigten Gipsstücke so bearbeiten zu können, dass er sie später passend zueinander einsetzen kann. Angehende Stuckateure müssen in der Berufsschule zahlreiche Fachbegriffe lernen: da erfahren sie auch, was Gehrung bedeutet: eine Eckverbindung zweier im Winkel aneinanderstoßender Teile. Dann darf auch Daniel einmal aufs Gerüst steigen, um zu kontrollieren, ob die Ersatzteile auch passen. Stuckateure benötigen einen Sinn für schöne Formen. Schließlich sollen die Wände nicht nur solide sein, sondern auch gut aussehen. In diesem Altbau müssen Anton und Daniel ihre Arbeit dem vorhandenen, schon etwas schiefen und krummen Stuck anpassen. Denn es soll ja später aussehen, als hätte hier nie etwas gefehlt. Nachdem die zwei neuen Stuckstücke mit Klebemasse oben in der Zimmerecke haften, werden sie noch fachgerecht ein geputzt. Schon nach kurzer Zeit ist die Lücke vollständig geschlossen. Jetzt heißt es nur noch, das Profil sauber zu verspachteln.
Hauptaufgabe Außenputz
Nicht nur in Innenräumen sind Stuckateure tätig, sondern auch außen an der Fassade. Der Auszubildende Armin Waldschmid ist im 2. Lehrjahr und muss helfen, eine Garage zu verputzen. Verputz-Arbeiten an Gebäuden zählen heute zu den Hauptaufgaben der Stuckateure. Dazu gehören ebenfalls umfangreiche Vorbereitungen, bevor der Putz an die Wand kommt: Leichtmetall-Ecken-Profile setzen, nicht zu verputzende Flächen abkleben, Kalk-Zement-Mörtel auf die Baustelle schleppen, eine Mischpumpe aufstellen und betriebsfertig machen.
"Für mich ist es interessant, dass man im Team zusammenarbeitet, und nicht alleine. Und wie aus einem Rohbau ein schönes Haus wird, das ist für mich so das Interessante."
Armin Waldschmidt, 2.Lehrjahr
Kraft und Geschick
Sauberes und genaues Arbeiten ist dabei äußerst wichtig. Denn auch hier am Bau gilt: wenn schon die Vorbereitungen exakt ausgeführt sind, hat man später weniger Arbeit und Probleme bei den weiteren Schritten. Mit hohem Druck wird nun Unterputz großflächig auf die Wand gespritzt. Armin sorgt dabei mit der Kardetsche, einer Abziehlatte für eine glatte, geschlossene Oberfläche. Eine anstrengende, mühevolle Arbeit. Aber Armin gefällt es, wenn aus einem Rohbau ein schönes Haus wird. Die Putz-Arbeit an den Fassaden muss aber mit der gleichen Sorgfalt ausgeführt werden wie das penible Ausarbeiten von kunstvollen Stuckelementen. Der Stuckateur kann auf dem Bau beides: einmal kräftig zulangen und manchmal auch riesige Fassaden verputzen und äußerst exakt Decken und Wände verschönern.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Stuckateur/-in
- Ausbildungsdauer: drei Jahre
- Ausbildungsform: Duale Ausbildung in Handwerks- oder Industriebetrieben und Berufsschule
- Ausbildungsorte: Tätigkeit auf wechselnden Baustellen, in Gebäuden und im Freien, im Betrieb, in der Berufsschule, in überbetrieblichen Ausbildungsstätten
- Zugang: keine formale Zugangsvoraussetzung, Betriebe stellen überwiegend angehende Stuckateure mit Hauptschulabschluss ein
- Prüfung: Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer
- Eignung: Handwerkliches Geschick, Teamfähigkeit, körperliche Fitness
- Perspektiven: Beschäftigung finden Stuckateure in Handwerksbetrieben und in industriellen Ausbaubetrieben, darüber hinaus sind ihre Kenntnisse z.B. im Fassaden- und Trockenbau gefragt. Spezialisierung und Selbstständigkeit mit einem eigenen Betrieb sind möglich.
- Weiterbildung: zum Meister/-in oder Techniker/-in
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Geschick
Stuckateure formen aus Gipsmasse dekorative Eckprofile und manchmal sogar komplette Deckenfiguren. Da ist manchmal hohe Kunstfertigkeit gefragt.
Genauigkeit
Schon gleich zu Beginn der Ausbildung lernen angehende Stuckateure gründlich, genau und sauber zu arbeiten. Kanten und Rundungen müssen sauber stehen. Denn die sind den Stuckateuren "heilig", wie es ein Geselle einmal formulierte.
Kraft
Auf dem Bau schleppen Stuckateure zahlreiche 30 Kilogramm schwere Säcke mit Kalk-Zement-Mörtel. Dazu arbeiten sie immer wieder mit Bohrmaschinen und schweren Gipsteilen an den Decken über Kopf. Das verlangt starke Muskeln.
Teamarbeit
Material oder Werkzeug auf ein Gerüst hinaufreichen, eine Baustelle einrichten, Putz auftragen und gleich danach mit der Abziehlatte glattstreichen. Stuckateure müssen oft zusammenarbeiten.
Info
Stuckateure fahren mit den Kollegen regelmäßig von Baustelle zu Baustelle. Nicht immer ist abends die Heimfahrt nach Hause gewährleistet. "Auf Montage" sind Stuckateure schon einmal wochenlang unterwegs.