Justizfachwirt/-in Büromanager am Gericht
Wenn Bürger für ihr Recht vor Gericht streiten, wandern ihre Akten auch über den Tisch eines Justizfachwirtes. Der erledigt für Richter, Staatsanwälte und Rechtspfleger die Verwaltung des Akten- und Schriftverkehrs.
Andreas Jung ist mit seinen 32 Jahren schon ein alter Hase am Gericht. Nach der mittleren Reife machte er eine Ausbildung zum Justizwachtmeister und bildete sich danach zum Justizfachwirt fort. Heute sitzt er in einer Geschäftsstelle des Landgerichts Regensburg und arbeitet sich jeden Tag durch einen großen Aktenberg. Er ist Mitarbeiter eines Richters, der ihm ständig neue Unterlagen schickt. Die gilt es sorgfältig zu verwalten. Andreas Jung berechnet, vermerkt und überwacht Fristen, er beaufsichtigt und erledigt den Schriftverkehr und er nimmt Eintragungen in Dateien und Karteien vor. Um nicht den Überblick zu verlieren, hilf ihm ein großer Vorrat an Stempeln - und natürlich die EDV. Hier kann er Formulare aufrufen, die es dann präzise auszufüllen gilt.
"Morgens mach ich erstmal die Post, die wird vorsortiert je nach Dringlichkeit, und dann muss ich die richtige Post zu der richtigen Akte herausziehen, und dann (dem Richter) vorlegen, oder selbst noch was erledigen. Es kommt ganz drauf an."
Andreas Jung, Justizfachwirt
Haftbefehl im Eilverfahren
Bei der täglichen Büroarbeit ist Flexibilität gefragt - wenn z.B. ein Richter aus einer anderen Abteilung mit einer Akte unter dem Arm plötzlich in der Geschäftsstelle auftaucht, weil er einen Engpass hat und eine Sache sehr dringend ist. Dann muss Andreas Jung die andere Arbeit ruhen lassen und sich gleich auf die neue Aufgabe stürzen. Es gilt einen Haftbefehl auszufertigen. Es eilt. Ein dringend Tatverdächtiger ist auf der Flucht. Dank schon vorliegender Formulare im Computer hat Andreas Jung den Auftrag in zehn Minuten erledigt. Schon hat der Richter seine Akte wieder auf dem Tisch.
Mit der Robe ins Gericht
Zurück in seiner Geschäftsstelle zieht Andreas Jung eine schwarze Robe über seine Alltagskleidung. Denn gleich muss er während einer Verhandlung Protokoll führen. Flink tippt er die Aussagen des Angeklagten in den Computer. Auf Rechtschreibfehler kommt es erst einmal nicht an. Die werden nach der Verhandlung korrigiert. Wie immer in seinem Job: Andreas Jung muss die wesentlichen Inhalte erfassen. Seine Kollegen müssen sich auch hier auf ihn verlassen können. Während Andreas noch in der Gerichtsverhandlung sitzt, stapeln die Justizwachtmeister, die für den Aktentransport im Gericht zuständig sind, schon wieder neue Schriftstücke auf seinen Schreibtisch in der Geschäftsstelle. Dem Justizfachwirt geht die Arbeit nie aus.
"Wir sind selbstverständlich auf die Mitarbeit dieser Kollegen angewiesen und auf deren Zuverlässigkeit. Das ist eines der wesentlichen Kriterien, die wir bei der Auswahl unserer Mitarbeiter berücksichtigen müssen."
Johann Piendl, Richter
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Justizfachwirt/-in
- Ausbildungsdauer: 2 Jahre, beginnt jährlich am 1. September
- Ausbildungsform: Wechsel von Theorie und Praxis
- Ausbildungsorte: Fachtheorie an der Bayerischen Justizschule Pegnitz; Berufspraxis beim Amtsgericht, Landgericht und bei der Staatsanwaltschaft in den verschiedenen Abteilungen
- Zugang: Mittlere Reife, Quali oder Nachweis eines gleichwertigen Bildungsstands; Deutsche Staatsangehörigkeit oder Mitglied eines EU-Landes; Nachweis der Verfassungstreue, keine Vorstrafe; Teilnahme an einem besonderen Auswahlverfahren
- Prüfung: Qualifikationsprüfung - sechs Klausuren und eine mündliche Prüfung
- Eignung: Gesucht werden Menschen mit Verantwortungsbewusstsein, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Verschwiegenheit, Freude am Umgang mit elektronischer Datenverarbeitung
- Perspektiven: Übernahme in das Beamtenverhältnis mittlerer Dienst, Arbeit in den Geschäftsstellen der Gerichte
- Weiterbildung: zum Rechtspfleger, Gerichtsvollzieher, eventuell Jurastudium
Genaue Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Team
Justizfachwirte sind in allen Bereichen der Justiz in Geschäftsstellen tätig und unterstützen im Team durch effizientes Büromanagement die Arbeit der Richter, Staatsanwälte und Rechtspfleger. Auch bei der Protokollführung in einer Gerichtsverhandlung müssen sich die Kollegen auf den Justizfachwirt verlassen können.
Genauigkeit
Eine Vielzahl von Akten geht täglich über den Schreibtisch des Justizfachwirts. Dabei gilt es, den Überblick zu behalten. Das Berechnen, Vermerken und Überwachen von Fristen, die Beaufsichtigung und Erledigung des Schriftverkehrs, das alles erfordert viel Sorgfalt und Genauigkeit.
Kommunikation
Menschen, die es mit der Justiz zu tun bekommen, sind manchmal auch in einer verzweifelten Lage. Da sind Menschlichkeit und Fingerspitzengefühl gefragt - und trotzdem Sachlichkeit.