Kürschner/-in Uraltes Handwerk im Aufwind
Die Kürschner-Auszubildenden lernen Felle zu schneiden, zu reparieren und zusammenzunähen: attraktives Naturmaterial, flauschig weich. Was andere gern um den Hals tragen, das geht den Kürschner-Azubis Tag für Tag durch die Finger.
Die Stadt Leipzig in Sachsen galt einst als Kürschnerhochburg. In einem Vorort lernen die drei Auszubildenden Jessica, Leonore und Annika einen traditionsreichen Beruf. Drei Jahre dauert die Ausbildung, ein bestimmter Schulabschluss ist nicht vorgeschrieben. Jeden Tag bekommen sie neue Aufgaben. Annika Thomas näht LapTop-Taschen aus Lodenstoff mit Pelzbesatz für eine Messe. Alle 15 Stück müssen gleich aussehen. Leonore Schröder schneidet Einzelteile für eine Weste aus Kaninfell, und Jessica Marcuacua präpariert einen Fuchskopf für eine Boa. Die Höhe der Ausbildungsvergütung liegt im Mittelfeld.
Kundschaft wird jünger
Spezialist für die modischen Daniel-Boon-Kappen nach amerikanischer Trapper-Art ist der 24-jährige Christopher Fährmann. Das Rotfuchs-Fell "anbrachen", die Schnittstellen zusammennähen, das reparierte Teil zum Glätten "aufzwecken" und schließlich zum Trocknen passgenau über den hölzernen Hutblock ziehen: Christopher gefällt das vielfältige Aufgabengebiet. Bisam, Marder, Fuchs und Kaninchen werden hier verarbeitet, so gut wie alle aus heimischer Herkunft - von Jägern, Landwirten und Zuchtvereinen. Der Firmenchef Udo Meinelt kann sich vor Arbeit nicht retten. Und er freut sich, dass die Kundschaft für die Kürschner zunehmend jünger wird.
"Ich 'brache das Fell an': Das ist im Endeffekt das Reparieren der Schusslöcher und sonstiger Kahlstellen. Das müssen wir machen, damit wir nach dem Zusammennähen die Felle für Mützen weiterverarbeiten können."
Christopher Fährmann, Geselle
Von der Pike auf
Zuwachsraten im Absatz auch in Rötz in der Oberpfalz, in der Firma Hofstetter. Dort hängen neben Pelzmänteln und Westen vor allem auch Felldecken an den Ständern im Verkaufsraum. In diesem Kürschnerbetrieb lernt Christina Hofstetter im ersten Ausbildungsjahr. Die 30-jährige Tochter des Firmenchefs hat schon ein Betriebswirtschaftsstudium hinter sich und will jetzt den Beruf von der Pike auf lernen. Ein kreativer Job, in dem sie ihre Ideen und Vorstellungen einbringen kann mit neuen Mustern und Farbschattierungen. Hier kann sie modischen Trends nachgehen und neue Schnitte ausprobieren. Ruhige, angenehme Teamarbeit ohne Lärm und Geruchsbelästigung. Nur das Fellhaar, das sich auf dem Pullover festsetzt, muss sie jeden Feierabend abblasen. Hier in Rötz in der Oberpfalz ist Fachkräftenachwuchs dringend gesucht.
Die einzige Fachklasse für angehende Kürschner aus allen deutschen Bundesländern ist im bayerischen Fürth. Viermal im Jahr haben die Auszubildenden Blockunterricht in der Berufsschule, jeweils zwei bis drei Wochen lang: Die Mehrheit der auswärtigen Schüler wohnt so lange im Wohnheim. In den vergangenen Jahren gab es weit mehr weibliche Azubis als männliche.
Im Theorieunterricht an der Berufsschule geht's um Fellkunde und um Tierschutz. Nicht alle heimischen Tiere dürfen vom Kürschner verarbeitet werden. Die Gesellenprüfung machen die Azubis bei der Handwerkskammer. Jobmöglichkeiten gibt es auch im Ausland.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Kürschner/-in
- Ausbildungsdauer: drei Jahre
- Ausbildungsform: dual (im Betrieb und in der Berufsschule)
- Prüfung: Handwerkskammer
- Eignung: Feinmotorik, Sorgfalt, gutes Farbempfinden
- Perspektive: Meisterprüfung, Techniker, Anstellung im Ausland
Weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Die Auszubildenden zerteilen die wertvollen Felle genau nach Schablone. Sobald sie mehrere Teile anstückeln müssen, suchen sie sich passende Fellstellen heraus und heften diese zusammen. Am besten mit Schnittkanten im Zickzack.
Gefahr
Die Auszubildenden schneiden Felle von Fuchs, Bisam, Marder oder Persianer selbst zu. Dafür benutzen sie ein scharfes Kürschnermesser. Die Rasierklinge in diesem Messer wird nach wenigen Fellen erneuert.
Arbeitszeit
In den Wintermonaten haben die Kürschnerbetriebe Hauptkampfzeit. Da gehen die meisten Pelze über den Ladentisch. Das heißt für die Auszubildenden, Überstunden zu leisten oder auch schon mal eine Sechs-Tage-Woche zu haben. In den Sommermonaten können die Azubis ihre Überstunden dann wieder ausgleichen.