Maler/-in und Lackierer/-in (Kirchenmalerei) Altes bewahren
Petrus, Barbara und Laurentius - die Heiligen der katholischen Kirche sind für Rebekka Zenk und ihre Kollegen keine Unbekannten. Denn die Kirchenmaler restaurieren Heiligenfiguren, Altäre und Gemälde. Aber sie arbeiten nicht ausschließlich in Kirchen.
Die Stadtkirche in Bayreuth ist momentan eine Baustelle und der Arbeitsplatz der Kirchenmaler-Azubis Rebekka Zenk (27) und Paula Wein (17). In einem Raum hinter dem Kirchenschiff sollen sie um die Türen neue Umrandungen malen. Paula hat ihre Ausbildung erst vor ein paar Monaten begonnen und steht zum ersten Mal vor dieser Aufgabe. Man merkt ihr die Aufregung zwar an, aber sie hat den richtigen Pinselstrich schnell raus.
Frei Hand
Künstlerisches Talent gehört zu den wichtigsten Voraussetzung für ihren Job. Rebekka malt den Türbogen sogar frei Hand. Dabei braucht sie Konzentration, ein gutes Augenmaß und einen Trick: Beim Malen ausatmen, dann wird der Strich gerade. In den Kirchen kann die Arbeit schon mal unangenehm werden. Zum einen ist es im Winter sehr kalt, zum anderen kann der Job als Kirchenmaler körperlich sehr anstrengend sein.
"Auf jeden Fall braucht man eine ruhige Hand und künstlerische Fähigkeiten. Man sollte sich sowohl für Kunst interessieren, als auch gut zeichnen können und auch schon mal mit dem Pinsel gearbeitet haben."
Rebekka Zenk (27), 3. Ausbildungsjahr
Italien - die Wiege der Kunst
Azubis aus ganz Deutschland besuchen den Blockunterricht an der einzigen Berufsschule für Kirchenmaler in München. Benedikt Hecht und seine Klassenkameraden lernen hier nicht nur Epochen der Kunstgeschichte und Vergoldungstechniken, sondern auch italienisch. "Die Sprache der Kunst", wie sie Lehrerin Dr. Daniela Ingala bezeichnet. Die Auszubildenden können so Fachbegriffe besser herleiten, die häufig aus dem Italienischen kommen. Bei einer Berufsschul-Exkursion nach Italien erkunden die Kirchenmaler die Ursprünge von Bildhauern, Malern und deren Techniken.
"Ich bin sehr interessiert an Geschichte und mich interessiert auch, wie das früher so alles war, wie die gelebt haben. Das ist schon faszinierend."
Benedikt Hecht (17), 2. Lehrjahr
Kunst, Handwerk und Büroarbeit
Benedikts Ausbilder, Kirchenmalermeister Michael Stein führt seinen Betrieb in Inzell am Chiemsee bereits in dritter Generation. Er sucht vor allem Auszubildende, die neben ihrem künstlerischen Talent auch richtig anpacken können. Material und Werkzeug schleppen, Pinsel auswaschen und sogar Wände verputzen - auch das erledigt Azubi Benedikt. Sein Chef dagegen verbringt viel Zeit im Büro. Der Denkmalschutz verlangt eine genaue Dokumentation der Baustellen. Michael Stein muss dafür freigelegte Gemälde, Figuren und Altäre fotografieren und die Arbeiten an den Stücken beschreiben.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung:
- Offizielle Berufsbezeichnung: Maler/-in und Lackierer/-in Fachrichtung Kirchenmalerei und Denkmalpflege
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Prüfung: Handwerkskammern
- Ausbildungsorte: Betriebe und Berufsschule in München
- Zugang: Voraussetzung ist ein qualifizierender Hauptschulabschluss. Die meisten Betriebe entscheiden während eines Praktikums, ob sich der Bewerber für den Beruf eignet.
- Eignung: Kirchenmaler arbeiten auf Baustellen in Kirchen, in denkmalgeschützten Gebäuden und in Werkstätten. Sie restaurieren historische Malereien, Figuren und Rahmen und stellen Nachbildungen, sogenannte Reproduktionen her. Neben den filigranen Tätigkeiten besteht ein Großteil des Handwerks auch aus körperlich anstrengenden Arbeiten wie Verputzen und Streichen.
- Perspektiven: Deutschlandweit gibt es nur wenige Ausbildungsbetriebe. Wer als Kirchenmaler nach der Ausbildung noch den Meister macht, hat am Arbeitsmarkt bessere Chancen.
- Weiterbildung: Meister (die einzige Meisterschule Deutschlands ist in München), Studium Restaurator/-in, Restaurator/- in im Handwerk
Weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Genauigkeit
Kirchenmaler restaurieren unter anderem Altäre, Goldrahmen und Heiligenfiguren. Bei den Arbeiten an den historischen und zum Teil sehr wertvollen Stücken kommt es auf Genauigkeit an. Denn das historische Material darf nicht beschädigt werden.
Geschick
Ein Gespür für Formen und Farben ist für den Beruf des Kirchenmalers Voraussetzung. Besonderen Wert legen die Betriebe allerdings auch auf handwerkliches Geschick ihrer Auszubildenden. Schließlich müssen sie auch gut mit Werkzeug umgehen können und grobe Arbeiten, wie Verputzen, erledigen.
Kreativität
Soll eine alte Wandmalerei restauriert werden, müssen die Kirchenmaler ihre Kreativität unter Beweis stellen. Oft fehlen nämlich Teile, z.B. von gemalten Ornamenten. Diese ergänzt der Kirchenmaler so, dass es später nicht auffällt.