Schuhfertiger/-in Vom Pumps bis zum Bergstiefel
Schuhfertiger stellen Pumps, Turnschuhe und Sneaker in industrieller Produktion her. Dafür bedienen sie halb- und vollautomatisch gesteuerte Maschinen in Fabrikhallen. Sie produzieren Schuhe in Serie - im Gegensatz zum Schuhmacher, der viel handwerklicher arbeitet. Nach Vorlagen erstelle sie Modelle und Leisten, fertigen die entsprechenden Einzelteile. Sie montieren sie dann mit Klebstoffen und Nähmaschinen zu fertigen Modellen zusammen.
Guiseppe ist im 3. Lehrjahr. Er arbeitet bei dem Kinderschuhhersteller Ricosta in Donaueschingen. Vor ihm liegt eine riesige gefärbte Rinderhaut. Guiseppe muss ein Gefühl für das Material bekommen. Er versucht, das Leder möglichst materialsparend aufzuteilen. Das ist gar nicht so einfach. Der Azubi legt Pappschablonen auf das Leder und zeichnet alles mit einem weißen Stift an.
Zuschnitt am automatischen Auslegetisch
Weil Leder teuer ist, gibt es heute elektronische Hilfsmittel. Am automatischen Auslegetisch wird das Stück per Mausklick markiert. Eine Kamera erkennt Beschädigungen in der Haut und hilft den Schuhfertigern, Schadstellen auszusparen. Guiseppe muss lernen, das Computerprogramm für die elektronischen Geräte zu bedienen.
"Das Tolle an meinem Beruf ist, dass ich jeden Tag etwas Neues mache."
,Giuseppe Arena, 3. Lj., 19 Jahre
Ein Schuh - 100 Teile
Wenn die Lederteile ausgeschnitten sind, geht es ans Zusammennähen. Ein guter Schuh besteht schon mal aus über 100 verschiedenen Einzelteilen. Guiseppe muss ganz genau arbeiten. Wenn das Schuhoberteil - der sogenannte Schaft - genäht ist, muss er in Form gebracht werden. Dafür zieht Guiseppe den Schaft über den Leisten. In der Fachsprache heißt das: Der Schuh wird gezwickt. In der Fabrikhalle ist es laut. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.
"Wir suchen auf jeden Fall junge, dynamische Leute, die Lust haben, Qualitätsprodukte in Deutschland herzustellen. Wir möchten zuverlässige Leute haben."
Ralf Riek, Vertriebsleiter
Jetzt fehlt dem Schuh noch die Sohle. An der sogenannten "Injektion" wird ein Kunststoff an die Schuhschäfte angespritzt. Die zwei Komponenten werden vermischt und dann in die Formen gegossen. Die beiden Kunststoffe reagieren miteinander und schäumen sich direkt gegen den fast fertigen Schuh. Giuseppe kontrolliert, ob alles passt. In der Abschluss-Prüfung muss Guiseppe ganz allein ein Paar Schuhe herstellen können. Die Berufsaussichten für diesen Job sind gut - es gibt nicht viele Ausbildungsplätze, aber fertige Kräfte sind gesucht.
Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung
- Offizielle Berufsbezeichnung: Schuhfertiger/ -in
- Ausbildungsdauer: 3 Jahre
- Ausbildungsform: dual im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Berufsschulen gibt es nur in Berlin und Pirmasens. Unterrichtsform: Blockunterricht.
- Prüfung: Zwischenprüfung vor Ende des zweiten Ausbildungsjahres. Die Abschlussprüfung besteht aus zwei Teilen. Im praktischen Teil müssen die Azubis ein Paar Schuhe anfertigen und eine Leistenkopie herstellen. Im schriftlichen Teil werden Schuhtechnik, Gestaltung und Konstruktion sowie Wirtschafts- und Sozialkunde geprüft.
- Einsatzorte: Schuhfertiger stellen Schuhe in industrieller Produktion her. Sie bedienen halb- und vollautomatisch gesteuerte Maschinen in Fabrikhallen.
- Zugang: keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. Die meisten Bewerber haben den Hauptschulabschluss oder einen mittleren Bildungsabschluss.
- Eignung: handwerkliches Geschick, technisches Verständnis, Sorgfalt, Kreativität
- Perspektiven: Die Berufsaussichten sind gut. Junge Leute mit technischem Verständnis und handwerklichem Geschick sind gesucht. Wer darüber hinaus Organisationstalent hat, kann im Betrieb aufsteigen. Weiterbildungen zum Industriemeister und Techniker sind möglich
- Alternativen: Schuhmacher/ -in, Orthopädieschuhmacher/ -in, Sattler/ -in
Die wichtigsten Infos zum Beruf
Gefahr
Schuhfertiger arbeiten mit Nähmaschinen und Nietmaschinen. Es besteht Verletzungsgefahr.
Genauigkeit
Schuhfertiger müssen sehr genau arbeiten. Die Schuhe sollen am Ende optimal sitzen. Oft geht es auch darum, sichtbare Nähte und Klebeverbindungen herzustellen. Die sollen gut aussehen.
Kraft
Schuhfertiger müssen auch mal anpacken können. Zum Beispiel in der Zwickere. Dort werden die Lederschäfte auf die Leisten gezogen - hier ist körperlicher Einsatz gefragt.