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Verfahrenstechnologe/-in Mühlen- und Getreidewirtschaft (Müllerei) Moderne Technik und traditionelles Handwerk

Verfahrenstechnologe/-technologin Mühlen- und Getreidewirtschaft üben einen der ältesten Berufe aus: den Müller. Einst musste der Säcke schleppen und das Wasserrad reparieren. Heute steuern die Fachkräfte Industriemühlen per Computer.

Stand: 05.09.2022

Morgens, kurz nach sieben Uhr. Luke Holzer schlüpft in seine Sicherheitsschuhe und greift nach dem Gehörschutz. In der Industriemühle geht es laut zu. Verschiedene Maschinen zerkleinern Getreidekörner. Die Rohstoffe haben LKW angeliefert. Luke und seine Kollegen untersuchen Proben. Nur hochwertiges Getreide kommt in den Mühlenkreislauf. Anfangs wird das Getreide gereinigt, dann gemahlen, gelagert und ausgeliefert. Jeder Arbeitsschritt erfordert Fachwissen. Anfangs war Luke überfordert. Die Kollegen haben ihn unterstützt. Inzwischen ist der 18-Jährige im zweiten Ausbildungsjahr und kann fast alle Maschinen bedienen.

"Ich finde sehr gut, dass ich relativ schnell viel Verantwortung bekommen habe. Ich bin z.B. für die Einrichtung der Maschinen und die richtige Belegung der Silos verantwortlich. Und wenn man in dem Bereich Fehler macht, dann wird es schnell teuer."

Luke Holzer (18), 2. Ausbildungsjahr

Immer wieder nimmt Luke Proben und untersucht diese im Labor. Nur wer sich für Technik und Naturwissenschaft interessiert, wird in diesem Beruf glücklich. Die meisten Auszubildenden haben zuvor die Realschule besucht. Wer gute Noten in Mathematik und Informatik hat, tut sich in der Berufsschule leichter.  

"Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich. Mal nehme ich die Rohstoffe an, dann bediene ich Maschinen. Da musst Du sehr genau arbeiten und auf Hygiene und Sauberkeit achten. Wir stellen schließlich Lebensmittel her."

Luke Holzer (18), 2. Ausbildungsjahr

Etwa 6.000 Beschäftigte sorgen in Deutschland mit moderner Technik in großen Mühlenbetrieben für Mehl, Cornflakes und Müsli. Verfahrenstechnologen sind gesuchte Fachkräfte und können auch im Ausland arbeiten.

"Unsere Absolventen werden sie sie in einigen Jahren in der ganzen Welt wieder finden. Die sind dann in Südamerika, Nordamerika und Asien und leiten dort große Betriebe. Die Verdienstmöglichkeiten sind speziell in der Meister- und Technikerebene so gut, dass sie sich auch durchaus mit Absolventen einer Universität im Bachelor- oder Masterbereich messen können."

Andreas Baitinger, Stellvertretender Schulleiter

In der Branche arbeiten vorwiegend Männer, dabei ist der Beruf auch für Frauen gut geeignet. Nina Beck steht kurz vor der Abschussprüfung. Sie will sich langfristig weiterqualifizieren, zum Techniker oder Meister. 

"Es ist ja nicht mehr so, wie es früher mal war: Säcke schleppen und so… heute läuft vieles automatisch, da macht es keinen großen Unterschied mehr, ob Mann oder Frau den Beruf ausübt. Ich denke, das ist heute nicht mehr so ausschlaggebend."

Nina Beck (28), 3. Ausbildungsjahr

Nina und Luke können sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Für Beide bietet der Verfahrenstechnologe Mühlen- und Getreidewirtschaft die perfekte Mischung aus moderner Technik und der traditionellen Arbeit mit Rohstoffen aus der Natur.

Die wichtigsten Fakten zur Ausbildung

  • Offizielle Berufsbezeichnung: Verfahrenstechnologe/ -technologin für Mühlen und Getreidewirtschaft, Fachrichtung: Müllerei 
  • Ausbildungsdauer: Die Ausbildung dauert drei Jahre.
  • Ausbildungsform: Zur Arbeit im Lehrbetrieb kommt der regelmäßige Besuch der Berufsschule im Blockunterricht. Bundesweit gibt es zwei Berufsschulen: in Stuttgart (Baden Württemberg) und in Wittingen (Niedersachsen) 
  • Prüfung: Staatliche Abschlussprüfung in Theorie und Praxis.
  • Ausbildungsorte: Bei mehr als 550 Mühlen in Deutschland lassen sich wohnortnahe Ausbildungsplätze finden.
  • Zugang: Es ist kein bestimmter Schulabschluss vorgeschrieben. Die meisten Auszubildenden haben zuvor die Realschule besucht.
  • Eignung: Handwerkliches Geschick und technisches Interesse
  • Perspektiven: Die Berufsaussichten sind sehr gut. Die Fachkräfte werden im In- und Ausland gesucht.
  • Alternative: Fachkraft für Lebensmitteltechnik | Verfahrenstechnologe/ -technologin für Mühlen und Getreidewirtschaft, Fachrichtung: Futtermittelwirtschaft

Weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten der Arbeitsagentur:

Die wichtigsten Infos zum Beruf

Arbeitszeit

In Industriemühlen wird meist rund um die Uhr gearbeitet. Es gibt einen Dienstplan für die Mitarbeiter. Sie werden in Früh-, Spät- und Nachtschichten eingeteilt. Auch an Sonn- und Feiertagen läuft der Betrieb vielerorts ohne Unterbrechung. Dafür gibt es Schichtzulagen für die Beschäftigten. 

Genauigkeit

In der Mühle wird Getreide gemahlen. Dazu müssen die Maschinen entsprechend eingestellt werden, je nach vorgeschriebenem Mahlgrad. Auch beim Befüllen der Silos dürfen keine Fehler passieren. Eine Unachtsamkeit kann teuer für den Betrieb werden, falls sich die Lebensmittel nicht mehr für den Verkauft eignen.

Gefahr

Der Umgang mit Maschinen steckt voller Gefahren. Hier braucht es Konzentration - trotz aller Hektik und Betriebsamkeit. Gehörschutz, Sicherheitsschuhe und Arbeitskleidung werden meist vom Arbeitgeber gestellt.


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