2.10.- 4.10. Rosch Haschana Jüdisches Neujahrsfest
Juden in aller Welt feiern es nicht im ersten, sondern im siebten Monat des jüdischen Kalenders: Rosch Haschana, das „Haupt des Jahres“.
Bis heute ist der erste Monat im jüdischen Jahr der Frühlingsmonat Nissan, in dem das jüdische Befreiungsfest Pessach gefeiert wird. So spricht man im Judentum auch von einem kulturellen Jahr, das sich nach dem zyklischen Lauf der Jahreszeiten richtet - und einem religiösen, das mit Rosch Haschana beginnt.
Als Anfang des jüdischen, zumindest religiösen jüdischen Jahres steht Rosch Haschana außerhalb der gewöhnlichen Chronologie. Nach jüdischer Tradition erinnert es an nichts Geringeres als an den Anfang der Welt, der Wesen und der Dinge, verbunden mit dem Glauben an eine göttliche Schöpfung. Dem gegenwärtigen jüdischen Jahr 5773 liegt daher neben der kalendarischen Jahreszählung eine zweite, symbolische Zählweise zugrunde.
Zeit als Symbol: die Schöpfung am Anfang des Kalenders
Die Anfänge des jüdischen Kalenders richten sich nach den in der jüdischen Bibel, der Tora, genannten Zahlen und Jubiläen seit dem Schöpfungsbericht im 1. Buch Moses (Buch Genesis). In der rabbinischen Überlieferung wurde die Abfolge zwischen den überlieferten Generationen (seit Adam und Eva) addiert. Schließlich wurde eine Jahreszahl festgelegt, zu der - dem weltlich-chronologischen Rhythmus folgend - immer ein neues Jahr hinzukam. Außerdem gelten die Schöpfungstage selbst als zeitlich völlig unbestimmt: Ein einziger der sechs biblischen Schöpfungstage kann beispielsweise in seiner symbolisch-religiösen Bedeutung Tausenden oder auch Milliarden von Jahren entsprechen. Zeit ist relativ – auch im jüdischen Kalender.
Erwachen im Herbst
Am Anfang des religiösen Jahres stehend, fällt Rosch Haschana im jahreszyklischen Kontext mitten in den Herbst. Trotzdem spielt die kulturübergreifende Bedeutung des zyklischen Neuanfangs eine sehr wichtige Rolle: Die Süße des Lebens im neuen Jahr ist Vorsatz und Motto von Rosch Haschana. So ist es Brauch, sich beim festlichen Essen ein Stück Apfel in Honig zu tauchen, auf dass das neue Jahr ein süßes sein möge. Auch in der Synagoge wünscht man sich ein gutes und ein süßes neues Jahr.
Symbolisch für das Leben wird ein Granatapfel gespeist, in der Hoffnung, dass die guten Taten im neuen Jahr der Fülle der Fruchtkerne gleichen. Der Granatapfel gilt in vielen Kulturen als ein Zeichen der Fruchtbarkeit, versehen mit den Attributen der Schönheit und Vollkommenheit. Im Judentum steht er sinnbildlich für das Fortleben der Generationen.
Klänge des Erhabenen
Das Erklingen des rituellen Widderhorns, des Schofars, ist der Hauptakt des Neujahrsfestes in der Synagoge. Die Klänge des Schofars ermahnen im religiösen Sinn zur Umkehr zu Gott, aber auch zur Reflexion über die eigenen Handlungen im Lauf des vergangenen Jahres.
Umkehr und persönliches Eingedenken als religiöse Kernmotive des Festes sind auch der Grund, weshalb mit Rosch Haschana eine Zeit beginnt, die traditionellerweise als die zehn „Tage der Ehrfurcht“ bezeichnet wird. Diese Tage gelten in der religiösen Vorstellung auch als die Phase des Gerichts und des Urteils darüber, wer Eingang in das „Buch des Lebens“ findet und dabei mit guten Vorzeichen für das kommende Jahr gesegnet wird. Leschana towa tikatewu, eine gute Einschreibung (ins Buch des Lebens) für das neue Jahr, wünschen sich Juden auch am Ende des Abendgottesdienstes von Rosch Haschana in der Synagoge.
Die wichtigste und beliebteste Wunschformel für das jüdische Neujahrsfest kommt auch aus dem Hebräischen, sie heißt kurz und einfach: Schana Towa, ein gutes Jahr!