Jetzt mal ehrlich Fremd im eigenen Land? - Juden in Bayern
Gemäß einer neuen Studie der Universität Leipzig stimmt jeder Achte in Bayern antisemitischen Aussagen zu. Das ist der höchste Anteil unter den Bundesländern. Macht hier nur eine kleine Minderheit Stimmung gegen Juden, oder müssen sich diese – 70 Jahre nach dem Holocaust – im Freistaat wieder bedroht und diskriminiert fühlen?
Eine Studie der Universität Leipzig, die sogenannte „Mitte Studie“ (April 2015) widmet sich dem Thema Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in Deutschland. Für Bayern sind die Ergebnisse besorgniserregend: Jeder Dritte (33,1 Prozent) teilt ausländerfeindliche Einstellungen, jeder Achte (12,6 Prozent) stimmt antisemitischen Aussagen zu. Gerade was den Antisemitismus anbelangt, liegt Bayern so weit vorne wie sonst kein anderes Bundesland.
Auch die Entwicklungen bei Pegida München stimmen nachdenklich. So wählt am 19. Oktober das „Bündnis besorgter Bürger“ bei seinem Marsch durch die Münchner Innenstadt eine historisch besonders belastete Route: Die Demonstration startet an der Feldherrenhalle und endet am Platz der Opfer des Nationalsozialismus, wo Teilnehmer einen Kranz niederlegen. Der „Montagsspaziergang“ war vorher von der Stadt München genehmigt worden. Für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, ist der Vorgang ein Skandal und die Kranzniederlegung eine „Verspottung der Opfer“.
Jetzt mal ehrlich: Was bedeuten diese Entwicklungen für Bayern? Hetzt hier nur eine kleine Minderheit gegen Juden, oder müssen sich diese – 70 Jahre nach dem Holocaust – im Freistaat wieder bedroht und diskriminiert fühlen?
Um dies herauszufinden, trifft sich Moderator Rainer Maria Jilg mit dem jüdischen Stadtrat Marian Offmann, der regelmäßig Schmäh- und Drohbriefe bekommt. Er unterhält sich außerdem mit dem Münchner Publizist und Politikwissenschaftler Yascha Mounk, der das Buch „Echt, du bist Jude? – Fremd im eigenen Land“ geschrieben hat. Und er spricht sowohl mit Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde als auch der liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom über ihre Befindlichkeit. Haben sie Angst? Wie bewerten sie das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden? Jilg befragt aber auch die Behörden, das Kreisverwaltungsreferat und den Verfassungsschutz. Und er wirft einen Blick über die Stadtgrenzen hinaus nach Regensburg, wo die älteste jüdische Gemeinde Bayerns durch den Zustrom von Juden aus Osteuropa wieder erstarkt und nun den Neubau einer Synagoge plant. Wie funktioniert dort das alltägliche Miteinander?
Moderation: Rainer Maria Jilg
Redaktion: Johanna Walter