Berg am Laim: Grundschule Berg am Laim Familien ohne Wohnung und Kinder ohne Eltern?
Die Kinder der Klasse 2E in der Grundschule Berg-am-Laim haben sich das Kinderrecht auf "ein sicheres Zuhause, Geborgenheit, gesund zu leben und keine Not zu leiden" herausgesucht und sich gefragt, wie wohnungslosen Familien in München geholfen wird und wo Kinder wohnen, die nicht bei ihren Eltern leben können. Dazu haben sie Sozialpädagogin Verena Lohwieser interviewt. Außerdem hat die Klasse eine Wohngruppe des Adelgundeheims besucht, in der sieben Kinder wohnen. Mit zwei Jungs habe sie über ihre ihren Alltag und das Leben im Heim gesprochen.
Die Kinder der Klasse 2E in der Grundschule Berg-am-Laim haben sich das Kinderrecht auf "ein sicheres Zuhause, Geborgenheit, gesund zu leben und keine Not zu leiden" herausgesucht. Dazu haben sie Bilder gemalt, auf denen Kinder in einem sicheren Zuhause zu sehen sind. Bei den ersten beiden Schulbesuchen durch die Coaches Florian Schairer und Michael Ries wurde schnell klar, dass die Kinder wissen wollten, was Familien, die keine Wohnung finden, oder ihre Wohnung verloren haben, tun können, um ein neues Zuhause zu finden. Und sie wollten wissen, wo Kinder wohnen können, wenn sie keine Eltern mehr haben oder nicht bei ihren Eltern leben können.
Coach Florian Schairer hat dann zwei Interview-Möglichkeiten organisiert: die erste mit Verena Lohwieser, die als Sozialpädagogin im Amt für Wohnen und Migration der Stadt München wohnungslosen Familien hilft.
Außerdem organisierte er einen Besuch in einer Wohngruppe des Adelgundenheims, einer der ältesten sozialen Einrichtungen in München, die unter anderem vollbetreute Wohngruppen für Kinder in der Au betreiben. Doch zunächst mussten die Schülerinnen und Schüler lernen, mit den Aufnahmegeräten umzugehen. Außerdem wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt.
Familien mit Kindern wird immer zuerst geholfen
Am 22. April besuchte die erste Gruppe Verena Lohwieser im Amt für Wohnen und Migration. Sie holte die Schülerinnen und Schüler an der Pforte ab; das Interview fand in ihrem Büro statt. Sie erzählte, dass wohnungslosen Familien in München schnell geholfen werden kann, indem man sie in Notunterkünften unterbringt.
Hier leben Familien allerdings auf engstem Raum und müssen sich mit anderen meist Küche und Bad teilen. Das ist eng und stressig. Bis die Familien schließlich in eine richtige Wohnung vermittelt werden können, dauert es dagegen meist mehrere Jahre.
Das liegt vor allem daran, dass es in München so wenig bezahlbare Wohnungen gibt. Auf jeden Fall wird Familien mit Kindern immer zuerst geholfen, so Verena Lohwieser.
Wenn Kinder nicht bei ihren Eltern leben können
Es gibt aber auch Kinder, die nicht bei ihren Eltern leben können. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben: Manche Eltern müssen eine Haftstrafe antreten, sind krank, tot, drogenabhängig oder sind aus anderen Gründen nicht in der Lage, sich um die Kinder zu kümmern.
Manchmal sind auch Streit und häusliche Gewalt der Grund, warum Kinder woanders untergebracht werden. Diese Kinder werden dann vom Stadtjugendamt an Betreuungseinrichtungen wie das Adelgundenheim vermittelt. Dieser kirchliche Träger, der von der Stadt München unterstützt wird, hat zum Beispiel in der Au Wohngruppen, wo auch kleine Kinder bis ins Jugendalter rund um die Uhr betreut leben können.
Zu Besuch in einer Wohngruppe
Zu so einer Wohngruppe fuhr der zweite Teil der Schülerinnen und Schüler. Die Namen der dort lebenden Kinder dürfen zwar nicht genannt werden, der Empfang war aber sehr offen und freundlich. Die meisten der dort lebenden sieben Kinder werden in ihrem Alltag oft mit Vorurteilen konfrontiert und haben sich gefreut mal zu zeigen, wie sie wirklich leben - nämlich in einem kleinen, gemütlichen Haus in der Au.
Ein Bewohner, der dort schon viele Jahre lebt, gab den Reporterinnen und Reportern erstmal eine Führung durch das Haus: Im Erdgeschoss befindet sich die Küche mit einem großen Esstisch, das Büro und ein Schlafplatz für die Betreuer. Die sieben Einzelzimmer befinden sich in den beiden Etagen darüber und sehen aus wie ganz normale, individuell eingerichtete Kinderzimmer. Bett, Schreibtisch, Schrank und viel Lego findet man in den Zimmer der Jungs, die mit den jungen Reporterinnen und Reportern gesprochen haben.
Zweite Wahl nach dem Zuhause bei den Eltern
Nach der Führung beantworten zwei Jungs im Alter von 10 und 13, die schon mehrere Jahre hier leben, noch ein paar Fragen zum Alltag in der Wohngruppe. Beide fahren ganz normal morgens in ihre Schulen, am Nachmittag gehen sie ihren Hobbys nach, gehen schwimmen oder ins Jugendzentrum um die Ecke und Abends gibt es ein gemeinsames Abendessen, ganz ähnlich wie in einer Familie. Außerdem fahren die Bewohnerinnen und Bewohner regelmäßig auf Freizeiten, in den Zoo oder machen andere Ausflüge. Manche können am Wochenende auch ihre Familien besuchen.
Das Haus verfügt über einen Garten, den sie sich mit der Wohngruppe aus dem Nachbarhaus teilen. Die Interviewpartner sagen zwar beide, dass sie am liebsten bei ihren Eltern wohnen würden, aber hier in der Wohngruppe wäre es auch ganz gut. Die Schülerinnen und Schüler aus der Berg-am-Laim-Grundschule waren überrascht, dass das "Heim" so klein und gemütlich ist. Sie hatten es sich mehr "wie eine Schule" vorstellt, aber so ist es "ein richtiges Zuhause", in dem sie sich auch gut vorstellen könnten zu leben.
Aufbau und Schnitt des Beitrags
Im Laufe des Junis fertigte Coach Michael Ries einen ersten Schnitt an, der dann mit den Schülerinnen und Schülern bei einem weiteren Besuch in der Grundschule Berg-am-Laim besprochen wurde. Man kann die Kinder zwar in diesen Prozess gut einbinden und beteiligen, aber in diesem Alter müssen am Ende die Coaches beschließen, wie sie den Beitrag aufbauen und schneiden wollen.
Es wurden auch noch zwei Nachaufnahmen mit Sprechertexten aufgenommen. Danach fertigten Michael Ries und Florian Schairer eine finale Version der beiden Reportagen mit Interviews an - die Zweitklässler sind noch zu jung, um selbst das Material zu schneiden. Insgesamt waren alle Beteiligten mit viel Spaß und Eifer bei der Sache und mit dem Ergebnis sind auch alle sehr zufrieden.
Dank geht an die Schulbetreuerin Aikaterini Bogli, das Adelgundenheim und das Betreuerteam der Gruppe Idefix und an Frau Verena Lohwieser vom Amt für Wohnen und Migration.
MünchenHören-Team: Grundschule Berg am Laim
- Stadtteil: Berg am Laim
- Projektschule: Grundschule Berg am Laim, Klasse 2
- Projektlehrkraft: Aikaterini Bogli
- BR-Mediencoach: Florian Schairer
- Juniorcoach: Michael Ries