Schülermedientage 2022 Mit 25.000 Schülerinnen und Schülern im Gespräch
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mehr als 25.000 Schülerinnen und Schüler aus Bayern haben mit JournalistInnen über Fake News, Pressefreiheit und Glaubwürdigkeit von Medien gesprochen. Mehr als vierzig Kolleginnen und Kollegen des Bayerischen Rundfunks haben bei den Schülermedientagen rund um den Tag der Pressefreiheit mitdiskutiert, koordiniert von den Medienkompetenzprojekten.
Die Schülerinnen und Schüler der 9e am Gymnasium in München-Moosach waren begeistert vom Besuch von Verena Reiner (Redakteurin Unternehmenskommunikation).
"Ich würde mir wünschen, dass wir mehr solche Sachen erleben. Ich finde es sehr interessant, wie Nachrichten entstehen." Michael, 9e
"Ich fand es toll, dass eine echte Journalistin uns gezeigt hat, wie man differenzieren kann, ob es Fake News sind oder nicht." Karla 9e
"Ich fand es gut, dass wir viele Tipps für Angebote auf TikTok und Instagram bekommen haben." Johanna, 9e
Das ist die Grundidee der Schülermedientage: JournalistInnen erklären SchülerInnen, wie sie wirklich arbeiten. Das soll Vertrauen schaffen. Und Fake News wie "Lügenpresse" oder "Lückenpresse" entgegenwirken.
Rund vierzig Kolleginnen und Kollegen des Bayerischen Rundfunks sind dieses Jahr wieder in Schulen gegangen, um das direkte Gespräch zu suchen - nachdem das nun zwei Jahre wegen der Corona-Pandemie nicht mehr möglich war. Nicht nur für Schülerinnen und Schüler waren die Besuche lehrreich - auch Kolleginnen und Kollegen nahmen dabei etwas mit.
Erfahrungsberichte von den Schülermedientagen 2022
1
Andrea Lauterbach, Wir in Bayern
War super!! Und hat total viel Spaß gemacht :-). Sehr gerne bin ich nächstes Jahr wieder mit dabei.
2
Karl Teofilovic, Unternehmenskommunikation:
Mein "Einsatz" in einer Schule in Neu-Ulm lief sehr gut, auch die Rückmeldungen der Schüler*innen waren sehr positiv. Wir sind zu etlichen Dingen, die ich vorbereitet hatte, leider nicht gekommen, weil es viele Fragen gab und ich viel erklärt habe. Das ist ja an sich gut. Die Lehrerin meinte dann, warum man die "Stunde" nicht länger machen könnte mit einer Pause dazwischen. Oder so. Ich vermute, das liegt an den Schulen, dass es 90 Minuten sind, oder? Also eine halbe Stunde länger hätte ich auch sehr gut gefunden.
3
Nikolaus Nützel, Wirtschaft/Sozialpolitik
Ich war in Erlangen beim Schülermedientag - hat mir großen Spaß gemacht. Und ich glaube, die Sache ist auch in der Schule gut angekommen.
4
Christine Langlechner, BR24 Rundschau und Landesberichte
Der Austausch mit Schülerinnen und Schülern war auch dieses Mal eine Bereicherung, mir scheint, für beide Seiten. Der Ukrainekrieg hat, so mein Eindruck, das Bewusstsein geschärft für die Fragen "Wie entstehen Nachrichten?", "Woher wisst ihr das?", "Welchen Infos kann ich vertrauen?" Die Antworten darauf konnte ich aus meiner täglichen Arbeit im Aktuellen geben. Mir wiederum hilft die Außensicht auf unsere Arbeit sehr, ebenso die Einblicke in das Mediennutzungsverhalten der Schülerinnen und Schüler. Gut zu sehen, was die jungen Nutzerinnen und Nutzer bewegt und wo sie ihre Infos suchen.
5
Judith Schönicke, Medienkompetenzprojekte und BR24 Radio/Audio
Ein gesundes Misstrauen gegenüber Informationen aus unklaren Quellen wecken und außerdem klar machen, welche Qualität man von uns erwarten darf und soll: Darum geht’s mir in den Workshops mit den Jugendlichen. Dabei ist ganz wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler auch selbst aktiv werden können: Dass sie zum Beispiel eine "eigene" Sendung aus authentischem, aktuellem Material der Nachrichtenredaktion zusammenstellen oder ein dubioses Facebook-Video mit journalistischen Methoden analysieren. Das stößt wichtige Lernprozesse an, bei denen die Jugendlichen auch den Wert unserer Arbeit erkennen.
6
Betina Hummel, Redaktion BR24 Rundschau und Landesberichte
Das war ein großartiger Vormittag in der Siegfried-von-Vegesack-Realschule in Regen! Toll zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler bei ihren Recherchen und Interviews blitzschnell auf spannende Ergebnisse gekommen sind. Ungesundes Mensaessen, Schulleitermangel und Sekretariatsarbeit in Zeiten von Corona waren die Themen. Jetzt heißt es: Dran bleiben für die Schülerzeitung! Bin gespannt auf den gemeinsamen Austausch und die Erfahrungen der anderen BR-Coaches!
7
Julia Demel, Information/Aktuelles, BR-Studio Nürnberg
Mein Schulbesuch an der Realschule in Roth ist aus meiner Sicht gut gelaufen und auch die Lehrerin, die gleichzeitig die Schulleiterin ist, war sehr zufrieden: Die Schüler*innen waren sehr interessiert und wir hatten so viel zu besprechen, dass uns die Zeit ausgegangen ist. Sie wollten von mir wissen, ob Journalismus mein Traumberuf ist, ob ich ihn weiterempfehlen würde und (natürlich) wieviel man verdient, aber auch welche prominenten Menschen ich schon getroffen habe und was mein spannendster Auftrag war. Auch bei den interaktiven Elementen haben sich alle gut beteiligt und sind zu guten Ergebnissen gekommen.
8
Claudia Gladziejewski, Kino und Debut, und Daniel Harrich, Autor und Filmemacher
Unser Auftritt an der Schule in Augsburg war ein großer Erfolg. Sie wollten uns gar nicht wieder ziehen lassen und haben in der Gruppenarbeit wirklich eindrucksvolle Ergebnisse geliefert: Sie hatten 20 Minuten Zeit, um - wie im Newsroom - komplexes Datenmaterial zur Wasserthematik aufzubereiten und daraus Schlagzeile und Meldung zu basteln, die sie dann vorgetragen und verglichen haben.
9
Verena Reiner, Unternehmenskommunikation
Ich hatte eine ruhige Klasse, die zu Beginn kaum aus sich rauskam. Gecatcht habe ich die Jugendlichen dann mit einem Fake-Artikel über einen angeblichen Brand in ihrer Schultoilette. Tatsächlich hat es vor Kurzem in ihrem Schulgebäude gebrannt, doch das wusste ich nicht. Wir haben uns dann angeregt ausgetauscht, wie sie verifizieren können, ob es tatsächlich gebrannt hat, welche Quellen glaubhaft sind und welche Infos sie erst mal nicht weiterverbreiten sollten.
10
Ludwig Knoll, Korrespondent BR-Studio Oberland
Ich hatte einen schönen Einsatz für drei Schulstunden. Mit kaufmännischen Schüler*innen ist es eine andere Klientel als am Gymnasium, aber ich denke, eine wichtige Zielgruppe.
11
Claudia Steiner, Distributionsmanagement
Die zwei Stunden im Städtischen Bertolt-Brecht-Gymnasium in München-Pasing haben wirklich Spaß gemacht. Die Mädchen waren sehr interessiert, fast alle schauten regelmäßig Nachrichten. Wir haben unter anderem über die Arbeit in einer Nachrichtenredaktion, die Auswahl von Themen, unterschiedliche Quellen und Fakenews gesprochen und am Ende der Stunde haben sie selbst Nachrichten ausgewählt, geschrieben und präsentiert. Im Feedback haben sie gesagt, dass sie es toll fanden, dass sie von Anfang an mitdiskutieren und mitmachen konnten und nicht nur einen Vortrag gehört haben.
12
Rebekka Seelmann, so geht MEDIEN, Daniel Brenner, PRIX JEUNESSE
Wir haben mit 30 Schüler*innen die Selbstinszenierung von Instagramer*innen besprochen und uns angeschaut, welche Ideale und Werte ihnen auf Instagram vorgelebt werden und welche Auswirkungen das hat. Gemeinsam haben wir Posts von followerstarken Instagramer*innen und deren Selbstinszenierung verglichen. Erstaunt waren die Schüler*innen, wie viele Ähnlichkeiten und tradierte Rollenbilder in den Profilen zu finden waren. Anschließend entwarfen die Realschüler*innen einen möglichst stereotypfreien Instagram-Post und entwickelten Strategien, wie sie sich individuell auf Instagram präsentieren können.
13
Eleonore Birkenstock, Studio Franken, Aktuelles
Ein großer Teil des Lobes gebührt der sehr guten Vorbereitung, ohne die wir die Stunden in den Klassen nicht abhalten können. Großen Spaß hat der Klasse der SWR-Fakefinder gemacht. Das war auch im Onlineformat eine super Sache, bei der ich die Klasse mit einbeziehen konnte.
Die Schülermedientage sind einst auf Initiative dreier BR-ReporterInnen entstanden, in Zusammenarbeit mit der Abteilung Medienkompetenzprojekte. Inzwischen handelt es sich um ein medienübergreifendes Netzwerk. Allein in Bayern kooperiert der BR mit der Süddeutschen Zeitung, den Nürnberger Nachrichten, der Deutschen Journalistenschule und vielen anderen. Bayernweit koordiniert wird die gesamte Aktion von der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Der Bayerische Rundfunk ist dabei der Partner mit dem größten Medienkompetenzangebot.
Spannende Webpanels live im Klassenzimmmer
Eine Folge der Pandemie: Seit vergangenem Jahr bieten die Medienpartner gemeinsam zusätzlich zu den Schulbesuchen einzelner KollegInnen Webpanels an. Schulen können sie live ins Klassenzimmer streamen, über ein Webtool schicken die Jugendlichen ihre Fragen auf das Tablet des Moderators im Studio.
Webpanel: Wie tickt TikTok?
Mehr als eintausend Schulklassen meldeten sich in diesem Jahr für mindestens eines der Panels an. Spitzenreiter war das BR-Panel "Wie tickt TikTok" mit Christian Schiffer (unter anderem BR-Netzexperte) und Marion Uschold (BR24 TikTok-Redakteurin) mit 194 Schulklassen. Die Schülerinnen und Schüler wollten von den beiden wissen, was mit ihren Daten passiert - und was den TikTok-Algorithmus so besonders macht.
Webpanel: Was darf Satire?
Besonders unterhaltsam wurde es im zweiten BR-Panel "Was darf Satire?" mit Caro Matzko (unter anderem Co-Host RINGLSTETTER) und Eva Karl Faltermeier (unter anderem Eltern ohne Filter, Bayern 2 Notizbuch). Die SchülerInnen erfuhren, wie Eva Karl Faltermeier mit Morddrohungen umgeht und warum persönliche Verletzungen oft die beste Quelle für Satire sind.
Neben dem bayerischen Mediennetzwerk finden auch in vielen anderen Bundesländern inzwischen ähnliche Aktionen statt. Das Bundesland Bremen wird mit Unterstützung des BR-Organisationsteams im Juni dieses Jahres ein eigenes Programm auflegen.
Der Leiterin der Medienkompetenzprojekte im Bayerischen Rundfunk, Isabella Schmid, lag es am Herzen, neben den Webpanels auch an den Schulbesuchen einzelner KollegInnen festzuhalten.
Fürs kommende Jahr haben alle Medienpartner bereits angekündigt, die Aktion zu wiederholen.
"Ich freue mich natürlich, dass unsere beiden Webpanels so stark nachgefragt waren, mit rund sechseinhalbtausend Teilnehmenden. Der direkte Kontakt mit 'echten' Journalisten und Journalistinnen ist jedoch unverzichtbar. Aus vielen Rückmeldungen wissen wir, dass die Jugendlichen diesen Austausch besonders wertgeschätzt haben. Das Gespräch auf Augenhöhe und die Möglichkeit direkt nachzufragen, schafft Vertrauen in die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Mein Dank gilt allen Kollegen und Kolleginnen, die sich wieder so großartig für die Schülermedientage engagiert haben."
Isabella Schmid, Leitung Medienkompetenzprojekte
Fürs kommende Jahr haben alle Medienpartner bereits angekündigt, die Aktion zu wiederholen.
"'Das dürft ihr sowieso nicht senden' - das habe ich mir als Reporter schon selbst nach Interviews anhören müssen. So ist die Idee für den Schülermedientag 2015 entstanden. Mit Schülerinnen und Schülern über solche Thesen zu diskutieren, halte ich für eine besondere Erfahrung - weil sie einen dazu bringt, über die Prinzipien der eigenen Arbeit nochmal neu nachzudenken. Und dass das jetzt so viele tun, Hunderte bundesweit, und welche Kreise diese Idee inzwischen zieht, finde ich phänomenal."
Fabian Mader, ARD-Politikmagazin report München und Koordinationsteam Schülermedientage
"Die Schülermedientage sind nicht nur durch die hohe Reichweite ein besonderes Projekt, sondern auch durch die Zusammenarbeit mit so vielen unterschiedlichen Medienhäusern und Institutionen. Egal ob privat oder öffentlich-rechtlich, uns alle eint das Engagement für journalistische Werte. Dafür müssen wir mehr in den Dialog treten und Jugendliche von unseren Inhalten überzeugen. Die Anmeldezahlen zeigen: Der Gesprächsbedarf und das Interesse sind groß."
Elisabeth Alber, Koordinationsteam Schülermedientage