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Hitler-Bilder in Chatgruppe Die AfD und der Fall Elena Roon

Die Chefin des Nürnberger AfD-Kreisverbandes, Elena Roon, hat Hitler-Bilder in einer internen Whatsapp-Gruppe verbreitet. Die AfD Bayern zieht daraus keine Konsequenzen, ein Untersuchungsausschuss "entkräftet" die Vorwürfe.

Von: Jonas Miller

Stand: 14.03.2017 | Archiv

Elena Roon auf einer Kundgebung | Bild: BR/Jonas Miller

"Vermisst seit 1945 – Adolf bitte melde Dich! Deutschland braucht Dich!" heißt es auf dem Bild, dazu ein Konterfei von Adolf Hitler. Dieses und weitere Bilder hat die Russlanddeutsche Elena Roon in einer internen Chat-Gruppe verschickt. Roon ist eine von zwei Bundestagskandidaten für die AfD in Nürnberg. Der bayerische Landesverband setzte einen Untersuchungsausschuss ein, um die Vorwürfe gegen die fränkische Funktionärin zu prüfen. Dem Ausschuss gehörten neben dem Landesvorsitzenden Petr Bystron und dem Bundesvorstandsmitglied Dirk Driesang auch die oberbayerischen Funktionäre Georg Hock und Roland Gropp an.

Keine Disziplinarmaßnahmen

Der Landesverband veröffentlichte nun die Ergebnisse der Untersuchung:

"In den vergangenen Monaten wurden gegen die AfD Kreisvorsitzende des KV Nürnberg-Süd/Schwabach, Frau Elena Roon, teils schwere Vorwürfe erhoben. Ein durch den Landesvorstand zur Untersuchung der Vorwürfe eingesetzter Ausschuss kommt nun zum Ergebnis, dass Frau Roon vollständig entlastet werden kann."

Stellungnahme des AfD-Landesverbands Bayern

Warum Roon zu entlasten war, wird nicht erklärt. Wie BR24 aus AfD-Kreisen erfuhr, wurde Roon zu Gute gehalten, dass sie "unerfahren" sei und keine "perfekten Sprachkenntnisse" habe. Zudem habe die Funktionärin die Bilder ohne die "in Deutschland üblichen Alarmglocken" gepostet. Der Untersuchungsausschuss verzichtete daher auf Disziplinarmaßnahmen gegen Roon.

Video von Holocaust-Leugnerin geteilt

Hier teilt Roon in einem russischen Netzwerk ein Video der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck

Dabei ist Roon nicht zum ersten Mal im rechtsextremen Kontext aufgefallen. In einem russischen Netzwerk teilte sie ein Video der verurteilten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck. Diese ruft in der Videobotschaft die Russlanddeutschen auf, nach der Machtübernahme "dieses System grundsätzlich zu ändern".

Kontakte zum Arminius-Bund

In einem russischsprachigen Netzwerk gehörte Roon der Gruppe "Arminius - Bund des deutschen Volkes" an. Laut Bundeszentrale für politische Bildung vertritt die Organisation eine nationalistische und völkische Ideologie. 

Elena Roon spricht auf einer Versammlung der "Bürgerinitiative Sichere Heimat".

Roons politische Karriere begann Anfang 2016 bei der russlanddeutschen "Bürgerinitiative Sichere Heimat". Die Gruppe gründete sich aufgrund der erfundenen Vergewaltigung einer 13-jährigen Russlanddeutschen in Berlin und agierte gezielt gegen Flüchtlinge. Roon gab der Gruppe ein Gesicht, sie moderierte die Veranstaltungen, gab Interviews und trat als Rednerin auf. BR24-Recherchen belegen, dass an diesen Versammlungen auch deutsche Rechtsextremisten teilnahmen.

Russlanddeutsche Bürgerinitiative distanziert sich

Nachdem bekannt geworden war, dass Roon Hitler-Bilder bei Whatsapp verbreitet hatte, veröffentlichte die Bürgerinitiative Sichere Heimat eine Stellungnahme auf Facebook:

"Sie war damals aus der Bürgerinitiative 'Sichere Heimat' gerade auch deswegen ausgeschlossen, weil sie umstrittene Kontakte zur Rechtsszene hatte. Solche Bilder sind für uns absolut tabu und geschmacklos. Wir sind Deutsche aus Russland und werden uns niemals Rechts stellen."

Stellungnahme der Bürgerinitiative Sichere Heimat

Roon sieht sich als Opfer

In einer Stellungnahme, die BR24 vorliegt, teilte Roon mit: "Wie aus dem Gesprächsverlauf unter dem Banner in der Gruppe hervorgeht, habe ich darauf deutlich hingewiesen, dass ich mich mit den Inhalten nicht identifiziere". Sie wirft Teilen ihres Kreisverbandes vor, "parteiinterne Gegner vernichten" zu wollen. Die Hitler-Bilder seien demnach "bewusst falsch interpretiert" worden.


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