Allerheiligen und Halloween Was wird denn nun gefeiert?
Die einen ziehen mit Gruselmasken lautstark durch die Straßen, die anderen besuchen in Stille die Gräber ihrer Verwandten. Halloween und Allerheiligen, ein schriller Gegensatz, und doch hängen beide Feste eng zusammen.
Wer am 31. Oktober ein Hämmern an Türen oder Fenstern hört, denkt wahrscheinlich eher nicht an den Thesenanschlag von Martin Luther vor 500 Jahren in Wittenberg – sondern fragt sich womöglich, wo er jetzt auf die Schnelle eine Tafel Schokolade herbekommt, für die Geister da draußen.
Alte Bräuche
Sich in Gruselkostüme schmeißen und auf Süßigkeitenjagd gehen – die Tradition sehen in Deutschland viele Bürger noch kritisch. Diesem Trend aus den USA brauche man nicht übernehmen, so die Meinung. Dabei wird übersehen, dass Halloween keine neuartige Erfindung ist, sondern eng mit dem christlichen Fest Allerheiligen zusammenhängt. Der Theologe und Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti klärt auf:
"Der Name Hallows bedeutet 'all hallows evening', den Vorabend von Allerheiligen."
Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti
Die Menschen glaubten damals, dass an diesem Abend alle Seelen, auch die der Bösen und der Dämonen, auf die Erde herunterkämen und auf Seelenjagd unter den Lebenden gehen würden: "Dagegen musste man sich wehren, darum verkleiden mit weißen Gewändern, dann würden sie einen nicht angreifen."
Sich einmal satt essen
Dass die Kinder von Haus zu Haus ziehen ist keine Kopie von der Sternsinger Tradition, sondern geht auf die Heischebrauch zurück, erklärt der Experte Becker-Huberti.
"Kinder und Arme hatten das Recht an Tür zu klopfen, wir wollen auch unseren Teil haben, komm rückt mal raus. Man bekam Essen und Trinken, Obst und Gebäck und man freute sich königlich dabei"
Bauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti
Beim eigentlichen Hochfest Allerheiligen steht für viele ein Friedhofsbesuch an, obwohl für das Gedenken der Verstorbenen eigentlich der Tag danach gedacht ist, Allerseelen. An Allerheiligen erinnern sich die Katholiken an alle Menschen, die die christliche Botschaft glaubwürdig gelebt und verkündigt haben, egal ob sie offiziell heilig gesprochen wurden oder nicht. Tanzverbot noch zeitgemäß?
Tanzverbot noch zeitgemäß?
Wie hier in der Pfarrei St. Georg in München-Bogenhausen werden an Allerheiligen die Gräber gesegnet. Für die Gemeindemitglieder der Moment, an dem sie die Menschen im Herzen tragen, die von ihnen gegangen sind. Initiator des Allerheiligen-Fests soll der mittelalterliche Theologe und Mönch Alkuin aus England gewesen sein. Über Jahrhunderte wurden Allerheiligen und Allerseelen als stille Feiertage abgehalten, denn das Denken an die Vergänglichkeit des Menschen passte nicht zu lauten öffentlichen Veranstaltungen. Darum gibt es auch heute noch ein Tanzverbot in der Nacht vor Allerheiligen, ab 2 Uhr morgens müssen die Diskotheken schließen. Das stößt bei Diskobesitzern wie Florian Faltenbacher natürlich auf wenig Begeisterung.
"Gäste kommen erst auf Mitternacht, das macht keinen Sinn"
Diskobesitzer Florian Faltenbacher
Er fände es besser, wenn die Regelung der stillen Feiertage wegfallen würde und die Clubs dafür im Gegenzug an Gründonnerstag und Karfreitag komplett zu machen würde. Passt das Tanzverbot noch in unsere Zeit? Ja, findet der Theologe Manfred Becker-Huberti.
"Es ist eine alte Tradition, dass es im November besinnlicher zugeht, wir haben genügend andere Festtage, an denen man sich austoben kann"
Theologe Menfred Becker-Huberti