Ermittlungen in Ansbach Das wissen wir über den Täter
22.10 Uhr - auf einem Open-Air-Festival feiern gerade etwa 2500 Menschen, als ganz in der Nähe ein Sprengsatz explodiert. Ein Bombenanschlag. Der Täter: Ein 27-jähriger Syrer, der vor zwei Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam. BR-Reporter Matthias Rüd mit weiteren Einzelheiten.
Der Täter: Ein 27-jähriger Syrer, der vor zwei Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam. Er hatte den Sprengsatz, der mit Metallteilen gespickt war, in seinem Rucksack. Unser Reporter in Nürnberg ist Matthias Rüd. Was weiß man denn inzwischen noch über den Täter?
Man weiß eben, dass er vor zwei Jahren nach Deutschland kam, dass vor einem Jahr sein Asylantrag abgelehnt wurde, dass er seither hier in Ansbach wohnt. Geduldet, also seine Abschiebung ist ausgesetzt. Man weiß, dass er polizeibekannt war, dass er z.B. wegen Drogendelikten und anderer Vergehen schon mit den Behörden in Konflikt kam. Dass er zwei Selbstmordversuche unternommen hatte und anscheinend deshalb im Klinikum behandelt wurde. Das ist all das, was man über diesen 27-Jährigen weiß.
Es gibt laut Innenminister Herrmann auch Hinweise auf einen islamistischen Selbstmordanschlag. Kann man da schon mehr zum Hintergrund der Tat sagen?
Die genauen Hintergründe fehlen noch. Er hält es „für wahrscheinlich“, hat Joachim Herrmann gesagt, dass es da einen islamistischen Anschlag gab. Weil es eben eine Bombe war. Der Mann wollte mit dieser Bombe anscheinend auf das Konzert gehen und sich dort in die Luft sprengen. Erst hieß es: Vielleicht hat er noch einen Selbstmordversuch unternommen, wollte „nur sterben“. Aber diese Bombe, vor allem die Machart der Bombe, bespickt mit Metallgegenständen – er wollte also größtmöglichen Schaden anrichten. Dafür muss es ja einen Grund gegeben haben und deshalb liegt für den Innenminister eben die Vermutung nahe, dass es da einen islamistischen Hintergrund gibt.
Können Sie die Örtlichkeit näher beschreiben? Wo genau war dieses Musikfestival? Wo ist da die Bombe explodiert?
Das war auf der Reitbahn. Das ist ein Areal hier in Ansbach, das umrandet ist von historischen Gebäuden. Ein sehr, sehr schönes Gelände, wo man auch schöne Konzerte veranstalten kann, wie das Ansbach-Open, das gestern hier stattgefunden hat. Da gab es vier Einlässe und an einem davon hat der 27-Jährige versucht reinzukommen. Er hatte aber keine Eintrittskarte und durfte nicht rein, was das ganz große Glück war. Das war auch schon gegen Ende des Konzerts – und dann gab es die Explosion.
Die Besucher des Festivals wurden kurz nach dem Anschlag in Sicherheit gebracht. Gab es da Panik?
Glücklicherweise nein. Ein großer Dank an die Einsatzkräfte und auch das umsichtige Vorgehen der Sänger auf der Bühne. Die haben die Besucher von der Bühne aus aufgefordert, jetzt bitte in Ruhe nach Hause zu gehen. Und tatsächlich sind die auch in Ruhe nach Hause gegangen. Mir sind viele Menschen begegnet, die fast geschlendert sind. Viele wussten auch nicht, was da wirklich passiert ist.
Das wird wohl erst nach und nach die Runde machen. Können Sie das Gefühl beschreiben, das sich in Ansbach jetzt breit macht?
Wir haben uns umgehört: Es lässt wirklich niemanden hier kalt und die Verunsicherung in der Bevölkerung ist immens.
(Interview: Hannes Kunz/ Protokoll: Birgit Beck)