Leidige Parkplatzsuche in Städten App "Digital Parken" soll Autofahrern helfen
Jeder kennt sie, jeder hasst sie: die Suche nach einem freien Parkplatz – vor allem in bayerischen Innenstädten. Man fährt extra früh los, findet aber am Zielort eine viel zu kleine Lücke, sucht weiter und trifft dann auf die Zone "Anwohnerparken". Eine App soll nun den Suchenden helfen.
Im Schnitt 15 Minuten lang kurvt jeder Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz in der Gegend herum. Manche brauchen sogar noch länger: In München-Schwabing zum Beispiel ist eine halbe Stunde nicht selten.
Jedes dritte Auto in der City ist auf Parkplatzsuche
Verkehrsexperten schätzen: Jedes dritte Auto rollt durch die Innenstädte, weil der Fahrer noch einen Parkplatz sucht. Der unnötige Verkehr ist also nicht nur nervig für Fahrer und Anwohner, sondern verpestet auch die Luft.
Mehrere junge Startups – aber auch ein Riese wie Bosch – arbeiten daran, dass sich Parkplätze "frei melden", wenn jemand wegfährt. Der Münchner Stefan Bader hat sich die App "Parkpocket" ausgedacht.
"Wir zeigen Autofahrern in Echtzeit an, wo sie parken können."
Stefan Bader von Parkpocket
App für freiwerdende Plätze im Parkhaus
Wo, das heißt: In Parkhäusern und auf Park-and-Ride-Plätzen – überall dort, wo es Schranken gibt. Die Schranken zählen, wie viele Autos in den Parkbereich rein- und wie viele rausfahren. Alle Daten gehen dann direkt an die App oder an Navigationsgeräte.
"Autofahrer sehen dann auf ihrer Karte, wo genau Freistellflächen frei sind, gegebenenfalls, wie viel die kosten, wie die Öffnungszeiten aussehen etc. Und können diese dann direkt an-navigieren."
Stefan Bader von Parkpocket
Damit erübrigt sich schon mal das Abklappern der verschiedenen Parkhäuser und Park & Ride-Flächen. Öffentliche Parkbuchten erfasst die App nicht. Denn dort fehlen die Schranken, die die Autos zählen. Hier will das junge Münchner Unternehmen "Park Here" Abhilfe schaffen.
"Wir entwickeln energieautarke Parkplatzsensoren. Das sind ultradünne schwarze Streifen, die wir in die Parkflächen einlassen. Und die überwachen, ob der Parkplatz frei ist oder nicht."
Felix Harteneck von Park Here
Ab September erster Test einer App für Parkplätze an der Straße
Fährt ein Auto über die Streifen (großes Foto oben), drückt er sich zusamme und meldet: Parkplatz frei – oder: Parkplatz besetzt. Getestet wird das Ganze ab September erstmals in Ingolstadt. Zwei Straßenzüge werden mit den Sensoren ausgestattet. Die Stadt will damit die Parkplatzsuche erleichtern und effektiver gegen schwarze Schafe vorgehen: etwa gegen Fahrer, die fürs Parken nicht zahlen – oder unerlaubterweise auf Behindertenparkplätzen stehen.
"Wir können natürlich nicht schauen, ob jetzt jemand behindert ist oder nicht. Es lässt sich aber natürlich überprüfen, ob jemand auf dem Parkplatz steht. Und wir können einfach gezielter Kontrollen durchführen."
Felix Harteneck von Park Here
So interessant der Ansatz ist mit den Sensoren im Boden – in Bayern werden Parkplatzsuchende darauf noch etwas warten müssen.
"Das ganze Thema Smart Cities ist im Moment sehr heiß. Da wird viel drüber gesprochen, aber bis es dann endlich umgesetzt wird, vergehen immer viele Jahre."
Felix Harteneck von Park Here
Private Stellflächen könnten Vorreiter sein
Die Münchner vom Projekt "ParkHere" fokussieren sich deshalb nicht auf städtische Parkplätze, sondern auf private: auf Park- and Ride-Anlagen, Elektroauto-Stellflächen und Mitarbeiterparkplätze.
"Jeder kennt das Parkplatzproblem in der Stadt, aber gerade auf dem Arbeitsweg morgens bestreiten ganz viele Autofahrer die Situation, dass sie am Arbeitsplatz immer noch ein Problem haben, einen Parkplatz zu finden. Manchmal gibt’s nicht genug oder es ist unübersichtlich. Da bieten wir die Möglichkeit, diese Mitarbeiterparkplätze zu digitalisieren und dann über eine App oder Website die Daten anzuzeigen."
Münchner Sensoren-Erfinder von Park Here
Fahren künftig noch mehr mit dem Auto?
Große Unternehmen in München und Berlin testen das Ganze bereits – erfolgreich. Die Rumkurverei bei der Parkplatzsuche wird durch die digitalen Parklotsen sicher weinger werden. Andererseits könnte so die Motivation sinken, das Auto zu Hause zu lassen und mit dem Fahrrad oder öfffentlich in die Stadt zu fahren. So richtig umweltschonend ist das Parken der Zukunft dann also auch wieder nicht.
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Anna Miller, Samstag, 23.Juli 2016, 22:42 Uhr
1. Die Loesung?
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