Auto Show in Los Angeles Liebe in der Vertrauenskrise
Deutsche Autos und Amerikaner – eigentlich eine große Liebesgeschichte. Die Amis lieben die "German Cars", Porsche, Mercedes, BMW sind alles Statussymbole und auch VW ist beliebt. Dieselgate machte Einiges an dieser Liebesgeschichte wieder zunichte. Auf der LA Auto Show präsentieren sich jede Menge Autohersteller - auch aus Deutschland.
Hinrich Woebcken, Chef von VW Nordamerika ist sowas wie ein Paarberater – er muss die kaputte Beziehung zwischen Volkswagen und den US-Amerikanern wieder kitten, keine leichte Aufgabe nach Dieselgate. Er weiß, dass das erst mal nur geht, indem man den betrogenen Kunden vor allem finanziell entgegenkommt.
"Wir müssen den Rückruf und die Reparatur der Fahrzeuge in einem sehr professionellen Prozess abwickeln. Wir sind da sehr gut unterwegs, wir haben dazu extra Ressourcen aufgebaut, die das – wenn man so sagen will – typisch deutsch perfekt organisiert bewerkstelligen werden. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Schritt, dass wir nach dieser Enttäuschung jetzt einfach das richtig machen und vernünftig aufrollen."
Hinrich Woebcken, Chef VW Nordamerika
Teure Aufarbeitung
Die gerichtlichen Einigung hat gigantische Ausmaße angenommen, es handelt sich mit 16,5 Milliarden Dollar um die teuerste Entschädigung in der Automobilgeschichte. Der Konzern musste seitdem bei seiner Kernmarke VW herbe Verluste einstecken. Der Absatz im Oktober 2016 ging im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 18,5 Prozent zurück. Die Amerikaner zeigten deutlich, wie groß der Vertrauensverlust in die einst geschätzte German Zuverlässigkeit war.
Platz ist gefragt
Gleichzeitig versucht VW nun auf dem Markt mit neuen Modellen das Interesse der Amerikaner zu erneuern – nach dem Motto: bigger is better, größer ist besser, kommt das neue Modell VW Atlas erst mal nur in den USA auf den Markt: Ein recht bulliger SUV.
"Ja, diese „active family“ hier in den USA will Platz. Mit drei Kindern zu den Fußballspielen, zu den Sportaktivitäten braucht man Raum. Das ist die Marktanforderung hier."
Hinrich Woebcken, Chef VW Nordamerika
Ein Markt für Mercedes
Nach dem Atlas solle auch der Tiguan auf den US Mark folgen, so Woebcken, allerdings soll auch der größer werden als das europäische Modell. Die Amerikaner lieben es eben größer, bequemer, Platz gibt es auf den Straßen und vorm Haus. In Kalifornien ist Autofahren ein Teil des Lebensgefühls. Die traditionell sehr kundenorientierte LA Auto Show bietet deswegen vielen deutschen Autobauern eine perfekte Plattform für ihr Geschäft, allen voran im Luxussegment. Mercedes Benz beispielsweise hat hier mit seinen größten Kundenstamm, erklärt Christian Bockich von Mercedes.
"Wir verkaufen die meisten G-Klassen in Los Angeles und der Umgebung. Nummer zwei des Markts ist Texas, Nummer drei ist Miami, Nummer vier New York."
Christian Bockich, Mercedes
Porsche bleibt sich treu
Es fällt auf: Statt Ökologisch oder Elektro setzten die deutschen Hersteller auf große Automobile, SUVs ziehen in den USA und auch das luxuriöseste vom luxuriösen, wie das neue Maybach S 650 Cabriolet für fast 400.000 Euro.
Das Thema E-Auto scheint ohnehin bei der Messe keine große Rolle zu spielen, genauso wie das Self-Driving Car. Auch bei Porsche steht automatisiertes Fahren eher nicht im Fokus, erklärt Frank Wiesmann.
"Es ist nach wie vor so, dass Porschefahrer Porsche fahren wollen. Deswegen sind wir auch nicht unbedingt die Ersten – wir schauen uns das sehr genau an und sagen – was davon ist wirklich für den Kunden eine Bereicherung, eine Unterstützung."
Frank Wiesmann, Porsche
Porsche punktet in Kalifornien
Für Porsche geht es, im Gegensatz zur Automarke Volkswagen, immer noch bergauf in den USA. Kalifornien ist, wenn man es als eigenes Land betrachten würde, der fünftgrößte Markt für den Autohersteller. Wer es hier geschafft hat, leistet sich eben immer noch gerne einen deutschen Porsche. Wohl auch deswegen bleibt sich die Marke auch in diesem Jahr sehr treu, es gibt wenige Experimente, Luxus und Extravaganz funktionieren in Kalifornien eben immer noch sehr gut. Dass auch Porsche leicht vom Dieselskandal betroffen war, mit rund 13.000 Modellen des Porsche Cayenne in den USA, scheinen die Kunden dem Luxushersteller besser verziehen zu haben.