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Tag Zwei nach dem Brexit Und jetzt?

Zwei Tage nach dem Brexit-Votum sind immer noch viele Fragen offen: Wann wird das Vereinigte Königreich offiziell die EU verlassen? Was passiert mit Schottland? Und was machen jetzt eigentlich die britischen EU-Beamten?

Von: Stephanie Pieper und Karin Bensch-Nadebusch

Stand: 25.06.2016 |Bildnachweis

Brexit - Schlagzeilen | Bild: dpa-Bildfunk

Krisensitzung des schottischen Kabinetts heute in Edinburgh: Nicola Sturgeon versammelte die Minister ihrer Regionalregierung um sich. Nach dem Brexit-Votum liegt im Norden des Landes ein zweites Unabhängigkeitsreferendum wieder auf dem Tisch. Sturgeon will die notwendigen gesetzgeberischen Maßnahmen für einen neuen Volksentscheid vorbereiten; beraten wird sie dabei – wie zu allen Fragen rund um den drohenden EU-Austritt – ein neues Expertengremium. Wann die Schotten erneut über ihre Unabhängigkeit abstimmen könnten, das ließ Sturgeon heute allerdings offen:

"Wir werden jetzt das Gespräch mit den EU-Institutionen und anderen Mitgliedsstaaten suchen, um alle Optionen zu sondieren, Schottlands Platz in der EU zu schützen."

Nicola Sturgeon

Vor zwei Jahren hatten sich noch 55 Prozent der Schotten dafür entschieden, im Vereinigten Königreich zu bleiben. Umfragen vor dem EU-Referendum hatten aber signalisiert, dass im Brexit-Fall die Stimmung kippen könnte.

Conservatives suchen Nachfolger

Wann der Brexit offiziell vollzogen wird, steht bislang noch nicht fest. Der scheidende Premierminister David Cameron will die britische EU-Mitgliedschaft nicht selbst kündigen, sondern diesen historischen Akt seinem Nachfolger überlassen. Bis Anfang Oktober wollen die britischen Konservativen einen neuen Parteichef wählen, der dann auch Regierungschef werden soll. Der pro-europäische Tory-Abgeordnete Alan Duncan sagt: Nur weil Boris Johnson das Referendum gewonnen habe, sei er noch lange nicht der geeignete Mann. Cameron werd am Montag mit seinem Kabinett über die nächsten Schritte beraten. Ist der offizielle Brief in Brüssel eingegangen, läuft die zweijährige Frist für die Austrittsverhandlungen.

Unter Druck steht aber auch der Chef der oppositionellen Labour Party, Jeremy Corbyn, den wütende EU-Anhänger beim London Gay Pride March verbal angriffen. Sie warfen ihm vor, er habe die EU-Kampagne nur halbherzig geführt - und sprechen damit vielen Labour-Abgeordneten aus der Seele.

EU-Finanzkommissar tritt zurück

Was mit den vielen britischen Beamten in der EU passiert, ist bislang noch weitgehend ungeklärt. Nach dem Brexit-Votum hat der britische EU-Finanzkommissar Jonathan Hill bereits seinen Rücktritt erklärt. Er könne nicht einfach so weiter machen, teilte er in Brüssel mit und sei „sehr enttäuscht“ über das Ergebnis. Sein Nachfolger soll Währungskommissar Valdis Dombrovskis aus Lettland werden.







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Anti Populist, Sonntag, 26.Juni 2016, 13:49 Uhr

8. Wähler können nun die Auswirkungen von Populismus sehen

Ein Paradebeispiel war die Auseinandersetzung des Brexit und seiner Auswirkungen des Populismus.

Wie in Deutschland bei der AfD werden die Wähler mit reisserischen, hetzerischen, verkürzten und verfälschten Slogans gelockt, um dann die Ernüchterung festzustellen. Ja, warum hat man uns das uns nicht vorher gesagt, daß es so schlimm wird? - Hallo? Aufwachen?
Wie sagt schon der Volksmund: "Die Anderen können auch nur mit Wasser kochen".
Europa wurde für Mißstände verantwortlich gemacht, die eigentlich vor der eigenen Haustüre liegen. Sicher, Europa ist lange noch nicht perfekt, aber bei allen Mängeln, gemeinsam wären wir stärker.
Die Globalisierung ist nun mal da. Sich im Kleingarten zu verschanzen bringt keinerlei Verbesserung. Andere Staaten der Welt geben zwischenzeitlich den Takt vor, z.B. Asiaten, auch wenn wir das noch nicht wahrhaben wollen. Die EU muss sich bessere Entscheidungsmöglichkeiten geben (Blockadepolitik einzelner) und Wähler bei bestimmten Fragen einbinden.

Kritischer Bürger, Samstag, 25.Juni 2016, 23:41 Uhr

7. Jetzt das richtige, föderalistische Europa ohne Brüssel und Straßburg gründen!

Die Rest-Europäer sind schockiert, Schottland möchte in der EU bleiben, einige Engländer möchten eine neue Volksabstimmung. Soll man sich angesichts der ewigen Diskussionen über die britischen Sonderregelungen sowie den Brexit wirklich ernsthaft damit beschäftigen? Ich finde Nein.

Gefühlt ist der Brexit doch nur das lange vermutete Ergebnis eines Jahrzehnte langen Verständnisses britischer Lebensart und Politik. Dabei habe ich als Deutscher durchaus großes Verständnis für diese britische Lebensart, inkl. z.B. Königshaus - ja ich beneide dieses Volk sogar für ihr großes Traditionsverständnis.

Was soll Rest-Europa jetzt tun?
Lasst die Briten in Würde gehen und orientiert euch eher an den Exit- als den Remain-Argumenten! Vielleicht wächst daraus erst das richtige Europa der unterschiedlichen, föderalistischen Nationen, welches keinen bürokratischen Kropf in Brüssel und Straßburg benötigt.

Francesco, Samstag, 25.Juni 2016, 20:28 Uhr

6. Und jetzt...?

Was soll die Frage... ? Ausscheiden aber schnell und nicht erst dann, wenn es dem lieben Herrn Cameron genehm ist. Aber ich vermute leider, dass die EU-Verantwortlichen nichts verstanden haben und so weiter machen wie bisher und sich von GB vorführen lassen. Dann kann man es erwarten, bis die EU platzt. Aus meiner Sicht muss sich die EU nun schnellsten schlau machen, wie die wirklichen Bedürfnisse der Menschen (nicht nur Finanzen und Kapital !!!) sind und entsprechende Reformen durchführen. Ich bin sicher, dass dann - konsequente Umsetzung des Brexit vorausgesetzt - keine weiteren Staaten abspringen werden und vor allem die Rechtstendenzen gestoppt werden können.

pro EU, Samstag, 25.Juni 2016, 19:53 Uhr

5. Und jetzt?

Jetzt gibts Anschauungsunterricht, vor allem für diejenigen, die zwar für direkte Demokratie sind, weder zu Wahlen gehen, noch ihre Euroaabgeordneten kennen, die nicht wissen was ein Kanzler macht, was eine Bundesversammlung ist und ansonsten eine Staatsform mit einer Regierungsform verwechseln. Jetzt gibt es Anschauungsunterricht für diejenigen, die mit ihrem Säckchen "Hindenburg ohne" und den paar Goldgroschen unter dem Kopfkissen von den Lausbubstreichen von Ludwig Thoma und der Ludwigeisenbahn träumen und der Zeit, in der der Postbote noch eine Pickelhaube aufhatte. Jetzt werden viele Menschen aufwachen und vor allem merken, dass man sich Geld nicht einfach drucken kann. Martin Schulz hat recht: es wird Zeit, dass die Angelegenheit zügig über die Bühne geht, denn es kann wirklich nicht sein, dass die konservative Partei in England einen ganzen Kontinent in Sippenhaft nimmt und man warten soll bis man sich da auf der Insel einmal einig ist.

  • Antwort von Auch Pro, Sonntag, 26.Juni, 11:11 Uhr anzeigen

M.Zöltsch, Samstag, 25.Juni 2016, 19:00 Uhr

4. Brexit - Und jetzt ?

. . . . . . und wenn wir ein paar Monate abwarten, haben viele der Brexit-Ultras ihre Denkfehler begriffen und dann warte ich nur noch auf die Nachricht über einen Antrag der verbleibenden "Briten" zur Wiedereingliederung in die EU - - allerdings NACH Überarbeitung der EU-Grundsatz-Richtlinien, welche auch gewisse Rechte auf Eigenständigkeit beinhalten.
Deshalb - - erst mal REDEN ! ! - - - - - MITEINANDER ! !