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Der Brexit bei den EU-Verhandlungen Das große Thema im Hintergrund

Wohin steuert die EU? Diese Frage wird in Brüssel zum Wochenabschluss intensiv diskutiert. Erstmals ist dazu Großbritanniens Premierministerin Theresa May anwesend. Auch wenn das Thema offiziell nicht im Mittelpunkt steht, spielt der Brexit bei den Gesprächen im Hintergrund eine große Rolle.

Von: Michael Krawczyk

Stand: 21.10.2016

brexit | Bild: picture-alliance/dpa

Noch ist Großbritannien vollwertiges Mitglied der Europäischen Union. Doch mit der Brexit-Entscheidung sind die Weichen für die Trennung gestellt. Die EU will das alles schnellstmöglich hinter sich bringen - doch London hat schon klar gemacht: Der Austrittsantrag nach Artikel 50 der EU-Verträge soll erst bis Ende März nächsten Jahres eingereicht werden. Ab dann tickt die Uhr. Die Verhandlungen selbst werden dann zwei Jahre dauern. Dabei soll über alle Details verhandelt werden.

Was Viele in der EU für eine typisch britische Untertreibung halten. Denn ein recht großes Detail für London und Brüssel ist der künftige Zugang zum EU-Binnenmarkt. Wenn die Premierministerin May bei ihrer Ankündigung bleibt, die Freizügigkeit von Arbeitnehmern aus EU-Ländern einzuschränken, wird Großbritannien nicht im gemeinsamen Markt bleiben können. In London gibt es Gedankenspiele, Deals für einzelne Branchen zu machen - etwa für die Autoindustrie.

Freihandelsabkommen als Kompromissmöglichkeit

Doch die EU scheut davor zurück, irgendeinen Gedanken von der Insel laut zu kommentieren, bevor nicht der Austrittsantrag gestellt ist. Zudem ist die Angst da, dass ein weiteres - oder sogar mehrere europäische Länder - an einem Austritt Gefallen finden könnten, wenn die Konditionen zu weich sind. Sprich: Es letztlich bequemer - und kostengünstiger - ist, nicht mehr in der EU zu bleiben, aber dennoch von allem profitieren zu können.

Zu den vielen Fragen, die zwischen der EU und Großbritannien geklärt werden müssen, gehören auch die künftigen Zoll-Bestimmungen und eine Art End-Abrechnung mit dem EU-Haushalt. Theresa May ist in Brüssel, aber mit der Last der Probleme zuhause: Das Pfund verliert an Wert, die Inflation steigt, Schottland bewegt sich auf ein neues Unabhängigkeitsreferendum zu.


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Gretchen, Freitag, 21.Oktober 2016, 07:36 Uhr

1. Freizügigkeit

In der EU gibt es nicht die Freizügigkeit von Arbeitnehmern, sondern eine Personenfreizügigkeit.
Und genau da liegt das Problem. Jeder EU Bürger, ob er arbeiten will oder nicht, kann in jedes andere EU Land seiner Wahl gehen und dort Sozialleistungen in Anspruch nehmen.
Gerade dieses Thema gilt als Hauptgrund dafür, dass eine Mehrheit der Briten für den Brexit gestimmt hat.