Vorstand billigt Doppelspitze CSU: Seehofer überlässt Söder den Ministerpräsidenten-Posten
Auch nach Wunsch des Parteivorstands soll die CSU eine Doppelspitze erhalten. Horst Seehofer soll CSU-Chef bleiben, aber den Posten des Ministerpräsidenten vorzeitig für Markus Söder räumen.

Nach wochenlangem parteiinternen Streit und Machtkampf gibt sich die CSU an diesem Tag der Entscheidung demonstrativ geschlossen. Horst Seehofer präsentierte zunächst der CSU-Landtagsfraktion und dann auch dem Parteivorstand seinen Vorschlag, im Landtagswahljahr 2018 auf eine Ämtertrennung zu setzen: Er selbst will Parteichef bleiben, aber den Posten des Ministerpräsidenten vorzeitig für Markus Söder freimachen. Fraktion und Vorstand stimmten einhellig zu.
Nach einer knapp dreistündigen Vorstandssitzung kündigte Seehofer öffentlich an, was vorher schon bekanntgeworden war: Bereits im ersten Quartal werde er die Amtsgeschäfte des Ministerpräsidenten abgeben. Nachdem Innenminister Joachim Herrmann in der Fraktionssitzung am Morgen auf eine Kampfkandidatur verzichtet hatte, ist damit der Weg für Söder frei.
Seehofer bleibt Parteichef
Seehofer kündigte darüber hinaus an, auf dem Parteitag in Nürnberg am 15. und 16. Dezember in Nürnberg ein weiteres Mal für den Parteivorsitz zu kandidieren. Dies entspreche "einem vielfachen Wunsch in der Partei", vor allem vor dem Hintergrund der komplizierten politischen Lage im Bund. Es gehe um die Verantwortung der CSU für Deutschland, und dazu könne er aufgrund seiner jahrzehntelangen bundespolitischen Erfahrung einen wichtigen Beitrag leisten.
Im Fall möglicher Koalitionsgespräche im Bund soll Söder laut Seehofer dem Verhandlungsteam der CSU angehören: Er sei durch die Nominierung nun "legitimiert", betonte der Parteivorsitzende. Ob er selbst in einer möglichen schwarz-roten Bundesregierung ein Ministeramt übernehmen würde, ließ Seehofer offen: "Ich bin jetzt nicht in der Karriereplanung für mich, wirklich nicht."
Innenminister Joachim Herrmann, der die CSU als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl geführt hatte, soll jedenfalls in der Landespolitik bleiben. Laut Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer sagte Herrmann, dass sein Platz in München sei.
Seehofer und Söder wollen zusammenarbeiten
Söder und er hätten sich gegenseitig eine gute Zusammenarbeit versprochen, sagte der Parteichef auf der Presskonferenz nach der Vorstandssitzung. Die Personalentscheidung sei ein Beitrag dazu, die Arbeit wieder in Geschlossenheit und gegenseitigem Respekt fortzusetzen. "Ich habe in den letzten Wochen alles getan, um eine Konsenslösung herbeizuführen." Seehofer sprach von einem "guten Tag für die CSU".
Dabei war lange eines der großen politischen Ziele Seehofers, einen weiteren Aufstieg von Markus Söder zu verhindern. Schon vor Jahren bezeichnete der Parteichef Söder als charakterlich ungeeignet für das Amt Ministerpräsidenten.
"Menschliche Größe"
Wie schwer Seehofer die Entscheidung gefallen ist, Söder als seinen Nachfolger in der Staatskanzlei vorzuschlagen, hatte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer am Morgen deutlich gemacht, noch bevor die CSU-Landtagsabgeordneten in München zur entscheidenden Sondersitzung zusammenkamen: Die CSU habe eine große Lösung vor, die von menschlicher Größe zeuge, diktierte Scheuer den wartenden Journalisten in die Notizblöcke.
Söder verkündete später, Seehofer als CSU-Chef unterstützen zu wollen - insbesondere mit Blick auf mögliche Koalitionsverhandlungen in Berlin: "Volle Rückendeckung, volle Unterstützung an der Stelle für diesen Parteivorsitzenden."
Dem Bayerischen Rundfunk sagte Söder:
"Zunächst einmal habe ich mich sehr gefreut, dass ich das einstimmige Vertrauen von Parteivorstand und Fraktion bekommen habe. Und wir haben ja jetzt erst den Parteitag, wo Horst Seehofer als Parteivorsitzender hoffentlich mit einem starken Rückenwind wiedergewählt wird, weil es ja um schwierige Verhandlungen in Berlin geht, wenn es um Koalitionsbildung geht - eine stabile Regierung in Deutschland. Und dann hat Horst Seehofer gesagt, dass wir dann am Ende des ersten Quartals den Generationswechsel in München machen. Also, wir haben noch ein gutes Stück Zeit miteinander. Ich glaube, das ist auch wichtig, um das mit Anstand und Stil zu machen."
Markus Söder in der 'radioWelt' in Bayern 2
Zuletzt hatten es die Christsozialen 2008 mit einem Spitzenduo versucht: Damals verlor die CSU die absolute Mehrheit im Landtag - Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein traten ab und machten den Weg für Seehofer frei. Dieser holte zwar 2013 wieder die absolute Mehrheit für die CSU. Nach dem schlechten Resultat der Partei bei der Bundestagswahl vor wenigen Wochen trauten ihm aber viele in der Partei nicht mehr zu, die CSU als Spitzenkandidat erneut zur Alleinherrschaft in Bayern zu führen.
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KSt., Montag, 04.Dezember 2017, 19:20 Uhr
16. Der "Spalterfranke" Söder
Das Verhalten dieses Mannes bestärkt mich nur, dass es richtig war nach 32 Jahren Zugehörigkeit, aus der CSU auszutreten. Durch seine Hinterhältigkeiten und Selbstdarstellungen spaltete er die Partei erheblich und gibt sich nun als Mesias des Teamgeistest und der Geschlossenheit. Er geht genauso baden wie Beckstein, der glänzte auch durch fränkisches Unvermögen!! Unser Bayern wird sich noch wundern bei der kommenden Wahl. Interessant ist auch, dass alle derzeitige Politiker mit dem DDR-Ergebis (100%) von den Parteien bzw. Fraktionen in Ihre Ämter gewählt werden.
Antwort von Truderinger, Montag, 04.Dezember, 21:23 Uhr anzeigen
In der DDR wurde man mit 38% nicht stärkste Partei. Hören Sie mit diesem Stuss auf!
Antwort von KSt., Montag, 04.Dezember, 22:12 Uhr anzeigen
Offensichtlich können Sie nicht lesen! In der DDR wurden Wahlen immer mit 99,9 oder ähnlich abgeschlossen. Wo steht denn was von 38%. Erst denken dann schreiben!! Die SPD wählte Chulz auch mit 100% so wie jetzt die Fraktion den Söder. Das war gemeint - nun verstanden??
Nadine, Montag, 04.Dezember 2017, 19:16 Uhr
15. Christsoziale
Ich finde den Begriff "Christsoziale" für CSUler nicht passend. Es ist eine Partei, welche sagt, dass sie eine christlich-soziale Union sei, mehr nicht. Man sagt ja auch nicht zu ZDFlern Zweitedeutsche.
Agan, Montag, 04.Dezember 2017, 19:08 Uhr
14. Idealbesetzung
Er ist die Idealbesetzung für die Grünen, die bei der nächsten LT-Wahl sicher große Stimmengewinne erzielen werden.
Antwort von Nürnbergerin, Montag, 04.Dezember, 20:48 Uhr anzeigen
Da kann ich ihnen nur recht geben und das sage ich als Fränkin. Das wars für mich endgültig mit dieser Partei. Herr Söder ist unwählbar für mich und das was er Bayern einbringt richtet nur schaden an, weil nicht über die aktuelle Generation hinaus gedacht wird. Umwelt und Natur zerstört wird, jeglicher. Soziale Gedanke abhanden kommt und von Christlichkeit wie sie zu verstehen sein sollte nichts zu spüren ist. Und verstanden hat diese Partei aus der letzten Wahlsvhlappe gar nichts. Denn leider konnte ich Frau Merkel nicht wählen, als wurde es hier schon grün und ich bleibe dabei.
Hubert Frummet, Montag, 04.Dezember 2017, 18:48 Uhr
13. Söder-Wahl
Dank Söder wird die CSU das mit Abstand schlechteste Wahlergenis aller Zeiten einfahren. Wer glaubt er wäre in Bayern beliebt, wird dann eines besseren belehrt. Er strotzt doch nur vor Selbstüberschätzung. Arme CSU, nie wieder werde ich CSU nwählen.
Zwiesel, Montag, 04.Dezember 2017, 18:25 Uhr
12. Herbergssuche
Jetzt beginnt die "Herbergssuche" für Seehofer in Berlin.
Antwort von Ludwig, Montag, 04.Dezember, 20:22 Uhr anzeigen
Im Speckgürtel von Berlin gibt es bestimmt ein Schloss.
Antwort von latte e mielle, Montag, 04.Dezember, 20:54 Uhr anzeigen
schloss bellevue hat bestimmt ein "dependance" :-))
Antwort von charivari, Montag, 04.Dezember, 21:21 Uhr anzeigen
Er könnte mal seine Tochter besuchen, wo er doch so christlich und sozial ist....