David Bowie ist tot Trauer weltweit - und im All
Raum und Zeit waren seine Lebensthemen. Letzterer war er ein knappes halbes Jahrhundert lang fast immer voraus - und schrieb dabei nicht nur Musik-, sondern Zeitgeschichte. Jetzt hat sie ihn eingeholt. Die Fans macht das fassungslos.
Es ging gerade wieder los. Am Freitag, dem 8. Januar, hatte David Bowie seinen 69. Geburtstag gefeiert, am gleichen Tag war sein wegweisendes neues Album "Blackstar" erschienen. Vom Tod ist darauf mehrfach die Rede. Aber seit wann muss man den großen Rätselhaften beim Wort nehmen?
Seit dem 10. Januar 2016. Sein Sohn Duncan Jones twitterte, die bösen Gerüchte seien wahr. Dazu postete er ein altes Foto, auf dem er als Kleinkind auf Bowies Schultern sitzt.
"10. Januar 2016 - David Bowie ist heute friedlich gestorben, umgeben von seiner Familie nach einem tapferen 18 Monate langen Kampf mit dem Krebs. Während viele von Ihnen an diesem Verlust Anteil nehmen werden, bitten wir Sie, die Privatsphäre der Familie in ihrer Zeit der Trauer zu respektieren."
David-Bowie-Seite auf Facebook
"Ich bin ja mit ihm groß geworden"
Bowies Krebs-Erkrankung war bekannt. Trotzdem trifft die Nachricht die meisten Fans wie ein Blitz. Tausende Menschen versammeln sich Menschen an Erinnerungsorten - etwa an Bowies Geburtshaus im Südlondoner Stadtteil Brixton, der sich in ein Meer aus Blumen, Zeichnungen und Zettel verwandelt.
In Deutschland ist die Trauer in Berlin besonders groß. Von 1976 bis 1978 wohnte Bowie in der Schöneberger Hauptstraße 155 mit Iggy Pop in einer WG - eine Zeit, die er 2013 in seinem Song "Where are we now?" berührend wiederaufleben ließ. "Ich bin ja mit ihm groß geworden", sagt eine 62-jährige Dame, die vor dem Haus einen Strauß weiße Rosen ablegt.
Im Internet ist die Bestürzung weltweit. Selbst das Auswärtige Amt trauert um den Black Star. "Auf Wiedersehen, David Bowie. Du bist jetzt unter #Heroes. Danke, dass du geholfen hast, die Mauer zu Fall zu bringen." Das mag übertrieben sein, aber die ins Großartige lappende Trostlosigkeit, die einen beiderseits der Mauer beschleichen konnte, hat niemand besser besungen als Bowie im Duett mit Robert Fripps Geistergitarre im Song "Heroes / Helden". Was noch für ein paar andere Gefühle der vergangenen Jahrzehnte (und Monate) gilt.
Trauerbekundungen kommen aus der Musikwelt und aus Hollywood, aus Downing Street 10 und dem Vatikan und von jenem Ort, der Bowies Werk dominiert wie kein anderer - dem All, aus dem ISS-Astronaut Tim Peaks schwerelose Bestürzung twittert. Die Grafikerin Helen Green hat eine Animation ins Netz gestellt, die in Sekundenschnelle die vielen Masken David Bowies Revue passieren lässt.
Reaktionen auf David Bowies Tod
Wer war David Bowie für Sie?
Einige Antworten im Tagesgespräch auf Bayern2. Unser Web-Kondolenzbuch finden Sie am Ende dieser Seite.
Ein Jahrhundertkünstler
Mit 140 Millionen verkauften Tonträgern gehört David Bowie zu den erfolgreichsten Musikern der vergangenen Jahrzehnte. Was der kleinere Teil der Wahrheit ist: David Robert Jones war zeitlebens ein Gesamtkunstwerk.
Seit seinem schlicht "David Bowie" betitelten Debütalbum, das vor einem knappen halben Jahrhundert erschien, änderte Bowie immer wieder seinen Musikstil - Folk, Glam Rock, New Wave, Black Music, Drum'n'Bass, zuletzt Jazz; dazu sein Aussehen und seine öffentliche Erscheinung, was ihm den Ruf eines Chamäleons einbrachte.
Der Günter Wallraff des Pop erforschte nicht die Untiefen der Gesellschaft, sondern die Abgründe seiner Seele. Immer wieder wechselte er dafür das Genre, versuchte sich als Schauspieler und bildender Künstler. Zu seinen frühen Erscheinungen gehören der im Weltall verschollene Astronaut Major Tom, der fiktive Rockmusiker Ziggy Stardust, die schockgefrostete Eleganz des "Thin White Duke" und "der Mann, der vom Himmel fiel" - so der Titel eines Films, in dem Bowie einen traurigen Außerirdischen spielt.
Bowie privat
Bowie war zweimal verheiratet, zuletzt seit 1992 mit dem Model Iman Abdulmajid (Bild). Eine Tochter wurde im Jahr 2000 geboren. Aus der ersten Ehe mit Angela Barnett ging der Sohn Duncan Jones hervor, der als Filmregisseur erfolgreich ist.
Major Tom, lost in Berlin and time
Die drogenumflorten Siebziger waren die kreativste Phase seiner Karriere. Bowie veröffentlichte Platten in den USA und in Berlin: "Station To Station", "Low" und "Heroes", dessen Titelsong Bowie auch auf Deutsch aufnahm. 1981 machte das funkbetonte "Let's Dance" - das Bowie selbst wenig schätzte - ihn zum Megastar, der weltweit die Stadien füllte. Kommerzielle Erwartungen konterkarierte er seit den 1990ern mit einer Reihe experimenteller, oft rätselhafter Alben.
2003 erlitt Bowie bei einem Konzert im norddeutschen Scheeßel einen Herzinfarkt, der ihn kurzzeitig aus der Bahn warf.
"Mein spirituelles Leben zu hinterfragen, war immer relevant für das, was ich schreibe. Ich bin kein Atheist, und das bereitet mir Sorgen. Etwas hält mich zurück: Also, ich bin fast ein Atheist. Gebt mir noch ein paar Monate."
David Bowie in einem Interview 2003
Abschied als schwarzer Stern
Sein 2013 erschienenes Album "The Next Day" wirkte bereits wie ein Rückblick auf sein Leben, insbesondere auf Bowies Berliner Jahre. Im Dezember startete auf einer New Yorker Off-Bühne ein Musical mit neuer Musik von Bowie.
Sein 25. Studioalbum, das erst vor vier Tagen erschienen, überrascht ein weiteres Mal mit zukunftsweisendem Sound - Bowie schien noch viel vor zu haben. Jetzt erscheint sein Titel als dunkle Prophezeiung. In der Single "Lazarus" singt Bowie: "Look up here, I'm in heaven."
Im kryptischen Text des zehnminütigen Titelsongs ist vom "Day of execution" die Rede. Und:
"I'm not a filmstar ... I'm not a popstar ... I'm not a marvel star ... I'm a black star"
David Bowie: Black Star
Das Pop-Chamäleon hat zum letzten Mal die Farbe gewechselt.
Kommentieren
Ott Franz, Mittwoch, 20.Januar 2016, 12:30 Uhr
31. miss you
his mission
this is major tom
to ground control
i'm stepping through
the door ich schwebe
auf seltsame weise
die sterne sehen so anders
aus fühle mich ganz ruhig
glaube ich weiß den weg
planet earth is blue and
there's nothing I can do
?wieder dieses enfernte
dumpfe trommeln
straßenbahnen
der freund ruft hol
die wortlosigkeit in
die sprache sollte ich
die betonung mehr auf pausen legen
die große weiße motte flattert
geschehen steht gestern
neben heute ist er tot
I miss you
see you
franzsimonott
Oh, Danke, Freitag, 15.Januar 2016, 19:54 Uhr
30. Bowie and BR simply the best
1.Oh, DANKE, daß ich jetzt hier doch noch mal zufällig reinstolpere…!! Hätte jetzt nicht damit gerechnet, daß es DOCH noch mal ein Forum geben wird: Prima!!
2.Da wird ein trauriges WE, nach einer latent traurigen Woche und immer wieder diese Melodie-Fetzen"im Kopf" - "im Hintergrund" (…) oder am HORIZONT (…)
3.Danke, daß es noch mal direkt zugänglich ist - ohne langes Herumsuchen im "Pod-Cast-Topf":
DAS super-Tagesgespräch vom Dienstag mit Roderich Fabian und St.Parrisius, dessen Namen man (SORRY), nur immer wieder ("ups"), falsch schreiben kann.
4.Beim Hören von der CD-Kritik von Ralf Summer dachte ich so: "Man muß sich immer überlegen WAS man WIE zu/über irgendWEN sagt, denn derjenige könnte in der ALLERnächsten Sekunde einfach so…sterben…"
5.Ich dachte (hoffte) Sie könnten (von der BR-Seite aus) vielleicht direkt eine Verlinkung zu der Petition schalten, wo man für diese Straßen-(Um)-Benennung abstimmen kann; aber vielleicht habe ich es nur nicht gefunden.
Major Tom, Freitag, 15.Januar 2016, 19:42 Uhr
29. See you Major
Nun können die Engel vor Freude weinen.
Sie haben ihn nun!
Und Gott hat Konkurrenz bekommen.
Dem Himmel auf Erden folgt nun
die Erden im Himmel.
See you, Major
Jurgen Marechal, Freitag, 15.Januar 2016, 16:47 Uhr
28. David Bowie
Dear Mister David Bowie,
Your were the thread in my entire life. When my son Jowie (named after you) died we played Heroes for him. Yes, Your songs are beacons in my biography. I have to go on without you. I hope you didn't suffer too much. I will find strength in all the beauty you have given me.
I'm very grateful and wish your Wife and children strength with the loss of David Jones, the husband and father.
"The struggle is real, but so is God," Rise Lazarus
tina, Mittwoch, 13.Januar 2016, 21:10 Uhr
27. Respekt!
...vor Dir, Deinem Lebensweg und Deiner unvergleichlichen Stimme und Musik. Du hast mich vor gut 30 Jahren in meinem Leben berührt und mir mit deinen Texten so was von aus der Seele gesprochen. Danke dafür und dass du uns mit deinem letzten Debuet unvergessen bleiben wirst.