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Autonomes Fahren Digitales Testfeld zwischen München und Ingolstadt

Nicht selbst fahren, sondern fahren lassen - und zwar vom Computer. So sieht für Verkehrsminister Dobrindt das Auto der Zukunft aus. Er ist sich sicher: Die skeptischen Deutschen werden sich daran gewöhnen und das Angebot irgendwann sehr gerne annehmen.

Von: Birgit Schmeitzner

Stand: 18.10.2016

Autonomes Fahren  | Bild: picture-alliance/dpa

"In der Früh im Stau in die Arbeit, abends müde von der Arbeit nach Hause, am Wochenende zur Schwiegermutter. Alle Fahrten, die Sie nicht machen wollen, werden Sie dem Computer übergeben und dafür sorgen, dass Sie entlastet werden."

Verkehrsminister Alexander Dobrindt

Pilotprojekt auf der A9

Damit das keine reine Zukunftsmusik bleibt, läuft seit nunmehr einem Jahr ein Pilotprojekt auf der A9 zwischen München und Ingolstadt. IT-Unternehmen, Autohersteller und Telekommunikations-Firmen erforschen im Realbetrieb, wie das automatisierte und vernetzte Fahren funktionieren kann.

Es geht zum Beispiel um Sensoren in Leitplanken und Pfosten, die Radarwellen besser reflektieren und dem Fahrer auch bei schlechter Sicht die Information übermitteln: Hier ist die Fahrbahn zu Ende. Siemens erprobt bereits in Berlin eine Radar-Sensorik, die auch bald auf der A9 zum Einsatz kommen soll – wie Marcus Zwick, Leiter des Innovationsmanagements, ankündigt.

"Zum Beispiel am Dreieck Holledau oder Richtung Ingolstadt. Die Radarsensoren schauen auf die Fahrbahn oder auf den Standstreifen, sehen, ob da ein Fahrzeug steht oder ein Reifen liegt. Und geben dann die Information direkt an den umliegenden Verkehr."

Marcus Zwick, Leiter des Siemens-Innovationsmanagements

Fahrerloser Taxiservice in Großstädten

Oder über eine Leitstelle an Fahrzeuge, die noch etwas weiter entfernt sind. Bereits jetzt wird die Strecke über eine hoch auflösende Karte zentimetergenau erfasst - und zwar vom Navigations-Anbieter Here (der den drei Autoherstellern Audi, BMW und Daimler gehört).

Dietmar Rabel ist der Überzeugung, dass nach einer Gewöhnungsphase schon in ein paar Jahren die Autobahnen in ganz Europa abgedeckt sein werden. Bis die Technologie allerdings in Städten ankommt, werde es jedoch noch länger dauern. Denkbar: dass Pilotstädte, vielleicht von der Größe wie Ulm, einen fahrerlosen Taxiservice starten.

"Da ist dann auch eine Flotte da mit 100 oder 200 Autos, alles wird ausprobiert. Vielleicht in einer Stadt, die keinen Schnee hat, damit man das erst mal ausschließen kann. Es wird eine andere Herangehensweise sein, und dann wird Stadt für Stadt dazukommen."

Dietmar Rabel

Deutschland ist Rabel zufolge ein wenig zurückhaltend, andere Länder seien schon viel weiter. Der Stadtstaat Singapur etwa: Dort kurven seit wenigen Wochen in einem Feldversuch Robo-Taxis durch die Straßen, mit einem Fahrer an Bord, der nur notfalls eingreift und einem Techniker, der die Daten auswertet. Langfristig erhofft man sich von der neuen Technik, dass sie den öffentlichen Nahverkehr ergänzt, vielleicht sogar ersetzt.

Dobrindt setzt auf Digitalausbau

Der deutsche Bundesverkehrsminister hat da einen anderen Fokus: Dobrindt zufolge muss die klassische Infrastruktur schnell digitalisiert werden.

"Der Digital-Ausbau ist billiger, als wenn wir sie real erweitern müssen: Durch den Digitalausbau schafft man es natürlich auch, deutlich mehr Kapazität auf die Straße zu bringen."

Dobrindt

Auf der A9 sind übrigens schon Laster-Kolonnen unterwegs, bei denen mehrere Trucks vom ersten Fahrzeug aus ferngesteuert werden. Zukunftsmusik, in der Gegenwart angekommen.

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Kommentieren

SigismundRuestig, Dienstag, 18.Oktober 2016, 22:59 Uhr

3. Freude am Fahren?

Da folgen die Marketingabteilungen der Autohersteller dem Medienhype zum Automomen Fahren auf Hochtouren - wohl auch, um von den nicht beherrschten Klima-und Umwelt-Problemen der schmutzigen, veralteten Otto-bzw. Diesel-Motor-Technologien abzulenken (Nicht umsonst werden die entsprechenden Vorschriften auf EU-Ebene nicht verschärft! Nicht umsonst genießt Tesla als US-Hersteller eine derartige Aufmerksamkeit!) Da wird dann aber auch schon über die ersten schweren Unfälle beim Autonomen Fahren berichtet. Dumm gelaufen! Man erkennt aber mittlerweile, dass das Autonome Fahren nicht nur eine technische Herausforderung darstellt - insbesondere in Bezug auf die technische Sicherheit -, sondern mehr noch ungelöste ethische, rechtliche und Informationssicherheitstechnische Probleme mit sich bringt. Vom Stand der vergleichbaren PC- und Smartphone-Sicherheit kann jeder Nutzer ein Lied singen. Und Staaten, Behörden, Unternehmen streiten sich heute schon um die Herrschaft über die persönlichen..

websaurier, Dienstag, 18.Oktober 2016, 16:23 Uhr

2. Was für ein "Zufall" !!


N-TV News heute:
14:13 "Selbstfahrende Autos gehen auf Testfahrt"
15:19 "Selbstfahrendes Taxi baut Unfall"

Ich freu mich schon auf die "führer/fahrerlose" Zukunft....

Axel F., Dienstag, 18.Oktober 2016, 16:22 Uhr

1.

Ich vermute, autonomes Fahren zählt zu den größten Sehnsüchten der Deuschen ;-) Und ich bin sehr neugierig, wie viele Fahrer, besonders der schicken PS-strotzenden Limousinen, das Steuer wirklich in die Hände des Computers legen werden. Würden Sie es tun? Kenn Sie jemanden, der es tun würde?