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Tod aus den Wolken Die neue Art der Kriegsführung

Die militärische Aufklärung aus der Luft gab es erstmals 1870 mittels Ballons. Heute ist der Einsatz von unbemannten Drohnen alltäglich. Damit ist auch eine neue Art der Kriegsführung entstanden: Töten per Monitor und Joystick.

Von: Günter Scharff

Stand: 07.08.2013 | Archiv

Die USA setzen vor allem im schwer zugänglichen Grenzgebiet zwischen Pakistan und Afghanistan Killer-Drohnen vom Typ "Predator" ein. Tausende Kilometer entfernt steuern Spezialisten diese Killermaschinen im Zielgebiet und drücken auf den Feuerknopf - ganz wie in einem Videospiel. Diesen Roboter-Einsatz über Pakistan hat amerikanische Geheimdienst CIA übernommen. Somit handelt es sich um eine Geheimoperation, über die man keine Auskunft geben muss. Weil auch das US-Militär nicht involviert ist, droht auch kein diplomatischer Eklat. Gezielt wird Jagd auf Terroristen und Terrorverdächtige gemacht. Diese "gezielten Tötungen", wie sie auch Israel gegen radikale Palästinenser anwendet, sind moralisch und völkerrechtlich äußerst umstritten. Es gibt keine Anklage, kein Urteil - nur den Tod. Jeder getötet männliche Verdächtige gilt in den US-Statistiken als "Terrorist", auch wenn es einmal unschuldige Zivilisten erwischt hat. Das verbessert die Trefferquote und baut möglichen Klagen von Angehörigen vor. Schätzungsweise 30 Drohnen hat die CIA in Pakistan im Einsatz.

USA setzen auf Roboter-Krieg

Kampfdrohnen sind ideal für die so genannte assymetrische Kriegsführung, also den verdeckten Krieg gegen Freischärler: In operieren in Höhen von 5.000 Metern und sind so für Guerillas unsichtbar und nicht hörbar. In dieser Höhe können sie auch von schlecht ausgerüsteten Freischärlern nicht kämpft werden, die kein Radar und weitreichende Flugabwehr-Raketen haben. Die Drohnen fliegen mit 200 km/Std extrem langsam. Sie klären mit hochauflösender Sensorik auf und können Ziele mit lasergelenkten Raketen wie der "Hellfire" auch gleich bekämpfen. Die USA haben die Zahl ihrer Drohnenangriffe seit der Amtsübernahme Obamas 2009 drastisch gesteigert und damit die Extremistenorganisation Al-Kaida sehr geschwächt. Vor allem Pakistan ist als Aufmarsch- und Rückzugsgebiet von Taliban und Al Kaida Ziel der Attacken: Obama genehmigte dort allein während seiner ersten Amtszeit fast 300 Drohnenangriffe - mehr als sechs Mal so viel wie sein immer wieder wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierter Vorgänger George W. Bush. Seit 2009 kamen so mindestens 4.000 Menschen ums Leben.

Auch Deutschland will Kampf-Drohnen

Auch die Bundeswehr setzt auf Drohnen: Für den Einsatz in Afghanistan hat Deutschland von Israel drei Aufklärungsdrohnen vom Typ Heron geleast. Der Vertrag läuft 2014 aus. Dann will das Verteidigungsministerium Nägel mit Köpfen machen: Am liebsten wäre den Deutschen eine Europa-Drohne von EADS. Die könnte aber frühestens 2020 einsatzbereit sein. Und nach dem Debakel mit der Aufklärungsdrohne Euro-Hawk ist ein neuerlicher europäischer Umbau von US-Technologie eher unwahrscheinlich. Möglich ist auch die Anschaffung von Aufklärungs- und Kampfdrohnen aus den USA wie Predator (Raubtier) und Reaper (Sensenmann). Auch mit Israel wird verhandelt. Das Land ist neben den USA führend in der Drohnentechnik. Möglich wäre der Kauf einer Weiterentwicklung der Heron 1, die Heron TP oder Eitan. Diese Kampfdrohne ist vergleichbar mit der amerikanischen Predator und ist in Israel seit 2010 im Einsatz. Im Vordergrund steht für die Bundeswehr dabei der Schutz von Menschen und Material: Warum das Leben eines hochspezialisierten Piloten und einen 100-Millionen-Euro teuren Euro-Fighter risikieren, wenn eine "billige" Drohne die Aufgabe risikolos erfüllen kann?


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