30

Explosionen am Atatürk-Flughafen Türkei vermutet IS hinter Anschlag

Drei Selbstmordattentäter haben am Istanbuler Atatürk-Flughafen mindestens 36 Menschen getötet. 147 Personen wurden verletzt, wie Justizminister Bekir Bozdag erklärte. Die türkische Regierung vermutet den IS hinter der Bluttat.

Stand: 28.06.2016

Bewaffneter Polizist patroulliert vor dem Flughafen in Istanbul nach dem Anschlag | Bild: dpa-Bildfunk/SEDAT SUNA

Die türkische Regierung vermutet Terroristen des "Islamischen Staates" hinter dem verheerenden Anschlag auf den Atatürk-Flughafen der türkischen Millionenmetropole Istanbul.

"Die Erkenntnisse unserer Sicherheitskräfte deuten auf die Daesh-Organisation als die Täter bei diesem Terrorangriff hin."

Regierungschef Binali Yildirim

Regierungsbeamte gingen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer auf bis zu 50 steigen werde. Die Flughafen-Angreifer seien mit einem Taxi zum Airport gefahren. Zwei Attentäter sich am Eingang des internationalen Terminals vor dem Sicherheits-Check in die Luft gesprengt, nachdem sie das Feuer eröffnet hätten, sagte Regierungschef Binali Yildirim. Zuvor hätten Polizisten auf sie geschossen. Der dritte Täter sprengte sich demnach auf einem Parkplatz in die Luft.

An den Sicherheits-Checks am Eingang des Terminals habe es keiner der Angreifer vorbeigeschafft, hieß es. Die Behörden gingen laut Yildirim nicht davon aus, dass ein vierter Attentäter geflüchtet sein könnte.

Ein Iraner und ein Ukrainer unter den Opfern

Der Atatürk-Airport am Morgen nach dem Anschlag. Hier hat sich einer der Attentäter in die Luft gesprengt.

Unter den Todesopfern des Terrorangriffs sind mindestens ein Iraner und ein Ukrainer. Fünf weitere Iraner seien verletzt worden, einer von ihnen schwebe in Lebensgefahr, sagte Vizeaußenminister Hassan Ghaschghawi der Nachrichtenagentur Isna. Die zivile Luftfahrbehörde strich bis auf weiteres alle Flüge von Teheran nach Istanbul. Über mögliche deutsche Opfer ist bislang nichts bekannt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich via Twitter entsetzt über den Anschlag.

Auch Die Staats- und Regierungschefs der EU verurteilten den Anschlag. Belgiens Regierungschef Charles Michel schrieb auf Twitter: "Verabscheuungswürdiger Terrorangriff." Man stehe an der Seite des türkischen Volkes. Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite schrieb:

"Unsere Gedanken sind bei den Opfern der Angriffe am Istanbuler Flughafen. Wir verurteilen diese grausamen Gewaltakte."

Dalia Grybauskaite

Immer wieder Anschläge

Sowohl die kurdische Untergrundorganisation PKK als auch die Terrormiliz Islamischer Staat haben seit Sommer 2015 eine Reihe schwerer Anschläge in der Türkei verübt. Zwei der Attentate in Istanbul hatten Touristen zum Ziel. Die Zunahme der Gewalt seit Sommer 2015 hat zu einem erheblichen Rückgang im Tourismus geführt, einer Säule der türkischen Wirtschaft.

Zuletzt war Istanbul am 7. Juni von einem Anschlag erschüttert worden. Eine Autobombe explodierte im morgendlichen Berufsverkehr, als gerade ein Polizeibus vorbeifuhr. Sieben Polizisten und vier Zivilisten wurden getötet, 36 Menschen verletzt. Zu dem Anschlag bekannte sich die kurdische Rebellengruppe Freiheitsfalken Kurdistans - TAK. Sie warnte bereits damals Touristen, die Türkei sei nicht länger sicher für sie.

"Wir haben den Krieg erst gestartet", drohte die Gruppe. Im Südosten der Türkei kam es zuletzt oft zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Kämpfern, die der PKK angehören sollen. Die Organisation will mehr Autonomie und Rechte für die kurdische Bevölkerung in der Türkei erreichen.

Tote und Verletzte: Ort des Anschlags

Interaktive Karte - es werden keine Daten von Google Maps geladen.

Tote und Verletzte: Ort des Anschlags

Tödliche Anschläge in der Türkei

7. Juni 2016

Im Zentrum von Istanbul explodiert eine Autobombe, als ein Polizeibus vorbeifährt. Sechs Polizisten sowie fünf Zivilisten werden getötet. Zu der Tat bekennen sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

13. März 2016

Bei einem Anschlag im Zentrum der Hauptstadt Ankara sterben mindestens 37 Menschen. Mehr als 120 weitere werden verletzt. Eine Selbstmordattentäterin hatte sich mit einem Auto nahe einer belebten Bushaltestelle in die Luft gesprengt. Auch hier bekennen sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK).

Februar 2016

Bei einem Bombenanschlag auf einen Militärkonvoi im Regierungsviertel von Ankara sterben 30 Menschen, darunter der Selbstmordattentäter. Später bekennt sich die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene militante Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) zu der Tat. Die türkische Regierung macht die PKK und ihren syrischen Ableger YPG für den Anschlag mitverantwortlich.

Januar 2016

Bei einem Anschlag im historischen Zentrum Istanbuls werden zwölf Deutsche getötet. Der Angreifer sprengt sich mitten in einer deutschen Reisegruppe in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee in die Luft. Der Attentäter gehörte nach Angaben der türkische Regierung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an.

Oktober 2015

Am Rande einer regierungskritischen Demonstration in der Hauptstadt Ankara reißen zwei Sprengsätze mehr als 100 Menschen in den Tod. Die Staatsanwaltschaft macht die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich.

September 2015

Bei einem Bombenanschlag in Igdir in der Osttürkei werden zwölf Polizeibeamte getötet. Zuvor starben bei einem Angriff der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK und Gefechten im südosttürkischen Daglica in der Provinz Hakkari 16 Soldaten.

August 2015

Bei einem Bombenanschlag und einem anschließenden Angriff auf eine Polizeiwache in der Millionenmetropole Istanbul werden mindestens vier Menschen getötet. Zwei Frauen greifen zudem das US-Konsulat an, eine wird festgenommen. Sie soll Mitglied der linksextremen Terrororganisation DHKP-C sein.

Juli 2015

Im südtürkischen Grenzort Suruc reißt ein Selbstmordattentäter 33 pro-kurdische Aktivisten mit in den Tod. Die Behörden machen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich, die sich allerdings nie zu der Tat bekennt.

Juni 2015

Zwei Tage vor der türkischen Parlamentswahl verüben Unbekannte in der südosttürkischen Kurden-Metropole Diyarbakir einen Sprengstoffanschlag auf eine Veranstaltung der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP. Mindestens vier Menschen sterben.

Mai 2013

Bei der Explosion zweier Autobomben in der Grenzstadt Reyhanli werden mehr als 50 Menschen getötet. Die Regierung beschuldigt türkische Linksextremisten mit Kontakten zum Regime im benachbarten Syrien.

September 2011

Drei Menschen sterben in der türkischen Hauptstadt Ankara, als im Regierungsviertel eine Bombe explodiert. Eine Splittergruppe der PKK bekennt sich zur Tat.


30

Kommentieren

Egon, Mittwoch, 29.Juni 2016, 09:53 Uhr

2. einen großen

Anteil an der Verantwortung, egal ob Pkk oder IS, trägt Herr Erdogan persönlich mit seiner Politik.

  • Antwort von oxnfiesl, Mittwoch, 29.Juni, 10:38 Uhr

    Sehr richtig! Aber - ganz wichtig - in die EU wollen.

  • Antwort von derTobi, Mittwoch, 29.Juni, 10:51 Uhr

    Können Sie ihre These auch begründen oder einfach mal ein Stammtischspruch nachgesagt?

    Der IS bzw. derer Entstehung ist eng mit den inneren Konflikten im Irak verbunden. Besonders nach dem 2ten Irakkrieg wo die Türkei keinen Einfluss darauf hatte!
    Nach dem Tode von Hussein stand das Land sehr viele Jahre am Rand eines Bürgerkrieges.Der Regime-Wechsel in Bagdad vertiefte die ethnisch-religiösen Gräben innerhalb des Landes.
    Im Endeffekt war das Land zerrüttet und wurde von Terror überzogen. von außen kommende dschihadistische Gruppen die aus dem Sturz der Taliban in Afghanistan
    in den Nordirak flüchteten.
    Das frete natürlich die Al Kaida das nun verbündete in Irak da waren.. Der Anführer war Zarqawi.
    Zarqawi selbst wurde zwar 2006 durch einen Luftschlag der USA getötet, die Organisation AQI bestand jedoch weiter. Kurz nach Zarqawis Tod rief die neue Führung AQIs einen "Islamischen Staat im Irak" (ISI) aus.

    Was soll Erdogan ihrer Meinung nach tun?

G.W., Mittwoch, 29.Juni 2016, 08:47 Uhr

1. Schreckliche Tat

Wieder ein Anschlag. Unbegreiflich, unfassbar.

Die Türkei hat auch einiges zu stemmen und dann fehlen die vielen Deutschen, die dort immer in Urlaub waren. Bei solchen traurigen Anlässen ist dennoch immer wieder ein Punkt, wo man sich gegenseitig annähern kann. Wir sind mit den Türken in so langjähriger Partnerschaft und auch Freundschaft, da ist das alles sehr nah, auch am Herzen.

Den Opfern einen Segen, mein Mitleid mit den Angehörigen und Freunden.

Findet die Anstifter!