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Flüchtlingskinder Ärzte schlagen Alarm

Der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. fordert, die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingskindern zu verbessern. Man brauche klare Strukturen. Außerdem sei es dringend nötig, bei allen Ankömmlingen einen lückenlosen Impfschutz sicherzustellen. Sonst drohe längerfristig ein "Desaster".

Von: Katharina Kerzdörfer

Stand: 23.08.2015 | Archiv

Symbolbild: Flüchtlingskinder | Bild: picture-alliance/dpa

Diese Notwendigkeit sieht auch der Rosenheimer Kinderarzt Otto Laub. Es ist im Landesvorstand Bayern und hat auch in den Sommerferien viel zu tun. In seine Praxis kommen immer mehr Flüchtlingskinder zur Clearinguntersuchung. Diese Erstversorgung hält er für nicht ausreichend.

"Es hat diese Clearinguntersuchung, die hier gemacht wird, noch nichts mit dem eigentlichen Standard von altersentsprechenden Vorsorgeuntersuchungen zu tun. Und ich denke, dass das für die Kinder und Jugendlichen, die ja großteils auch hier bleiben werden, durchaus wichtig ist."

Otto Laub, Kinder- und Jugendarzt, Rosenheim

Übersetzer bei der medizinischen Untersuchung hlfreich

Der erste Patient ist Dawit aus Eritrea. Neben einem Betreuer ist auch ein Übersetzer dabei – keine Selbstverständlichkeit für Otto Laub - es helfe ihm aber sehr, mehr über den Gesundheitszustand der Kinder zu erfahren. Dawit ist 14 Jahre alt und war vier Monate lang ohne Eltern auf der Flucht. Vor einer Woche kam er in Rosenheim mit einem Zug aus Italien an. Man höre vorher schlimme Sachen von der Flucht, aber man gehe trotzdem, erzählt er. Er habe alles gesehen, den Tod, den Durst, den Hunger und die Misshandlungen.

Finanzierung von Vorsorge-Impfungen schwierig

Otto Laub impft Dawit zusätzlich gegen Kinderkrankheiten. Das hält er für  wichtig, um Ansteckungen zu vermeiden. Diese Vorsorge ist bislang kein Standard bei der Erstversorgung. Die Finanzierung sei immer noch offen.

"Die Erfahrung der letzten Wochen ist so, dass diese Impfung mit übernommen wird. Da tut man sich in anderen Regionen ein bisschen schwerer, weiß ich. Aber hier geht das ganz gut."

Otto Laub, Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte e.V., Bayern

Längerfristig drohe ein "Desaster"

Asylbewerber in Deutschland

In Bayern gab es dieses Jahr bis Juli insgesamt 31.375 Erstanträge von Asylbewerbern, in Deutschland lag die Zahl bei 195.723.

Otto Laub fürchtet angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen ein "Desaster", wenn sich die Gesundheitsversorgung nicht bald verbessere. Die Bundespolizei greift immer mehr, auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, auf. Im Januar waren es nach Aussagen der Stadt Rosenheim noch 22, im Juli schon 502. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verweist jedoch bei Fragen zu gesundheitlichen Untersuchungen auf die jeweiligen Bundesländer.

Das in Bayern federführend verantwortliche Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration erklärt unter anderem:

"Impfungen von Asylbewerbern sind grundsätzlich Bestandteil der medizinischen Versorgung von Asylbewerbern nach § 4 Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG). Dies bedeutet, dass jeder Asylbewerber sich - im Rahmen der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut - impfen lassen kann. Die Sicherstellung und Finanzierung erfolgt durch den Freistaat.

Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) untersucht jeden Asylbewerber (auch die begleiteten Kinder und Jugendlichen) nach Registrierung in einer Erstaufnahmeeinrichtung im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung gemäß § 62 Asylverfahrensgesetz (AsylVfG), bietet, im Rahmen seiner personellen Ressourcen, subsidiäre Impfungen an, führt Impfungen als Infektionsschutzmaßnahme im Ausbruchsfall (Riegelungsimpfung) durch und trifft Infektionsschutzmaßnahmen (zum Beispiel Isolierung der Erkrankten) zur Verhinderung der Ausbreitung von ansteckenden Infektionsinfektionskrankheiten.“


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Schreistetter Gertraud, Montag, 24.August 2015, 07:25 Uhr

3. ärztliche Versorgung!!!!!!

Jetzt sind wir genau da, wo ich schon ein paar mal gewarnt habe!!! Die kommen rein, werden von Grund auf saniert, nach unseren Standard unser eines darf den Geldbeutel aufmachen u was alles kostet brauche ich nicht weiter erörtern!! Das ist eine Frechheit unseren Bürgern gegenüber!! wir müssen einzahlen, damit wir überhaupt einen kleinen Obulus dafür bekommen u die bekommen ALLES, siehe Zähne!! Über kurz oder lang haben alle eine Spange, Kronen u was man so braucht!! Toll u dann wundert ihr Euch, wenn man kein Verständnis mehr für so vieles nicht mehr aufbringt. Daß sie Schutz bekommen, okay ABER neue Unterkünfte, von Grund auf saniert werden, Kost u Logie frei, das erklären sie einmal unseren Bürgern!! Bei uns wird die Armut immer größer, das interessiert KEINEN, im Gegenteil!!! die kommen u werden hofiert, daß einen mitlerweile schlecht wird, was hat das mit Sozialverständnis zu tun?? Wir sind soooo reich unsere Leute müssen zur Tafel u diese Leute werden hofiert!!!

Diadem, Sonntag, 23.August 2015, 21:06 Uhr

2. Was denn noch?

Habt ihr alle einen Knall? Die Forderungen für Flüchtlinge werden immer mehr?! Ihr übertreibt maßlos und bringt immer stärker die Bevölkerung gegen die Flüchtlinge auf. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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  • Antwort von nein, Montag, 24.August, 06:26 Uhr

    Jeder hat ein Grundrecht auf Leben.
    Wenn diese Leute (und es gibt auch ein Grundrecht auf Asyl) hierher kommen und haben keinen hinreichenden Impfschutz, ist es in MEINEM ureigensten Vital-Interesse, dass dieser schleunigst hergestellt wird.
    Wenn Sie DENEN schon keine Impfung gönnen, dann hoffentlich MIR deutschem Steuerzahler und Arbeitnehmer meine Gesundheit.
    Mal kurz denken, DANN erst neiden!

Samsonow, Sonntag, 23.August 2015, 17:28 Uhr

1. Je mehr man versorgt,

desto mehr ist der Einzelne unterversorgt. Ist doch klar. Nur Naivlinge verstehen diese Primitivlogik nicht.