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Gen-Chirurgie Die Frage nach dem Designer-Baby

Dürfen Forscher das Genmaterial menschlicher Embryonen verändern? Noch ist das in Deutschland verboten. Doch dieses Verbot ist umstritten. Der deutsche Ethikrat berät deshalb über diese Frage.

Von: Gregor Schmalzried

Stand: 22.06.2016 |Bildnachweis

DNA | Bild: picture-alliance/dpa

Der Name klingt wie ein Schokoriegel, bezeichnet aber eine wissenschaftliche Revolution: CRISPR/Cas, eine neue Methode zum Bearbeiten von Genmaterial, hat die Fachwelt im Sturm erobert. 2012 erstmals präsentiert, ist sie schon heute aus vielen Labors nicht mehr wegzudenken.

Eine neue Art der Gentechnik

Die Forscherin Emmanuelle Charpentier entdeckte die CRISPR-Cas9-Methode.

Im Gegensatz zur klassischen Gentechnik werden bei CRISPR/Cas keine Gene in die Zelle eingefügt, sondern die vorhandenen wie chirurgisch bearbeitet. "So muss man keine Nebenwirkungen durch Fremdkörper befürchten", erklärt die Entwicklerin der Methode, Emmanuelle Charpentier.

Die Anwendungsmöglichkeiten scheinen endlos. Von schädlingsresistentem Getreide bis zu einer HIV-Impfung arbeiten Forscher weltweit an den verschiedensten Projekten, die CRISPR/Cas ermöglicht. Und doch tun sich Grenzen auf: Wenn es nämlich darum geht, die Methode an menschlichen Embryonen auszuprobieren.

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Embryos als Forschungsobjekt

Auch hier sind die Zukunftsvisionen beeindruckend: Eltern, die von einem Gendefekt wissen, könnten in bestimmten Fällen dafür sorgen, dass das Erbmaterial ihres Kindes noch vor der Geburt korrigiert, die gefährliche Stelle quasi herausgeschnitten wird.

In Großbritannien und China sind CRISPR/Cas-Experimente an nicht lebensfähigen Embryonen bereits gelaufen oder in den Startlöchern, doch viele andere Länder melden Bedenken an. In Deutschland ist die Praxis noch verboten. Kritiker befürchten einen unmoralischen Eingriff in die menschliche Natur.

Kommt das Designer-Baby?

Doch auch mögliche Folgereaktionen machen zu schaffen. Denn wie weit sind wir von einer Welt entfernt, in der Eltern ihr Kind nicht nur von genetischen Defekten heilen, sondern gleich mit allen Eigenschaften und Talenten selbst zusammenstellen können? Martin Lohse vom Berliner Max-Delbrück Centrum für Molekulare Medizin gibt Entwarnung zumindest teilweise: Die Haarfarbe etwa könne man beeinflussen – bei der Intelligenz werde es schon schwieriger.

"Wenn ich unbedingt blonde Kinder haben möchte, wird das wahrscheinlich machbar sein. Aber sobald es um komplexere Eigenschaften geht wie Intelligenz oder Sportlichkeit, ist der Zusammenhang zwischen den Genen und dem, was aus einem Menschen wird, schlicht zu vage."

Martin Lohse, Max-Delbrück Centrum für Molekulare Medizin Berlin

Nun wird diskutiert

Wie weit darf die Wissenschaft gehen? Über diese Frage berät der deutsche Ethikrat nun in Berlin. Konkret geht es um den ethischen Stellenwert eines menschlichen Embryos.

Sowohl Kritiker als auch Befürworter von Genversuchen an Embryos halten eine umfassende Debatte über das Thema für längst überfällig.







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F.K., Mittwoch, 22.Juni 2016, 09:15 Uhr

2. Zukunft?

Wird es dann 2 Typen von Menschen geben?
- Gruppe 1, unverändert: die Reinen
- Gruppe 2, verändert: die Unreinen
oder etwa
- Gruppe 1, unverändert, die Looser
- Gruppe 2, verändert, die Optimierten, die Leistungsfähigeren, die Besseren, ...
Dürfen die Gruppen sich dann "vermischen"?
Da werden Tür und Tor für böse, rassische Dinge geöffnet.
Das erste kleine Türchen, die Büchse der Pandorra ist schon offen!
Und was man kann, wird gemacht! Ethikrat hin oder her

  • Antwort von qw, Donnerstag, 23.Juni, 09:11 Uhr anzeigen

  • Antwort von Rumplhanni, Donnerstag, 23.Juni, 10:56 Uhr anzeigen

Th. Wanninger, Mittwoch, 22.Juni 2016, 08:13 Uhr

1. Forscherdrang in den Startlöchern

Dieser Artikel ist leider eins der zahlreichen Beispiele dafür, wie es klingen kann, wenn wissenschaftliche Unwahrheit von unwissenden Laien journalistisch aufbereitet wird.

Abgesehen vom Stil, in dem hier über menschliche Embryonen geschrieben wird (Experimente sind "in den Startlöchern"), fehlen auch die schwarzweißmalerischen Klischees nicht: auf der einen Seite "die" schlimmen Erbkrankheiten, die damit angeblich "geheilt" werden können, auf der anderen Seite "das" Designerbaby.
Die Wahrheit liegt auf keiner der beiden Seiten, aber das erfährt so niemand.

Sie wäre höchstens in einem Zwischenbereich zu suchen, den noch kein Wissenschaftler kennen kann. Alles andere wäre gelogen. Es werden Generationen heranwachsen, die lebende Experimente sind, man wird erst dann sehen, was schiefgehen kann. Anscheinend wollen wir das, die Neugier, was man alles anstellen kann, wird größer sein. Schon immer wurde alles gemacht, was technisch möglich ist.

Wir reden hier von Menschen.