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Viel mehr Flüchtlinge kommen nach Griechenland Verheerende Zustände in den Aufnahmelagern

In den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln spitzen sich die Verhältnisse wieder zu: Immer mehr Menschen kommen neu an und warten in quälender Hitze und unter dürftigen hygienischen Bedingungen darauf, dass ihre Asylanträge bearbeitet werden. Leidtragende sind insbesondere Kinder.

Von: Peter Solfrank

Stand: 17.08.2016

Flüchtlinge verlassen eine Fähre | Bild: picture-alliance/dpa

Im August kamen mehr als doppelt so viele Flüchtlinge nach Griechenland wie im Vormonat: Rund 1.500 Menschen waren es allein in der ersten Monatshäfte. In der Folge spitzt sich die Situation in den Flüchtlingslagern wieder dramatisch zu. Verheerende Zustände wie zu Beginn der Krise drohen sich zu wiederholen, davor jedenfalls warnt die Kinderrechtsorganisation Save the Children.

Die einen Lager geschlossen, die anderen überfüllt

Obwohl die Zahlen noch deutlich unter denen des Vorjahres liegen, sind die Unterkünfte vor allem in Lesbos, Chios und Samos völlig überfüllt. Zurückzuführen ist das darauf, dass viele Camps geschlossen worden sind. Zugleich gibt es für die Flüchtlinge kaum eine Möglichkeit weiter auf das Festland zu reisen. So sitzen derzeit mehr als 10.300 Flüchtlinge und Migranten auf einer Handvoll griechischer Inseln fest. Unter ihnen sind 3.800 Kinder.

"Wir sehen Szenen, die uns an vergangenen Sommer erinnern. Mit dem Unterschied, dass jetzt die Asylsuchenden noch nicht einmal weiter können und auf den Inseln gefangen sind - in völlig überfüllten Camps und in quälender Hitze."

Katie Dimmer, Mitarbeiterin von Save the Children in Griechenland

Inseln als Sackgasse

Grund sei , so die Organisation Save the Children, dass die meisten Flüchtlinge, die nach dem 20. März in Griechenland ankamen, die Inseln nicht verlassen dürften. Und zwar wegen des EU-Türkei-Deals. Sie müssten abwarten, bis ihr Asylanträge hier bearbeitet werden. Doch die Bearbeitung verlaufe im Schneckentempo. Außerdem zögerten viele Asylrichter nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei Flüchtlinge dorthin zurück zu schicken.

"Es ist beschämend, unter welch dreckigen und unsicheren Bedingungen Flüchtlinge seit mehr als vier Monaten leben müssen - und es ist kein Ende in Sicht. Mütter mit kleinen Babys müssen auf nacktem Boden in provisorischen Zelten schlafen und stillende Frauen leiden unter Dehydrierung aufgrund von Wassermangel in einigen Camps."

Katie Dimmer, Mitarbeiterin von Save the Children in Griechenland

Außerdem seien Toiletten und Duschen völlig überfüllt, so Dimmer. In der Folge nähmen die Unruhen in den Camps zu. Mitarbeitern von Save the Children habe man berichtet, dass Eltern ihre Kinder nicht außer Sichtweite lassen, weil es große Sicherheitsmängel gebe.

Wo bleibt die EU?

Save the Children fordert die EU auf, sich dafür einsetzen, dass die nach ihrer Meinung unmenschliche Behandlung der Flüchtlinge und Migranten sofort beendet wird. Insbesondere dass alleinreisende Kinder nicht in Flüchtlingslagern eingesperrt blieben - Monate nach ihrer Ankunft in Griechenland. Die EU müsse sofort mehr Mittel bereitstellen, damit Griechenland für bessere Unterbringung sorgen, die Asylprozesse beschleunigen und so schnell wie möglich getrennte Familien wieder zusammenführen könne.

Druck auf die Balkanroute

Viele Asylsuchende sind frustriert von den Bedingungen in den Camps, und dass sie nicht wissen, wie es weitergeht. Derweil verstärken sich die Schlepperaktivitäten und illegale Grenzübertritte in der Region. Serbien verzeichnet 200 bis 300 Neuankömmlinge täglich, die meisten kommen aus Griechenland.

Funktioniert das Abkommen wirklich?

Derweil meldet die griechische Polizei, dass erstmals seit dem Putschversuch in der Türkei vor einem Montat, wieder acht syrische Flüchtlinge zurück ins Nachbarland geschickt wurden. Die acht Männer seien am Mittwoch an Bord eines Flugzeuges von der Insel Lesbos nach Adana in die Türkei gebracht worden.

Seitdem das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei geschlossen wurde, sind nach griechischen Polizeiangaben insgesamt 476 Menschen zurück in die Türkei geschickt worden. Fast 15 Mal so viele Menschen sind in derselben Zeit in Griechenland angekommen.


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