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Fragen und Antworten Was hat es mit der Heiligsprechung auf sich?

Gleich zwei Päpste der Neuzeit werden in den Heiligenstand erhoben. Das ist ungewöhnlich. Denn das Verfahren der katholischen Kirche ist meist langwierig. Nur manchmal geht es ganz schnell. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

Stand: 25.04.2014 | Archiv

Heiligsprechung | Bild: picture-alliance/dpa

In der katholischen Kirche gelten Selige und Heilige als Vorbilder christlichen Lebens. Ihnen werden Wunder zugeschrieben, die sie durch ihre Fürsprache bewirkt haben sollen. Eine Ausnahme bilden die sogenannten Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben sind. Zu ihnen zählen etwa etwa die Apostel Petrus und Paulus. Andere bekannte Heilige sind Franz von Assisi oder Hildegard von Bingen. Mutter Teresa wird als Selige verehrt.

Wer seliggesprochen wird - und dies in den meisten Fällen erst Jahrzehnte nach seinem Tod - kann in einer Ortskirche oder in einem Orden verehrt werden. Wenn die zweite Etappe erreicht ist, also jemand in den "Kanon der Heiligen" aufgenommen wird, kann ihn die ganze Weltkirche verehren. Bis auf ein in aller Regel erforderliches zweites Wunder gibt es dafür jedoch kein neues Verfahren.

Zunächst einmal muss man katholisch und tot sein. Hinzukommen muss ein Fürsprecher, der ein Verfahren dazu beantragt. Dies sind meist Bistümer oder Orden. In dem Prozess müssen ein vorbildliches christliches Leben und in der Regel zwei Heilungswunder nachgewiesen werden. Hierzu werden Historiker, Theologen, Mediziner und - falls vorhanden - Zeitzeugen befragt. Der Prozess kann frühestens fünf Jahre nach dem Tod des Kandidaten beginnen und läuft über zwei Instanzen: zunächst im Bistum des Kandidaten und anschließend im Vatikan, wo es eine eigene Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen gibt. Die Seligsprechung ist die Stufe vor der Heiligsprechung. Selige dürfen anders als Heilige nur regional verehrt werden.

Die genaue Zahl ist nicht bekannt. Das "Martyrologium Romanum" von 2004, das kirchliche Verzeichnis der Seligen und Heiligen, zählt insgesamt 6.650 Selige und Heilige auf. Vollständig ist jedoch auch diese Liste nicht. Grund dafür ist, dass es erst seit Ende des 16. Jahrhunderts mit der Gründung der zuständigen vatikanischen Kongregation ein geregeltes Verfahren für Heiligsprechungen gibt. Anfangs bestimmte das Volk per Akklamation, wer heilig ist. Seit 993 ist die Heiligsprechung den Päpsten vorbehalten.

Der Nachweis eines physischen Wunders gilt als Beweis dafür, dass Fürbitten, die Gläubige an die betreffende Person richten, tatsächlich wirksam sind. Anerkannt werden nur Heilungswunder. Vom Vatikan bestellte Ärzte müssen die medizinische Unerklärbarkeit einer Heilung bestätigen. Eine Theologenkommission muss anschließend prüfen, ob es sich um ein Wunder des betreffenden Kandidaten handelt. Kritiker bemängeln, dass sich auffallend wenig Wunder in Mitteleuropa ereignen. Verteidiger werten dies als Zeichen mangelnden Glaubens.

Normalerweise dauert es nach dem Tod eines Kandidaten mindestens fünf Jahre, bis das Verfahren für die Seligsprechung eröffnet werden kann. Papst Benedikt XVI. machte im Fall seines Vorgängers eine Ausnahme und verkürzte diese Frist. Franziskus folgte nun diesem Beispiel, so dass bei Johannes Paul II. - dem Wunderheilungen bei zwei schwerkranken Frauen zugeschrieben werden - zwischen Tod und Heiligsprechung nur neun Jahre liegen.

Dies geht alleine auf dem Willen Franziskus' zurück. Ein amtierender Papst kann alleine entscheiden, ob er die Heiligsprechung auch ohne das normalerweise notwendige zweite Wunder anordnet. Franziskus zeigt so vor allem eine besondere Wertschätzung für den "Konzilpapst" Johannes XXIII. Doch muss auch in einem solchen Fall allgemein ein Ruf der Heiligkeit und Wundertätigkeit gegeben sein.

Heilige Päpste sind in der katholischen Kirche die Ausnahme. Dass jetzt gleich zwei Päpste der Neuzeit in diesen Stand erhoben werden, ist auch ein kirchenpolitischer Akt von Papst Franziskus. Der bisher letzte heilige Papst ist Pius X., der vor sechs Jahrzehnten in das Heiligenregister aufgenommen worden ist. Schwer tut sich Pius XII., dessen Haltung während des Zweiten Weltkrieges umstritten ist. Sein Seligsprechungsverfahren läuft noch.

mit Material von Hanns-Jochen Kaffsack, dpa und Thomas Jansen, KNA


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