1

UN-Klimagipfel Marrakesch Applaus für Deutschlands Pläne

Bundesumweltminister reisen gerne zu UN-Klimakonferenzen – aus verständlichen Gründen. Zuhause werden sie von Wirtschaftsverbänden und Umweltschützern in die Zange genommen, die ihnen je nach Sichtweise vorwerfen, zu übertreiben oder zu wenig zu tun. Auf dem Gipfel aber genießen deutsche Umweltminister großes Ansehen. Das erlebt auch Barbara Hendricks in Marrakesch.

Von: Jakob Mayr

Stand: 17.11.2016

Barbara Hendricks | Bild: picture-alliance/dpa/Abdellah Azizi

In Berlin hatten Koalition und Bundesregierung monatelang über den Klimaschutzplan gestritten – die Einigung kam erst kurz bevor die Ministerin Anfang der Woche ins Flugzeug stieg. Als Hendricks den Plan auf dem Gipfel vorstellte, bekam sie Applaus bei der Pressekonferenz – das ist selten. Auch Umweltverbände begrüßen – trotz inhaltlicher Kritik an Einzelheiten des Klimaschutzplanes, dass Deutschland als erstes Land konkrete Vorgaben macht, um das Pariser Abkommen umzusetzen. Darin haben die Staaten vergangenes Jahr angekündigt, die Erderwärmung unter zwei Grad halten zu wollen.

Der Klimaschutzplan bestimmt, wie viel Treibhausgase Industrie, Landwirtschaft, Verkehr, Bau und Energie in Deutschland in den kommenden 15 Jahren einsparen müssen. Und er schreibt ein grobes Ziel für 2050 fest.

Partnerschaft mit ärmeren Ländern

Umweltministerin Hendricks und Entwicklungsminister Müller stellen ein Beratungsprogramm für im Klimaschutz weniger erfahrene Länder vor

Entwicklungsländer tun sich schwer, ebenfalls solche Pläne aufzustellen. Deutschland bietet Hilfe und Beratung an – eine Partnerschaft, in der erfahrene Länder Wissen weitergeben. 42 Länder machen mit. Für die Idee wurde Deutschland auf dem Gipfel beglückwünscht von den UN und von Nichtregierungsorganisationen.

Lob gibt es auch für Berlins vergleichsweise großzügige Finanzspritzen. Frühere Klimagipfel haben beschlossen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für ärmere Länder bereitzustellen. Deutschland übernimmt ein Zehntel. Solche Zusagen sind wichtig, weil viele Entwicklungsländer misstrauisch sind, ob Industriestaaten ihre Versprechen einhalten. Dabei sind die Bewohner armer Länder besonders betroffen von den Folgen des Klimawandels – sie leiden unter Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürmen. Das Bundesentwicklungsministerium beteiligt sich mit 150 Millionen Euro an einer Klimarisikoversicherung, um bis 2020 zusätzlich 400 Millionen Menschen abzusichern.

Kredite und persönliche Gespräche

Bundesumweltministerin Hendricks mit der marokkanischen Umweltministerin Hakima El Haite

Auch in Marrakesch appellieren Minister aus Industriestaaten an Entwicklungsländer, statt auf Kohle und Gas lieber auf klimafreundliche Energie zu setzen aus Sonne, Wind und Wasser. Dabei tragen die Industrieländer die Hauptschuld für den Klimawandel. Deshalb fruchten solche Appelle nur, wenn sie mit Hilfsangeboten verbunden sind. Die Bundesregierung stellt zum Beispiel Kredite von knapp 830 Millionen Euro für Gipfel-Gastgeber Marokko bereit, für den Bau des weltgrößten Solarkraftwerks im Süden des Landes. Und die Bundesumweltministerin hetzt auf dem Gipfel von einem Termin zum nächsten. Sie trifft Kollegen aus Südafrika, China und Neuseeland.

Nicht zu unterschätzen: Der menschliche Faktor. Nur wer sich kennt und vertraut, verhandelt gut. Deutsche Umweltminister werden von einem Team von Klimadiplomaten beraten, die über jahrzehntelange Erfahrung und viel Glaubwürdigkeit verfügen – gerade bei Entwicklungs- und Schwellenländern. Das kann entscheidend sein, wenn es in der langen letzten Verhandlungsnacht auf dem Gipfel wieder mal kritisch wird.


1