Killerkommandos in Deutschland Mord in Titos Namen
Von Ernst Eisenbichler, Philipp Grüll und Annette Walter
Es schien eine rätselhafte Mordserie: Der frühere jugoslawische Geheimdienst liquidierte mindestens 29 Exilkroaten in der Bundesrepublik zwischen 1967 und 1989. Josip Perkovic und Zdravko Mustac, zwei Drahtzieher der Morde hat das Münchner Oberlandesgericht am 3. August 2016 nach fast zwei Prozess-Jahren zu lebenslanger Haft verurteilt.
Viele kroatische Oppositionelle gegen die Regierung von Josip Broz Tito lebten damals im Ausland, München war ein Zentrum des Exil-Widerstands. Der jugoslawische Geheimdienst wollte die Dissidenten mundtot machen - deshalb ließ er viele von ihnen durch Killer ermorden. So wurde 1983 im oberbayerischen Wolfratshausen Stjepan Djurekovic auf brutale Weise getötet. Rund 31 Jahre nach dem Mord an dem Kroaten begann im Herbst 2014 der Prozess vor dem OLG gegen die mutmaßlichen Auftraggeber: Josip Perkovic und Zdravko Mustac. Am 3. August 2016 sind die beiden angeklagten Ex-Geheimdienstoffiziere vom Münchner Oberlandesgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Bundesregierung wusste Bescheid
Die blutige Mordserie war nur scheinbar rätselhaft. Die Bundesregierung wusste spätestens seit Ende der 1970er-Jahre Bescheid, intervenierte aber nicht offen bei der jugoslawischen Regierung. Das ergaben gemeinsame Recherchen der BR-Redaktion "Kontrovers" und der Deutschen Welle. Aber auch im später unabhängig gewordenen Kroatien blieben die mutmaßlichen Hintermänner unbehelligt.