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Innenansichten Besuch in der Bayernkaserne

Lange galt sie als Beweis einer verfehlten Asylpolitik: Die Bayernkaserne im Norden Münchens. Dank der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer und Spenden funktioniert mittlerweile zumindest die Erst-und Grundversorgung der Flüchtlinge gut. Eine der wichtigsten Anlaufstellen ist die Kleiderkammer.

Von: Sandra Demmelhuber

Stand: 24.09.2015 | Archiv

Fast alle Flüchtlinge, die in den letzten Tagen nach München gekommen sind, waren tagelang zu Fuß unterwegs. Mit kleinen Rucksäcken und Taschen tragen sie ihre letzten Habseligkeiten in die ehemalige Kaserne. Oft besitzen sie bei ihrer Ankunft nicht einmal richtige Schuhe: In Flipflops und T-Shirts warten sie im strömenden Regen, bis ein freiwilliger Helfer sie durch das weitläufige Gelände zur Kleiderkammer führt.

Einer der ersten Wege führt in die Kleiderkammer

Die Ausgabestelle "Halle 28" wird von der diakonia betrieben, Spenden werden bevorzugt an die Flüchtlinge abgegeben, die gerade angekommen sind, also weder Geld noch Gutscheine haben. Diese müssen für die Sachspenden zwar nichts bezahlen, dennoch ist die Ausgabe streng geregelt: Die Helfer verteilen direkt nach der Registrierung eine sogenannte "Einkaufsliste", darauf ist genau angegeben, wieviele Kleidungsstücke und Hygieneprodukte pro Person ausgegeben werden. Jeder Asylsuchende darf während seines Aufenthaltes in der Bayernkaserne nur einmal "einkaufen gehen", für maximal 15 Minuten. "Das klingt streng, aber anders lässt sich das mit den vielen Flüchtlingen hier nicht organisieren", erklärt eine Helferin.

Einer der 1.500 Flüchtlinge, die in der Bayernkaserne eine vorübergehende Unterkunft gefunden haben, ist Alpha aus Sierra Leone. Der 20-jährige ist erst seit wenigen Stunden in München. Er lässt sich die Strapazen der vergangenen Monate nicht anmerken und freut sich sichtlich über eine neue Winterjacke.

"Ich wollte unbedingt nach München. Aber erst heute habe ich erfahren, dass das die Stadt mit dem großen Stadion ist. Hoffentlich kann ich hier bleiben."

Alpha aus Sierra Leone

Freiwillige organisieren die Verteilung

Über zwanzig ehrenamtliche Helfer sorgen in der Kleiderkammer dafür, dass möglichst alle Neuankömmlinge mit dem Nötigsten versorgt werden: Sie sortieren Kleidungsstücke, helfen den Flüchtlingen bei der Suche nach passenden Größen und verteilen Zahnbürsten, Handtücher und Pflegeprodukte. Weitere Freiwillige arbeiten im Lager nebenan, füllen die Regale nach oder kümmern sich um die Verteilung der Listen. Viel Zeit für Gespräche mit den Flüchtlingen bleibt dabei zwar nicht, dennoch freuen sich viele Helfer über die entgegengebrachte Dankbarkeit und Aufgeschlossenheit.

Obwohl derzeit keine Sachspenden mehr angenommen werden können, ist der Bedarf an ehrenamtlichen Helfern nach wie vor hoch. Wenn auch Sie in der Kleiderkammer mithelfen möchten, finden Sie unter www.diakonia-fluechtlinge.de aktuelle Informationen.


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