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Stabwechsel in Brüssel Dijsselboem ist Euro-Chef

Der niederländische Finanzminister Dijsselbloem ist neuer Chef der Euro-Gruppe. Die Finanzminister der Euro-Staaten haben ihn bei ihrem Treffen in Brüssel mit sofortiger Wirkung ernannt. Dijsselbloem übernimmt den Posten von Luxemburgs Regierungschef Juncker.

Stand: 21.01.2013 | Archiv

Der niederländische Finanzminister und neuer Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem | Bild: picture-alliance/dpa

Jeroen Dijsselbloem war der einzige Kandidat für den Posten. Seine Wahl lief laut Jean-Claude Juncker reibungslos, aber nicht einstimmig. Spanien habe die Ernennung nicht unterstützt.

Beruhigung in der Krise

Disselbloem hat das Amt für zweieinhalb Jahre inne. Der Niederländer ist der zweite ständige Präsident der Euro-Gruppe überhaupt. Bei dem Treffen in Brüssel präsentierte Dijsselbloem bereits sein Arbeitsprogramm. Darauf hatte Frankreich bestanden. Der neue Euro-Gruppen-Chef sieht Anzeichen für eine Beruhigung in der Euro-Krise.

"Es scheint eine neue Basis zu geben für Vertrauen in den Euro und die Eurozone."

Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem

Abschied von Juncker

Dijsselbloems Vorgänger Juncker, der als überzeugter Europäer gilt, hatte seit 2005 das Gremium der Finanzminister der 17 Euro-Staaten geleitet. Als einer der Erfinder der Geinschaftswährung wurde er mit der Pleite der US-Bank Lehman Brothers 2008 zu einem der wichtigsten Euro-Krisenmanager. In den acht Jahren hatte er sich den Beinamen "Mister Euro" redlich verdient.

"Es ist mir in den letzten Monaten ein bisschen zu bunt geworden."

Ex-Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker

Hintergrund: Chronologie der Euro-Krise

Der Krisenmanager

Unter Junckers Verhandlungsführung wurden die Hilfspakete für Griechenland, Irland, Portugal und Spanien geschnürt, der dauerhafte Euro-Rettungsfonds ESM aus der Taufe gehoben sowie zahlreiche Konflikte der Euro-Länder um den richtigen Krisenkurs ausgetragen. Was Europa kurieren sollte, zehrte an Junckers Gesundheit. Längst machte er aus seiner Amtsmüdigkeit keinen Hehl. Aber da sich die Euro-Schwergewichte Deutschland und Frankreich nicht auf einen Nachfolger einigen konnten, blieb Juncker vorerst im Amt.

Unbequem, aber geschätzt

Juncker wurde geschätzt, aber nicht immer geliebt. Mit Berlin legte er sich an, als er der Bundesregierung inmitten der Krise vorwarf, in Eurofragen andauernd Innenpolitik zu machen und die Euro-Zone wie eine Filiale zu behandeln. Ein EU-Politiker sagte einmal genervt, aber anerkennend: "Juncker hat zwei katastrophale Fehler: Er hat einen Standpunkt, und er vertritt diesen auch."


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