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Ladensterben in Bayern Wandel im Handel

Gerade in den strukturschwachen Gebieten Bayerns leiden die Innenstädte unter Kundenmangel. Viele Gemeinden haben menschenleere Ortskerne, während am Stadtrand das Geschäft, aber damit auch der Verkehr brummt.

Von: Peter Kveton

Stand: 09.08.2016

"Laden zu vermieten" steht in Pfeffenhausen (Bayern) an einem Schaufenster | Bild: picture-alliance/dpa/Armin Weigel

Wer in die Regener Innenstadt kommt, mag das kaum glauben: Vereinzelt trifft man auf Passanten, viele Geschäfte sind leer – lediglich ein Schild ziert häufig die Schaufenster: "zu vermieten".  Klaus Müller hat einen Tabak- und Zeitschriftenladen am Hauptplatz – er hält noch aus, obwohl die Geschäfte immer schlechter gehen:

"Dadurch, dass alles abgewandert ist, ist alles viel schlechter. Urlauber sieht man hier auch kaum mehr – und wenn, dann fragen sie, wo ist denn das Zentrum. Sie stehen mittendrin, antworte ich. Da schauen sie, und dann gehen sie wieder."

Klaus Müller

Für Tabakverkäufer Klaus Müller zieht der Einkaufspark am Rande der Stadt Kunden und Umsätze an – er glaubt nicht, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändert:

"Das wird nichts mehr. Seitdem es den Einkaufspark gibt, wird das immer schlechter. Und hinter mir, da ist hier gar nichts mehr."

Klaus Müller

Zuviel Zulassungen für Läden in Randbezirken

Innenstadt von Regen

Manfred Miosga ist Geographieprofessor in Bayreuth, er setzt sich seit langem mit solchen Entwicklungen auseinander. Er beklagt, dass die Läden auf der grünen Wiese immer leichter zugelassen werden:

"Die Kommunalpolitik lässt es zu, dass Grundstücke auf Zugangsstraßen, in Gewerbegebieten zugelassen werden. So wird dieser Strukturwandel erst möglich und auch beschleunigt."

Manfred Miosga

Aufgabe der Politik

Also eine Aufgabe für die Politik – aber die tut sich schwer, korrigierend einzugreifen. Sie scheut an manchem Punkt offenbar die Auseinandersetzung mit Geschäftemachern und Kommunalpolitikern:

"Wir sehen, dass immer mehr Baugebiete zugelassen werden oder die Innenstädte Leerstände haben. Ich denke, wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung von Kommunalen und Freistaat, um die Innenstädte weiter zu beleben."

Annete Karl, SPD

CSU sieht keinen Handlungsbedarf

Das letzte Wort hat hier aber die CSU mit ihrer absoluten Mehrheit – ihr Experte Eberhard Rotter sieht keinen akuten Handlungsbedarf:

"Wir können per Landesentwicklung nicht den Internethandel verbieten, das ist eine der Ursachen, warum die Kunden ausbleiben - auch nicht die Nachfolgefrage. Das sind Probleme, die können wir mit der Landesentwicklung nur schwer bekämpfen."

Eberhard Rotter

Rotter sieht beim Kunden eine Mitverantwortung – dieser müsste einfach auf den Online-Einkauf verzichten und stattdessen die Innenstädte frequentieren; dann wäre auch da wieder Leben in der Bude.


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Roland Zeides, Mittwoch, 10.August 2016, 08:41 Uhr

4. Leerstand Geschäfte in Innenstädten

Ich möchte noch auf einen anderen Aspekt hinweisen.
Viele Eigentümer von Läden die sich in guten innenstädtischen Lagen befinden, geben Ihre Immobilien an potenzielle Investoren nicht ab, oder verlangen eine nicht mehr zu erwirtschaftende hohe Kauf oder Pachtsumme. Es wäre besser leben und leben lassen.
Auch hier liegt einiges im Argen.
Ein Beispiel dafür ist Freyung im Bayerischen Wald - 3 top Lagen mit Gebäuden für den Eizelhandel aber leider kein "vernüftiger" Eigentümer der sich für positive Veränderungen bewegen möchte .

Bernhard, Dienstag, 09.August 2016, 08:30 Uhr

3. Ich denke, da gibt es einiges zum Umsteuern.

In allen Städten wurde da auf den schnellen Konsum gesetzt.
Ob Augsburg, Regensburg usw. am Ortsrand entstehen die großen Zentren, der Kern ist ausgestorben.
Ohne Auto ist ein einkaufen kaum noch möglich.
Aber es wird immer noch mehr Boden verdichtet, obwohl der "kleine Mann" die Folgen schon seit Jahren bemängelt.
Aber die Wirtschaft hat Macht, und Macht (über die Politik) regiert.

Stef, Dienstag, 09.August 2016, 08:13 Uhr

2. Politik gefordert

Wenn es unser Heimatzerstörungsminister(ium) nicht immer leichter machen würde, immer noch mehr Gewerbegebiete auszuweisen und Land zuzupflastern, sondern tragfähige Konzepte zur (Wieder-)Belebung der Innenstädte zu erarbeiten, könnts vielleicht irgendwann wieder klappen.
Aber solange auch jeder 3-Häuserl-kaff sein eigenes Industriegebiet braucht - bitteschön. Vielleicht sollten auch die Konsumenten mal drüber nachdenken, wo sie denn so einkaufen, anstatt immer nur Anderen den schwarzen Peter hinzudrücken...

Gabriele W, Dienstag, 09.August 2016, 07:18 Uhr

1. Das Ladensterben

ist im ganzen Land zu sehen. Schuld sind nicht nur Ineternet, sondern auch die Umweltfanatiker und Städteplaner. Nichts zum Parken, alles Fußgängerzone und kahl wie ne Glatze, die schön poliert ist. Ich kaufe mittlerweile auch einiges im Internet, weil man als ältere Person nirgendwo mehr hin kommt. Keine Autos, keine Leute, keine Bekannten die einen mit zurück nehmen. Busse fahren nicht und wenns noch regnet, hat man keinen Bock mehr.

Fast alle Städte sehen gleich aus, weil es eben das gleiche Schema ist. Langweilig modernisiert, statt das Alte gemütliche zu lassen. Nee, das Internet ist da nicht schuld, sondern die Stadtfritzen mit ihren bekloppten Ideen. Schön mithalten mit andern Städten, Umwelt bla bla und sonst was. Es gibt ja nichts mehr, was man sich ansehen soll. Keine Ideen und die alten Ladeninhaber haben keinen Nachwuchs mehr,. Tschöh, Einzelhandel. Alles tot- bei uns auch in NRW. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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  • Antwort von wm, Dienstag, 09.August, 09:50 Uhr

    @Gabriel W.

    Absolut richtig !

    Zu dem von ihnen bereits Erwähnten gesellt sich die überteuerte Miete der Verkaufsfläche.
    Blauäugig und voller Euphorie werden Läden eröffnet,schon nach kurzer Zeit folgt bereits das böse Erwachen,Kosten höher als der Umsatz.
    Das Finale,die Pleite,ist eingeläutet.
    In der Kleinstadt in der ich lebe sperren in der einst belebten Innenstadt zusehends immer mehr Einzelhändler ihr Ladenlokal zu,für immer.
    Immerhin,kein Mangel herrscht an Handyläden,Apotheken,Frisöre und last but not least,Vekaufsfilialen der Bäckereiketten an allen Ecken!
    Kaum Parkmöglichkeit - Parkautomat, Samstags Parkscheibenpflicht - allzu eifrige Politessen (Kundenverscheuchungskommandos).
    Bedingt durch eine Mieterhöhung sperrte Kaiser;s zu.
    Netto in der Innenstadt verfügt über eigene ausreichende Parkfläche , die aber in der Regel von Fremdparker belegt ist.
    Fazit: Der Einkauf in der Innenstadt lohnt nicht,reine Zeitverschwendung!

  • Antwort von Sabina, Dienstag, 09.August, 11:25 Uhr

    Dem kann ich nur zu stimmen!!! Das langsame sterben geht schon seit Jahren seinen Weg. Es lohnt sich nicht mehr in Denkmalgeschützten Räumen, mit unzähligen Auflagen zu renovieren- Parkplätze die zu dem nicht vorhanden sind.Jeder der Politiker vor Ort sah bisher weg. Nun sollen Outlets das Ganze retten............aus den Museumsstädten wieder Lebestädte zu machen....
    Die anderen sollen Investieren..., wir bestimmen wie und was...- das kann nicht funktionieren.
    Ich kaufe mittlerweile bewußt im Internet ein. Die Gründe würden den Rahmen sprengen.