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Studie der Bertelsmann-Stiftung Migranten als Jobmotor

Unternehmer mit Migrationshintergrund sorgen für viele Arbeitsplätze in Deutschland. Die Zahl der Firmengründer mit ausländischen Wurzeln und die von ihnen geschaffenen Arbeitsplätze stieg laut einer Studie innerhalb von 10 Jahren um satte 33 Prozent auf knapp zwei Millionen. Bayern ist mit an der Spitze.

Von: Eleonore Birkenstock

Stand: 11.08.2016

Ein Mann informiert sich bei der Agentur für Arbeit über Stellenangebote. | Bild: pa/dpa/Wolfgang Kumm

Leo Heberle und Sergiy Proskura betreiben seit gut zwei Monaten ein Fitnesscenter in Nürnberg Langwasser. Inzwischen beschäftigen sie schon acht Angestellte. Sie haben eine GmbH gegründet und bieten jetzt Kampfsport an, Thai-Boxen oder Karate. Außerdem haben sie Fitness-Fahrräder, eine Station zum Gewicht-Heben und Hanteln.

Sergiy Proskura stammt aus der Ukraine, Leo Heberle kam als Spätaussiedler vor 26 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland. Beide haben erst verschiedene Jobs gemacht: im Sicherheitsdienst oder in der Zeitarbeit. Über den Sport haben sie sich kennengelernt, wollten dann was Eigenes auf die Beine stellen. Am Anfang hatten sie Probleme, weil sie erst keinen geeigneten Raum gefunden haben.

Sergiy Proskura, Kampfsportlehrer | Bild: Privat/ Proskura

"Die Vermieter sagen: Oh Kampfsport und Russen? Lieber nicht. Wir haben gesagt: Wir haben Geld und machen soziale Projekte wie Thai-Boxen gegen Drogen oder Integration durch Sport und wir investieren selber Geld in diese Projekte."

Sergiy Proskura, Betreiber eines Fitnesstudios

Und dann ist da noch der Kampf mit der Bürokratie – aber da haben sich Sergiy Proskura und Leo Heberle zusammen mit ihrem dritten Partner durchgebissen. Da sind sie oft gestolpert und mussten immer wieder aufstehen. Dabei haben sie Mut und Engagement bewiesen.

Migranten sind agilere Existenzgründer

Geschaffene Arbeitsplätze von Migranten

Mehrere Studien bescheinigen den Deutschen eine gewisse Gründungsmüdigkeit. Experten setzen deshalb auf Gründer mit Migrationshintergrund. Einer dieser Experten ist Rainer Aliochin vom "Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer". Er und sein Team haben eine Internetseite für potentielle Existenzgründer mit Migrationshintergrund oder aus dem Ausland mitentwickelt. Sie bearbeiten die Anfragen, die sogar aus Neuseeland kommen. Auch Flüchtlinge haben sich schon gemeldet.

"Wir haben die ersten Gründungen. Wir haben zum Beispiel eine Anfrage von einem Mann aus dem Libanon, der noch auf der Flucht ist. Der denkt darüber nach, eine sehr spezielle Software anzubieten, die zum Beispiel in Flugsimulatoren bei Pilotentrainings eingesetzt wird."

Rainer Aliochin vom Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer

Viele Spitzenkräfte in Bayern

Fachkräfte mit guter Bildung: Laut Bertelsmann Studie ist der Anteil an hoch Qualifizierten Selbständigen mit Migrationshintergrund gerade in Bayern sehr hoch. Das können auch Rechtsanwälte oder Unternehmensberater sein. Die Unternehmen von Migranten sind also nicht nur der typische türkische Imbiss oder das China-Restaurant, sagt Rainer Aliochin und plädiert deshalb für eine neue Sichtweise.

"Dass Fachkräfte auch als Selbständige arbeiten und genauso ihren Beitrag zum Wohlergehen unseres Staates leisten können, das ist noch nicht bei jedem auf dem Schirm."

Rainer Aliochin vom Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer

Viele Einwanderer haben sich selbständig gemacht, weil sie so der Arbeitslosigkeit entgehen wollten. Wenn das Unternehmen dann gut läuft, verdienen sie im Schnitt mehr als abhängig Beschäftigte mit Migrationshintergrund. Allerdings sagt die Bertelsmann-Studie auch: Im Vergleich verdienen sie 30 Prozent weniger als Deutsche ohne Migrationshintergrund. Das könnte auch daran liegen, dass viele Unternehmer ohne Migrationshintergrund schon sehr viel länger im Geschäft sind.


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Naiver, Freitag, 12.August 2016, 08:17 Uhr

15. Neue Sichtweise?

@Jana Die Bertelsmann-Stiftung steht m. E. zu Recht in der Kritik (Blick in Wiki reicht). Aber „linksradikal“ ist sie sicher nicht. Zu den Fakten. Die hier betrachtete Migration ist mit Sicherheit nicht auf die seit 2015 zu projizieren, da will ich Ihnen nicht widersprechen. Selbstständige Migrantenunternehmer verdienen im Durchschnitt mit 2.167 Euro netto Monatseinkommen 40 Prozent mehr als abhängig Beschäftige mit Migrationshintergrund (1.537 Euro). Sie beschäftigen im Schnitt 1,9 Personen. Das ist nicht typisch für Mittelständische Unternehmen, die also wohl auch die Ausnahme bleiben, Klein- bis Kleinstunternehmen dominieren offensichtlich. Ich habe heut früh in B5 ein Interview mit Armando Garcia Schmidt, dem Ansprechpartner für diese Studie, verfolgt und sehe die Darstellung hier im Artikel. Wenn ich dem Gegenüber die Fakten stelle, dann will ich nicht verhehlen, dass ich mir dabei ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.

Argus A., Freitag, 12.August 2016, 06:49 Uhr

14. Die Maschine läuft

Ausgerechnet die Bertelmannstiftung liefert Munition für die Zuwanderungsfans. In der Griechenlandkrise war dies Einrichtung ein rotes Tuuch für die Linken, die am liebsten die ganzen Schulden der Griechen gleich auf den deutschen Steuerzahler übertragen hätten (ist ja dann auch gelungen durch die Übernahme der Haftung).

iPig, Freitag, 12.August 2016, 06:10 Uhr

13. Wenn man genug....

... Geld in die Hand nimmt, kriegt man für jede Behauptung die passende Studie.
Da entstehen dann eben "ganz normal" Pfützen mitten in hunderte Meter langen Tunnels, und pauschal werden Ausländer zu Jobmotoren.
Man tut gut daran, das eigene Hirn nicht auszuschalten.

Seppl, Donnerstag, 11.August 2016, 22:33 Uhr

12. Job Wunder oder PR-Wunder?

Die Bertelsmannstiftung ist ein sehr fragwürdiger, neoliberaler Lobbyverband, der regelmäßig mit "Studien" von sich reden macht, die in Fachkreisen umstritten sind.

Auf mich wirkt diese schon auf den ersten Blick dubiose Studie wie von Merkel bestellt. Die Aussage, Migranten wikten als Jobmotor, soll wohl suggestieren, dass Merkels "Flüchtlingspolitik" für das Land irgend einen Nutzen bringt. Dass hier Migranten aus EU-Staaten, Aussiedler und echte Fachkräfte durch Firmengründungen zu unserem Wohlstand beitragen, das bestreitet ja wohl niemand.

Wo hier der Zusammenhang mit der Einwanderungswelle von 2015 bestehen soll, weiß wohl nur die Stiftung. Mit einem Anteil von 20 % Analfabeten und von 70 % ohne jegliche Ausbildung werden diese Migranten wohl kaum ein Jobwunder schaffen, eher schon werden die Kosten weiter explodieren, die sie verursachen. Sie liegen schon in diesem Jahr bei 50 Milliarden €.

Mir fällt immer wieder Orwells "1984" ein.

Gretchen, Donnerstag, 11.August 2016, 22:22 Uhr

11. Bertelsmann Stiftung eine antidemokratische Einrichtung?

Wikipeda zur Bertelsmannstiftung:
Die Stiftung betreibe durch Vorabsprachen mit Politikern jenseits der Parlamente „eine Privatisierung der Politik“ (Böckelmann). Die Zusammenarbeit mit Ministerien und Politikern folge dem Prinzip der gegenseitigen Instrumentalisierung: Beamte und Politiker erhielten einen geschützten Raum, wo sie kostenlos und exklusiv informiert würden und diskutieren könnten, während die Stiftung sich dafür den Zugang zu allen Projekten, die sie beeinflussen wolle, sichere. Im Ergebnis sei es gleich, wer gewählt werde, irgendwie regiere die Bertelsmann Stiftung immer mit. Der ehemalige SPD-Politiker Albrecht Müller nennt sie „eine antidemokratische Einrichtung“.

Wenn im Forum bei der "TZEIT" diese Stiftung zitiert wird, kommt rwegelmäßig ein Aufschrei aus dem linken Spektrum. Den Grund kann man bei Wikipeda nachlesen: Marktradikal, Architekten der Agenda 2010

aber auch: 2013 forderte Stiftungsvorstand Jörg Dräger mehr Zuwanderung nach Deutschland ..