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Bekanntgabe in Stockholm Physik-Nobelpreis 2017 an drei US-Amerikaner

Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an die drei US-Forscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne für den ersten direkten Nachweis im All entstehender Gravitationswellen. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften soeben in Stockholm mit.

Stand: 03.10.2017 | Archiv

Medaille für Nobelpreis für Physik | Bild: pa/dpa/Lovisa Engblom

Die Auszeichnung ist mit neun Millionen schwedischen Kronen dotiert. Das sind umgerechnet rund 935.000 Euro. Rainer Weiss wurde in Berlin geboren. Er erhält einen Teil des Preises, die beiden anderen Wissenschaftler teilen sich die andere Hälfte. Ein deutscher Physiker wurde zuletzt im Jahr 2007 mit dem hohen Preis geehrt.

"Jeder der Preisträger von 2017 war mit seinem Enthusiasmus und seiner Entschlossenheit von unschätzbarem Wert für den Erfolg des Ligo. Die Pioniere Rainer Weiss und Kip Thorne haben zusammen mit Barry Barish - dem Forscher, der das Projekt vollendete - gewährleistet, dass vier Jahrzehnte der Forschung darin mündeten, dass schließlich Gravitationswellen beobachtet werden konnten."

Jury

Grundlegende Technik für Wellenmessung entwickelt

Der Physiker Albert Einstein hatte die Gravitationswellen vor 100 Jahren mit seiner Relativitätstheorie beschrieben. Sie entstehen, wenn Massen beschleunigt werden - etwa bei der Explosion von Sternen am Ende ihrer Lebenszeit oder beim Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher. Forscher hatten jahrzehntelang einen Nachweis versucht. Erstmals gelungen war er im September 2015. Kip Thorne und Rainer Weiss entwickelten seit den 1970er Jahren die grundlegende Technik, mit der die Wellen gemessen wurden. Barry Barish perfektionierte die Technologie. Forscher wollen die Gravitationswellen nutzen, um mehr im All zu erspähen als je zuvor.

Physik-Preis geht meist an mehrere Forscher

Der Nobelpreis für Physik wird in der Regel unter mehreren Wissenschaftlern geteilt, die sich um ein bestimmtes Forschungsgebiet verdient gemacht haben. In den vergangenen 25 Jahren wurde die Auszeichnung immer mehreren Preisträgern gemeinsam zuerkannt. 2016 war der Physik-Nobelpreis an die gebürtigen Briten David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz gegangen, die für ihre Studien zu sogenannter exotischer Materie geehrt wurden.

Gestern wurde der Nobelpreis für Medizin vergeben. Die Auszeichnung erhielten Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young. Die drei US-Wissenschaftler wurden für ihre Entdeckungen molekularer Mechanismen, die den Biorhythmus steuern, ausgezeichnet. Es folgen am Mittwoch der Preis für Chemie, am Donnerstag der Literaturnobelpreis und am Freitag der Friedensnobelpreis.

Chronik: Physik-Preisträger der vergangenen Jahre

  • 2016: David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz (Großbritannien) für ihre Arbeiten zu seltsamen und ungewöhnlichen Zustände von Materie.
  • 2015: Takaaki Kajita (Japan) und Arthur B. McDonald (Kanada) für die Entdeckung, dass auch Neutrinos Masse besitzen
  • 2014: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano and Shuji Nakamura aus Japan für ihre Erfindung der LED als einer neuen energiesparenden und umweltfreundlichen Lichtquelle
  • 2013: Der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs für ihre Entdeckung des Elementarteilchens Higgs-Boson
  • 2012: Der Franzose Serge Haroche und der Amerikaner David J. Wineland für die von ihnen entwickelten Methoden Quantenteilchen zu messen, ohne dass diese kleinsten Teilchen der Materie Schaden nehmen.
  • 2011: Die US-Amerikaner Saul Perlmutter, Brian P. Schmidt, Adam G. Riess erhalten die Auszeichnung, weil sie durch das Beobachten von Supernovae beweisen konnten, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt.
  • 2010: Die Briten Andre Geim und Konstantin Novoselov für die Entwicklung von Graphem, dem dünnsten und stärksten Material aus Kohlenstoff.
  • 2009: Charles Kuen Kao, Willard Sterling Boyle und George Elwood Smith für ihre Forschung mit Lichtimpulsen und Lichtsensoren im Einsatz moderner Kommunikationsmittel.
  • 2008: Der US-Amerikaner japanischer Herkunft Yoichiro Nambu und seine japanischen Kollegen Makoto Kobayashi und Toshihide Maskawa erhalten die Auszeichnung für ihre Erkenntnisse in der Teilchenphysik.
  • 2007: Der Deutsche Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich der Helmholtz-Gemeinschaft zusammen mit dem Franzosen Albert Fert für ihre Beiträge zur Erforschung des Riesen-Magnet-Widerstands, der für den Lesevorgang bei Computer-Festplatten verwendet wird.
  • 2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für den Nachweis winziger Temperaturschwankungen in der sogenannten kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".
  • 2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer Laser-basierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.
  • 2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks.
  • 2003: Alexej Abrikosow (USA und Russland), Vitali Ginsburg (Russland) und Anthony Leggett (USA und Großbritannien) für bahnbrechende Arbeiten zu Supraleitern und Supraflüssigleiten.
  • 2002: Raymond Davis (USA), Masatoshi Koshiba (Japan) und Riccardo Giacconi (USA) für die Entdeckung kosmischer Röntgenstrahlen und Neutrinos.
  • 2001: Wolfgang Ketterle (Deutschland), Eric A. Cornell (USA) und Carl E. Wieman (USA) für die Erschaffung des Bose-Einstein- Kondensats, der fünften Erscheinungsform der Materie neben fest, flüssig, gasförmig und dem Plasma.

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Rimo, Dienstag, 03.Oktober 2017, 14:23 Uhr

2. Direkt nachgewiesene Gravitationswellen

100 Jahre nach Veröffentlichung der Allgemeinen Relativitätstheorie wurden vor 2 Jahren Gravitationswellen nachgewiesen.
100 Jahre später! Das kann man sich auch als Nicht-Physiker einmal durch den Kopf gehen lassen.

Wenn ich das alles richtig verstanden habe, was absolut nicht zwingend der Fall sein muss, dann wurde dieser direkte Nachweis durch die praktische Anwendung der Quantenmechanik ermöglicht. - Ausgerechnet dieser Quantenmechanik, der wir es verdanken, dass unsere heutigen Computer + Feinstmessgeräte nicht bei der Turingmaschine + Konrad Zuses "Z"s verharrten.
Ausgerechnet dieser Quantenmechanik, die ebenfalls als "richtig" nachgewiesen wurde + erstmal im krassen Widerspruch zur Allgem. Relativitätstheorie zu stehen scheint.

Nicht auszudenken, wie ein visionärer, genialer Kopf wie Einstein heute unser Weltverständnis mit der zur Verfügung stehenden Technologie auf den Kopf stellen + vllt sogar die versch. Gebiete der Physik zus.führen könnte!

Genialer Wahnsinn ...!

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Cosi, Dienstag, 03.Oktober 2017, 12:12 Uhr

1. Biorhytmus!

Danke für diese wissenschaftliche Belegung!
Das spüre ich auch immer wenn die Uhren umgestellt werden.
Aber nicht nur ich merke das jeder in unserer Familie etwas anders gepolt ist.
Mein Mann ist ein leidenschaftliche Lerche > Frühaufsteher ,ich bin eher eine Eule.

Diese Uhrenumstellung ist ein großer Schwachsinn für Mensch und Tier.
Ich hab`s doch immer schon gewusst.
Das sollte man wieder Rückgängig machen.Alles Neue ist nicht unbedingt besser.
Man sollte auf die Menschen Rücksicht nehmen und nicht alles der Wirtschaftlichkeit unterordnen.
Ich bin ein leidenschaftlicher" Nicht-Uhren umstellen Anhänger".

  • Antwort von Eule, Dienstag, 03.Oktober, 12:51 Uhr

    Cosi, Zustimmung :-) !

  • Antwort von hannes, Dienstag, 03.Oktober, 13:05 Uhr

    dann fahren Sie bitte auch nicht in Urlaub an Orte, wo man am Ende die Zeit umstellen muss.

    Die Sommerzeitumstellung ist genial, weil man im Sommer einfach mehr von der Sonne am Abend hat. Bei uns ist es so lange dunkel und kalt, da ist die eine Stunde mehr Licht für aktive Menschen einfach ein toller Ausgleich. Und im Winter muss man umstellen, weil sonst sitzt man bis neun Uhr im Dunkeln in der Arbeit oder Schule, was sicher kontraproduktiv für die Leistungsfähigkeit wäre. Wenn man ein wenig nachdenkt, erkennt man, dass die Umstellung, wie sie jetzt ist, die allerbeste Lösung ist.
    Ach und neu ist das Ganze nicht - vor 80 Jahren gab es sogar eine zweite Stunde Sommerzeit.
    Und es hat nichts mit Wirtschaftlichkeit zu tun, sondern einfach nur mit Lebensqualität.
    Und wenn Sie wollen, dann stellen Sie halt Ihre Uhren einfach nicht um.

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