NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Der 44. Verhandlungstag

Keine spektakulären Zeugen, keine Aussagen, die wirklich Neues bringen. Der 44. Verhandlungstag stellt alle Verfahrensbeteiligten auf eine harte Probe. Immer konzentriert bei der Sache zu bleiben, ist nicht einfach.

Von: Christoph Arnowski

Stand: 09.10.2013 | Archiv

Christoph Arnowski | Bild: Bayerischer Rundfunk

09 Oktober

Mittwoch, 09. Oktober 2013

Als nach über einer Stunde Verhandlung die Zschäpeverteidigerin Anja Sturm mitten in der Zeugenbefragung durch Richter Manfred Götzl 15 Minute Pause erbittet, wird der richtig sauer. "Warum unterbrechen Sie mich mitten in meiner Befragung?", fragt er gereizt. Und als Sturm etwas von "erschöpfter Konzentrationsfähigkeit" ihrer Mandantin stammelt, verliert Götzl für einen Moment die Geduld. "Frau Zschäpe lächelt. Vielleicht können Sie mir das selbst erklären mit Ihrer Konzentrationsfähigkeit."

Das tut sie natürlich nicht, wie immer sagt sie kein Wort. Wenn etwas von diesem Verhandlungstag in Erinnerung bleiben wird, dann vielleicht dieser kleine Vorfall.

Der Rest ist viel Routine

Eine Polizeibeamtin aus Zwickau  berichtet, dass sie 68 Zeitungsartikel ausgewertet habe, die in der ausgebrannten Wohnung des NSU-Trios in der Zwickauer Frühlingsstraße sichergestellt wurden. Alle Artikel hatten Bezug zu den Morden und Bombenanschlägen des NSU. Auf zwei dieser Artikel fanden sich Fingerabdrücke von Beate Zschäpe, auf welchen genau, konnte die Polizeibeamten freilich nicht mehr sagen.

Zschäpe-Verteidiger Wolfgang Stahl zweifelt die Beweiskraft aus anderem Grund an. Wenn sich lediglich auf zwei der 68 Zeitungsausschnitte Fingerabdrücke von Beate Zschäpe wiederfinden, sei dies kein Indiz dafür, dass sie, wie von der Bundesanwaltschaft behauptet, ein Archiv über die Taten angelegt und gepflegt habe. Stattdessen zieht Stahl den Schluss, dass seine Mandantin äusserst selten Kontakt mit den Artikeln gehabt habe.

Viel Raum nimmt schließlich die Befragung eines weiteren Beamten ein, der sich mit den Autoanmietungen beschäftigt hat, die laut Anklage das NSU-Trio unter den Namen der Mitangeklagten Andre E. und Holger G. vorgenommen hat. Insgesamt geht es um 65 Verträge. 15 davon passen von Datum und gefahrenen Kilometern genau zu 17 der angeklagten Morde, Bombenanschläge und Banküberfälle.


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