NSU-Prozess


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61. Verhandlungstag, 27.11.2013 Zschäpes Mutter verweigert die Aussage

Vier Minuten. So lange dauerte die Mutter-Tochter-Begegnung im Gerichtssaal. Als Annerose Zschäpe den Raum betrat, begann Beate Zschäpe einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand zu fixieren. Sie starrte stur geradeaus, vermied jeden Blickkontakt mit ihrer Mutter.

Von: Tim Aßmann

Stand: 27.11.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

27 November

Mittwoch, 27. November 2013

Doch was wohl Gelassenheit signalisieren sollte wirkte vor Allem bemüht. Annerose Zschäpe machte als Zeugin im Prozess gegen ihre Tochter nur kurz Angaben zur Person und nahm dann das in Anspruch was ihr als enge Angehörige per Gesetz möglich ist: Sie verweigerte die Aussage.

Ihre Angaben aus der polizeilichen Vernehmung gab sie nicht frei. Dort soll sie ihre Tochter unter anderem als eine sehr selbstbestimmte junge Frau beschrieben haben, die nicht manipulierbar war und einmal getroffene Entscheidungen nicht änderte. Diese Beschreibung wird nun also nicht Teil der Beweisaufnahme, aber sie ist wohl auch verzichtbar da schon mehrere andere Zeugen Beate Zschäpe so beschrieben haben.

Cousin berichtet über Beate Zschäpe

Der Kurzbesuch von Annerose Zschäpe war also inhaltlich eher eine Randnotiz am 61. Verhandlungstag. Bestimmt wurde der Tag von der Aussage des Zschäpe-Cousins Stefan A. Der 39-Jährige war Mitte bis Ende der 1990er-Jahre Teil der rechtsextremen Szene in Jena und kannte neben seiner Cousine auch ihre Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt gut. "Wir waren gegen Ausländer, gegen Linke, gegen den Staat, gegen Alles" erklärte Stefan A. Sein Freund Uwe Mundlos sei zunehmend politisch geworden, habe Hetzgedichte gegen Ausländer und Neonazi-Flugblätter verfasst und Uwe Böhnhardt sei ein Waffennarr gewesen.

Mit seiner Cousine will Stefan A. über Politik nie geredet haben. Er beschrieb sie als selbstbewusst. Wenn ihr jemand komisch kam habe sie auch mal gesagt: "Lass mich in Ruhe, sonst tret ich Dich in den Hintern." Stefan A. gab sich in weiten Teilen seiner Vernehmung wortkarg und einsilbig. Die Befragung war entsprechend mühsam. Als "maulfaul" bezeichneten ihn gleich mehrere Opferanwälte. Er sei offensichtlich bemüht Niemanden zu belasten.


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