69. Verhandlungstag "So was habe ich noch nicht erlebt"
Siegfried Mundlos, der Vater des toten mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos, hat mit einem Satz für einen Eklat im NSU-Prozess gesorgt. Richter Götzl nannte er einen "kleinen Klugsch...".
18. Dezember
Mittwoch, 18. Dezember 2013
"Ich bin ja schon lange im Geschäft, aber so was habe ich auch noch nicht erlebt." Ausgesprochen hat diesen Satz am 69. Verhandlungstag Richter Manfred Götzl, doch so mancher Gerichtsreporter oben auf der Pressetribühne wird sich dasselbe gedacht haben. Ein Zeuge, der mitten in der Befragung einfach einen Apfel rausholt und hineinbeißt, der später eine Nachfrage des Richters mit den Worten erwidert: "Sie sind ein kleiner Klugsch…", wobei er die letzte Silbe des Schimpfworts nicht ausspricht. Allein das sind schon unerhörte Zumutungen.
Mundlos fabuliert von 12 Opfern
Ebenso unerhört aber ist es, dass der Zeuge, dessen Sohn zehn Menschen ermordet haben soll, sich zwar bei den Opferangehörigen entschuldigt, seinen Sohn jedoch fast im selben Atemzug mit den Mordopfern gleichsetzt, indem er von "12 Opfern" fabuliert, also die zehn vom NSU ermordeten plus deren wahrscheinliche Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die am 4. November 2011 nach einem Banküberfall in Eisenach ums Leben kamen.
Kein einfaches Schicksal
Siegfried Mundlos, Vater des mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Mundlos, hat sicher kein leichtes Schicksal: Der eigene Sohn tot und vermutlich ein mehrfacher Mörder. Darüber ist schwer hinwegzukommen. Dass er nun aber nicht nur versucht, seine Familie von jeglicher Mitschuld freizusprechen am "Abdriften" Uwe Mundlos' in die rechte Szene, sondern auch noch seinen Sohn als Opfer darstellt, als Opfer einer Geheimdienstverschwörung, ist schwer erträglich - für das Gericht ebenso wie für die Gerichtsreporter.