93. Verhandlungstag, 13.3.2014 "Mein Sohn war unser Lämmchen"
Vor allem Manfred Götzl, dem Vorsitzenden Richter, dürfte heute unwohl gewesen sein und zwar angesichts der Erklärung , die Ismail Yozgat als Nebenkläger vorbereitet hatte und die er seit zwei Tagen vortragen wollte.
13. März
Donnerstag, 13. März 2014
Der stämmige türkische Familienvater mit dem starken Willen in der Stimme und dem traurigen Gesichtsausdruck ist der Vater von Halit Yozgat , den der NSU 2006 in dessen Kasseler Internetcafe mit zwei Kopfschüssen ermordet hatte ."Mein Sohn war unser Lämmchen, das ich mit eigenen Händen in der Türkei begraben musste", sagt der Vater und schaut dabei Beate Zschäpe an. Die Hauptangeklagte in diesem Verfahren blickt mit versteinertem Gesicht auf den Tisch vor und hat den Kopf in die Hände gestützt.
Manfred Götzl, der Gerichtsvorsitzende weiß auch ohne den Einwand von Zschäpes Anwälten, dass das alles nichts mit den hier in München angeklagten Taten zu tun hat und greift ein, wie es ihm die Strafprozessordnung vorgibt. Im Visier hat er aber nicht den türkischen Familienvater, sondern die Nebenklageanwälte der Familie Yozgat. Die, so Götzl, hätten ihre Mandantschaft besser beraten und darauf einstellen sollen, was in einem deutschen Strafverfahren möglich ist und was nicht. Weiter will der sonst so strenge Götzl nicht gehen. Er sieht die Verzweiflung des Ismail Yozgat. Ihm jetzt das Wort zu entziehen und notfalls das Mikrophon abzuschalten - dafür erntet man keinen Beifall.
Ein furchtbarer Tod
Das Gericht läßt Ismail Yozgat gewähren, der nun fordert, das Gericht solle jetzt und hier ein Urteil sprechen. Ein Urteil, mit dem die Holländische Straße in Kassel umgehend in Halit-Yozgat-Straße umbenannt wird. An der Straße liegt der Tatort des Mordes. Halit Yozgat wurde hier geboren und hier starb er 21 Jahre später einen furchtbaren Tod. Die Not dieses Familienvaters war mit Händen zu greifen - das sagen auch Zschäpes Anwälte nachdem es endlich geschafft ist und Ismail Yozgat sich beim Gericht für die Aufmerksamkeit bedankt hat. Seine ganze Hoffnung ruht nun auf Manfred Götzl, der vorsichtig einzubringen versucht, dass er da wohl nicht viel tun könne. Später bedankt sich der türkische Familienvater auch bei den Reportern, die ihm zugehört haben. Die ganze Welt soll wissen, was für ein guter Sohn sein Halit war und was die Mörder seiner Familie angetan haben.