NSU-Prozess


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96. Verhandlungstag, 20.3.2014 Der dreiste Zeuge K.

Zum dritten Mal war André K., Ex-Bekannter des NSU-Trios, als Zeuge geladen. Seine Aussagen waren wieder wenig substanziell, dafür aufreizend provokant. Aber dann sagte er etwas, das der Zschäpe-Verteidigung wenig gefallen dürfte.

Von: Tim Aßmann

Stand: 20.03.2014 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

20 März

Donnerstag, 20. März 2014

Am 96. Verhandlungstag kam ein alter Bekannter in den Saal A 101 des Münchner Strafjustizzentrums. André K., ehemals enger Freund des Terrortrios und des angeklagten Ex-NPD-Funktionärs Ralf Wohlleben, war - wie schon bei seinen früheren Auftritten als Zeuge - vordergründig gesprächig. K. redet gern, aber sagen tut er wenig - vor allem, wenn es um Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe und Wohlleben geht. So war es auch diesmal. K. beruft sich häufig auf Erinnerungslücken. Sein Standardsatz, den alle Prozessbeteiligten wahrscheinlich auch wiedergeben könnten, wenn man sie um vier Uhr morgens weckt, lautet dann immer: "Daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern."

"Thüringer Heimatschutz" angeblich mildtätig

André K. war Mitte bis Ende der 1990er-Jahre eine der zentralen Figuren in Jenas rechtsextremer Szene, gehörte zum Führungszirkel der "Kameradschaft Jena" und dem "Thüringer Heimatschutz" (THS). Gewalt war für André K. zur Durchsetzung politischer Ziele aber immer tabu. Sagt er. Dass Uwe Böhnhardt davon sprach, alle Ausländer müssten vergast werden, will André K. nicht mitbekommen haben und der THS wurde nach seiner Darstellung vor allem gegründet, um kommunalpolitische Ziele durchzusetzen. Die Harmlosigkeit der Gruppe wollte dann schließlich auch die Verteidigung von Ralf Wohlleben offensichtlich demonstrieren, als sie  entsprechende Fragen stellte um hervorzuheben, dass der THS mal eine Suppenkanone für wohltätige Zwecke betrieben habe.

NSU-Unterstützer, den die Verjährung schützt

In seinen früheren Vernehmungen hatte K. bereits eingeräumt, dass er nach dem Untertauchen seiner Freunde 1998 Geld für sie sammelte, versuchte, ihnen gefälschte Pässe zu besorgen und auch in Südafrika nach möglichen Unterschlüpfen für sie suchte. Diese Unterstützungshandlungen sind aber sämtlich verjährt. André K. ist zwar noch Beschuldigter im Ermittlungsverfahren gegen mögliche NSU-Unterstützer. Das Verfahren gegen ihn sei allerdings einstellungsreif, erklärte die Bundesanwaltschaft schon vor Monaten.

Aussage, die Zschäpe nicht gefallen dürfte

Vor allem die Nebenklage-Vertreter versuchten nun über Stunden, aus André K. Informationen über die rechte Szene herauszuholen. Erfolglos. "Sagt mir nix", erklärte André K. immer wieder und im Gerichtssaal trat er immer dreister auf. Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe will er menschlich geschätzt haben, weil sie ihm sympathisch waren. "Mein Busfahrer und meine Brötchen-Verkäuferin sind mit auch sympathisch", sagte eine Opferanwältin. "Deshalb schätze ich sie noch lange nicht menschlich". "Das ist aber schade", erwiderte André K. Wenig später wurde er als Zeuge entlassen. Trotz aller Erinnerungslücken fielen aber auch bei dieser Vernehmung von André K. ein paar Nebensätze, die der Zschäpe-Verteidigung nicht gefallen haben dürften. Beate Zschäpe sei eine eigenständige, selbstständige Persönlichkeit gewesen, die ihre eigenen Belange vertreten habe und kein Anhängsel war, sagte André K. und er ergänzte: "Das ist das Gesamtbild, das ich von ihr hatte."


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