NSU-Prozess


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102. Verhandlungstag, 3.4.2014 Aussage der Mundlos-Mutter macht fassungslos

Die Mutter von Uwe Mundlos im Zeugenstand: Sie bemühte sich, das Bild einer ganz normalen Familie zu zeichnen. Sie hatte kein leichtes Leben, wenig Zeit für Uwe. Dennoch: Wie kann es sein, dass sie nicht mitbekam, dass ihr Sohn in die extrem rechte Szene abrutschte?

Von: Thies Marsen

Stand: 03.04.2014 | Archiv

Fahndungsfoto 2007 von Uwe Mundlos (rechts) und Uwe Böhnhardt (veröffentlicht vom Bundeskriminalamt) | Bild: picture-alliance/dpa

03 April

Donnerstag, 03. April 2014

Wie kann es sein, dass Eltern nichts davon mitbekommen, wenn ihr Sohn in die extrem rechte Szene abrutscht? Wenn er jedes Wochenende unterwegs ist, zu Rechtsrock-Konzerten oder Neonazi-Aufmärschen fährt? Wenn er mit seinen Freunden regelmäßig Jagd auf Linke macht, schließlich Rohrbomben bastelt und Bombenattrappen in der Stadt deponiert? Wie kann es sein, dass sie nichts an seiner Glatze und seinen Springerstiefeln finden, ihm sogar noch eine der bei Neonazis so beliebten Bomberjacken kaufen, weil sie die schick und praktisch finden?

NSU-Prozess Mundlos-Mutter sagt aus

Die heutige Zeugenaussage von Ilona Mundlos, Mutter des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos macht fassungslos. Fast so fassungslos wie die Aussage ihres Ehemannes Siegfried Mundlos im Dezember. Der hatte den Richter damals provoziert und beleidigt, hatte allein die Behörden, insbesondere den Verfassungsschutz, dafür verantwortlich gemacht, dass sein Sohn ein Rechtsterrorist und Mörder geworden ist, hatte gar seinen toten Sohn auf eine Stufe gestellt mit denjenigen, die sein Sohn umgebracht hat.

Mutter hatte wenig Zeit für Uwe Mundlos

Keine Frage: Ilona Mundlos hatte wahrlich kein leichtes Leben, sie muss bis heute ihren zweiten, schwerbehinderten Sohn pflegen, schuftete jahrzehntelang sechs Tage die Woche in der Kaufhalle, immer Spätschicht, um die Familie über die Runden zu bekommen. Da blieb wenig Zeit für den jüngeren Sohn Uwe. Und die 90er-Jahre waren eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und auch des teilweisen Zusammenbruchs in Ostdeutschland. Doch es gehört trotzdem viel Naivität dazu, viel offensives Wegschauen, um all die deutlichen Zeichen zu übersehen, die darauf hindeuteten, wohin die Reise von Uwe Mundlos ging - tief hinein in die gewalttätige rechte Szene. Ein Prozess, der ja nicht schlagartig kam, sondern sich über Jahre hingezogen hat.

Ilona Mundlos bemühte sich heute, das Bild einer ganz normalen Familie zu zeichnen. Doch dieses Bild ist schief. Es ist eben nicht normal, nicht nachzufragen, wenn der Sohn einer menschenverachtenden Ideologie verfällt.


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