Vier Wochen hat es gedauert, bis heute der rätselhafte Tod des Verfassungsschutz-V-Mannes mit Decknamen "Corelli" den NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht erreicht hat. Der für das Bundesamt für Verfassungsschutz aktive Neonazi war tot in seiner Wohnung gefunden worden - ausgerechnet von Ermittlern, die ihn dort zu Details befragen wollten, die durchaus etwas mit dem Verfahren gegen Beate Zschäpe und ihre vier Mitangeklagten zu tun haben.

Das offizielle Obduktionsergebnis geht von einer Diabetes-Erkrankung aus, an deren Folgen "Corelli" gestorben sein soll. Aber selbst daran zweifeln einige der Nebenklage-Anwälte im NSU-Verfahren. Sie beantragten heute, alle Akten beizuziehen, die mit dem V-Mann zu tun haben, der ja selbst auch als Zeuge in dem Münchner Prozess aussagen sollte. Also auch das Obduktionsergebnis. Und dieser Antrag, über den der Senat noch nicht entschieden hat, nährt natürlich wieder Gerüchte, hier sei ein wichtiger Zeuge möglicherweise beseitigt worden.

Immer noch mehr Fragen als Antworten

Um einen anderen Angehörigen der Neonazi-Szene in den neuen Bundesländern ging es heute während des ganzen 109. Prozesstages. Ein Beamter des Bundeskriminalamtes berichtete über die Vernehmungen dieses Rechtsextremisten, der schon mal bei der Beschaffung von Sprengstoff behilflich war, Rechtsrockkonzerte organisierte - und nach seinen eigenen Worten nach dem Untertauchen von Beate Zschäpe und der beiden Uwes eine Zeit lang sehr genau wusste, wo sich das Trio versteckt hielt.

Kurz vor dem ersten Jahrestag produziert dieser Prozess noch immer mehr Fragen als Antworten.