NSU-Prozess


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116. Verhandlungstag, 28.5.2014 Verteidigung: Wohlleben schon zu lang in U-Haft

Die Frage war nicht, ob es geschehen würde, sondern wann: Am Ende des heutigen Prozesstages reichten die Anwälte des Angeklagten Ralf Wohlleben den Antrag ein, ihren Mandanten aus der Untersuchungshaft zu entlassen: durch Aufhebung oder Aussetzung des Haftbefehls.

Von: Oliver Bendixen

Stand: 28.05.2014 | Archiv

Oliver Bendixen | Bild: Bayerischer Rundfunk

28 Mai

Mittwoch, 28. Mai 2014

Ebenso wie Beate Zschäpe sitzt der angeklagten Neonazi seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft. Die anderen drei Angeklagten befinden sich auf freiem Fuß und reisen jeden Verhandlungstag zum Prozess nach München an. Mit dem Antrag hatte der Strafsenat des Oberlandesgerichts ebenso gerechnet wie die Bundesanwaltschaft. Deren Vertreter werden vermutlich bereits am kommenden Dienstag die Zurückweisung des Verteidigerantrages verlangen.

Die Argumentation der Wohlleben-Anwälte klingt auf den ersten Blick schlüssig. Im Strafverfahren, also auch hier im NSU-Prozess, gilt ein Beschleunigungsgebot, wenn einer der Angeklagten in Untersuchungshaft sitzt. Im Klartext: Die Richter müssen sich bemühen, die für und gegen den Beschuldigten sprechenden Argumente besonders schnell zu prüfen und den Betroffenen entweder rasch verurteilen oder genauso rasch als Unschuldigen wieder freizulassen.

Gibt es überhaupt Zeugen, die Wohlleben entlasten?

Ralf Wohlleben wird beschuldigt, die Ceska-Pistole beschafft zu haben, mit der neun der zehn NSU-Opfer erschossen wurden. Die Anklage wirft ihm also Mittäterschaft bei einer ganzen Serie von Morden vor. Der 39-Jährige bestreitet dies. Seine Anwälte fordern, nun sollten auch die Zeugen gehört werden, die Wohlleben entlasten. Ob es die überhaupt gibt, weiß niemand so recht.

Gerade in den vergangenen Wochen hörte das Oberlandesgericht dagegen mehrere Zeugen, von denen der Neonazi belastet wurde. Er habe das NSU-Trio nach dessen Untertauchen unterstützt und wohl auch am Kauf der Tatwaffe entscheidenden Anteil gehabt, hieß es. Und damit gibt es wohl wenig Zweifel daran, dass Wohlleben an jedem weiteren Verhandlungstag aus der Untersuchungshaft in Handschellen vorgeführt wird.


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