164. Verhandlungstag, 26.11.2014 Weihnachtsferien jetzt schon nötig
Nicht neu, aber dennoch unerträglich: Ein Szene-Zeuge wusste mal wieder merkwürdig wenig. Außerdem wurde deutlich: Der Prozess zerrt an den Nerven.
26. November
Mittwoch, 26. November 2014
Wenn Ralph H. heim fährt nach Hohenstein-Ernstthal ist er vermutlich furchtbar stolz auf sich. Weil er seine Version vom Geschehen in Chemnitz Ende der 90er Jahre so schön aufrecht erhalten hat im Gerichtssaal. Diese Version ist aber vor allem Eines: Unglaubwürdig. Fest steht: Das Trio hatte seinen Personalausweis und bestellte damit Waren, wie Nachtsichtgerät und Pfefferspray an eine Deckadresse. Der Ausweis sei ihm abhanden gekommen, sagte Ralph H. heute.
Unterschiedliche Versionen
Dass er im Gerichtssaal und bei seiner polizeilichen Vernehmung dazu unterschiedliche Versionen erzählte, konnte der Mann, der zur Chemnitzer Skinhead-Szene gehörte, nicht schlüssig erklären. Nicht nachvollziehbar ist auch ein weiterer Teil seiner Aussage. Er erzählte von einem Treffen mit einem Bekannten, bei dem auch zwei unbekannte Männer mit Kapuzenpullovern dabei waren. Diese zwei sollte er bei sich unterbringen.
Beschreiben konnte er sie nun aber nicht mehr und wer die zwei waren und warum sie eine Wohnung brauchten, will ihn angeblich nicht interessiert haben. Auch nicht, als er ein halbes Jahr später wieder gefragt wurde. Er lehnte damals erneut ab und empfahl einen Bekannten anzusprechen. Der half dann auch tatsächlich und zwar Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe.
Heftiger Disput im Gerichtssaal
Opferanwalt Mehmet Daimagüler konfrontierte den Zeugen mit den Namen der NSU-Mordopfer, um dessen Einstellung zu Türken zu ergründen. Die Verteidiger-Teams von Ralf Wohlleben und Beate Zschäpe unterbrachen Daimagüler immer wieder, warfen ihm vor sein Fragerecht zu missbrauchen. Es folgten lange und teils persönliche Streitereien vor Allem zwischen Daimagüler und Wohlleben-Verteidiger Klemke. Die Opfernamen waren Zeugen auch an anderen Verhandlungstagen vorgehalten worden, ohne dass es ähnliche Szenen gab. Nach mehr als achtzehn Monaten zerrt das Verfahren offenbar sehr an den Nerven einiger Beteiligter. Noch drei Wochen. Dann ist Weihnachtspause.