170. Verhandlungstag, 11.12.2014 Schnappschüsse, die den Tod bringen können
Was verraten die heute gezeigten Bilder? Sie wirken alltäglich - doch sie könnten Hinweise darauf sein, welche Anschlagsziele die NSU-Terroristen ins Visier nahmen. Doch warum schlugen sie an manchen Orten zu, an anderen nicht?
11. Dezember
Donnerstag, 11. Dezember 2014
Es könnte auch ein ganz normaler Schnappschuss sein, aufgenommen bei einer ganz normalen Städtetour: Ein Mann in Freizeitkleidung mit Sonnenbrille und Baseballmütze posiert in irgendeiner Straße, hält sein Mountainbike und blickt in die Kamera, im Hintergrund irgendein Lokal mit Tischen im Außenbereich. Aber was da heute im Gerichtssaal A 101 an die Wand geworfen worden ist, ist kein ganz normaler Schnappschuss. Der Mann der darauf zu sehen ist, ist der NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt. Und alles deutet daraufhin, dass das Lokal ausspioniert worden ist von Böhnhardt und dem unbekannten Fotografen beziehungsweise der unbekannten Fotografin.
Stand auch die SPD in Hof auf der Zielliste des NSU?
Und so läuft manchem Beobachter des NSU-Prozesses heute ein Schauer über den Rücken. Denn jeder im Saal weiß, warum das Lokal ausgespäht wurde. Das Grillbistro in der Stuttgarter Nordbahnhofstraße war ins Visier der Neonazi-Terroristen geraten. Besitzer und Angestellte standen damit auf der Todesliste des NSU. Noch weitere Fotos sind zu sehen: Der Schriftzug des Lokals und einer danebenliegenden Wirtschaft, ein Foto der Straßenansicht. Aber auch zwei Fotos der SPD-Geschäftsstelle im oberfränkischen Hof. Offenbar erwogen die NSU-Terroristen auch, die SPD anzugreifen.
Warum der NSU an manchen Orten, die er ausspioniert hat, zugeschlagen hat und an manchen nicht, warum einige Kleingewerbetreibende sterben mussten und andere nicht, bleibt ein großes Rätsel, das wohl nur Beate Zschäpe aufklären könnte. Es schaut weiter nicht so aus, dass sie tun wird.